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Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck

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ist, als daß man noch auf seine Verwirklichung hoffen könnte. Wichtiger<br />

aber finde ich noch seine Feststellung gegen die sozialdemokratischen<br />

Bildungspolitiker, die eine allgemeine Volkserziehung durch den Staat<br />

forderten; wogegen er meinte, daß doch vielleicht der Staat viel eher eine<br />

kräftige Erziehung durch das Volk nötig hätte.<br />

Bleibt noch ein Hinweis auf Leo Tolstoi, der sich in seiner Schule von<br />

Jasjana Poljana immerhin die Frage vorlegte, ob die Bauernkinder bei<br />

ihm oder er bei den Bauernkindern schreiben lernen sollte.<br />

Aus diesem letzten Jahrhundert empfiehlt Dir Michel vor allem den<br />

«Sisyphus oder die Grenzen der Erziehung» von Siegfried Bernfeld.<br />

Wenn Du das gelesen hast, weißt Du zumindest, daß die Pädagogen sich<br />

reichlich Mühe geben, daß sie das aber mit Sicherheit am falschen Ort<br />

tun, und Du weißt auch, was sie tun.<br />

Alice und Otto Rühle nennt Michel stellvertretend <strong>für</strong> die ganz entschiedenen<br />

Schulreformer zu Beginn dieses Jahrhunderts. Die beiden haben<br />

sich besonders um das Bildungsschicksal von Kindern aus Arbeiterfamilien<br />

gekümmert.<br />

Zu nennen ist aber auch noch die ganze Dichterschar. Von Shaw über<br />

Brecht bis zu den Manns, die allesamt kein gutes Haar an der Schule<br />

fanden.<br />

Und heute? Es gibt einen Haufen Bücher zur Schulkritik. Aber lies mal<br />

einiges von Ivan Illich, der die Schule als mythenbildendes Ritual der<br />

neuen Priesterkaste <strong>Lehrer</strong> ansieht. Oder Paolo Freire, der das Lernen in<br />

der Schule mit dem Bankiersgeschäft vergleicht, aber doch noch eine<br />

Pädagogik der Befreiung entwickelt, in der das Volk sowohl das Sagen<br />

wie auch das Fragen hat.<br />

Das beste Buch aber zur Schulkritik und auch zur besseren Alternative<br />

ist wohl immer noch die «Schülerschule von Barbiana». Das ist ein Brief,<br />

den die Schüler an eine <strong>Lehrer</strong>in geschrieben haben, die sie hatte durchfallen<br />

lassen.<br />

Nicht der Bedeutung halber, sondern des Anstands halber muß ich Dir<br />

wohl, sozusagen als Auffinderlohn empfehlen, was der <strong>Johannes</strong> <strong>Beck</strong><br />

über die «Klassenschule» geschrieben hat und was er mit dem Heiner<br />

Boehncke Negatives gegen die Schule und Positives <strong>für</strong> die Schüler und<br />

<strong>Lehrer</strong> in den sieben «Jahrbüchern <strong>für</strong> <strong>Lehrer</strong>» zusammengeklaubt hat.<br />

Wir haben lange gesucht. Aber zur Rechtfertigung der bestehenden<br />

Schule haben Michel und ich kein einziges intelligentes oder weriigstens<br />

elegant geschriebenes Buch gefunden. Du siehst, der Mut der pädagogischen<br />

Schreiber reicht nur bis zum nächsthöheren (Dienst-)Grad.<br />

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