Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
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obwohl er sie beschimpfte und verspottete. Denn er sah in ihrem Leben,<br />
das sie ganz herrschaftlich auf Kosten anderer Leute führten, eine Ursache<br />
<strong>für</strong> die Übel seiner Zeit. Ein einsamer Kranker war er auch zugleich,<br />
denn er konnte das Wasser in der Blase nicht bei sich behalten. Erwar ein<br />
einsamer Irrfahrer wie ich, ständig auf der Flucht vor seinen Verehrern<br />
und vor der Polizei. Seine Bücher galten den Mächtigen, vor allen denen<br />
in Paris, als Anstiftung zum Unfrieden, zum Umsturz. Dabei wollte er nur<br />
den Frieden. Es fehlte ihm einfach die Begeisterung <strong>für</strong> die Könige von<br />
Gottes Gnaden, wie sie sich nannten und die von sich selber behaupteten,<br />
der Staat zu sein - und so sah der Staat auch aus. Es fehlte ihm die Liebe<br />
zu den Pfaffen und dem ganzen Adel. Zu allen also, die auf Kosten des<br />
armen Volkes lebten und dieses auch sonst unterdrückten. Nicht einmal<br />
eine eigene Meinung durften die Leute frei sagen. Geschweige denn, daß<br />
sie sonst etwas zu sagen gehabt hätten in diesem Staat.<br />
Dieser Mann wollte keines Menschen oder Staates Untertan sein. Untertanen<br />
gingen ihm auf den Geist und wider die Natur. So nannte er sich<br />
selber einen freien . Genf war seine Heimatstadt. Da<br />
gab es keinen König, und die Bürger bestimmten, was in der Stadt geschehen<br />
sollte. Aber eben die Bürger. Solche Leute wie ihr oder eure Eltern<br />
oder ich hätten auch dort nichts zu sagen gehabt. Unsereins mußte <strong>für</strong> die<br />
freien Bürger arbeiten, um etwas Lohn zum Leben zu bekommen.<br />
Dieser Lebenskünstler sah um sich herum viel Elend. Er sah die Welt<br />
der Reichen und der Armen. Und er fand, daß die Welt schlecht war.<br />
Überall Mißgunst, Neid, Unterdrückung, Schmarotzertum, Armut und<br />
Dummheit, Verstümmelung. Er sah die Ursache <strong>für</strong> dieses Leid bei den<br />
herrschenden Mächtigen und in ihrer Gesellschaft. Unter ihren Händen<br />
verkam alles, was die Natur Gutes hervorgebracht hatte, bis in sein Gegenteil.<br />
Sogar die Natur selber. Und auch die Natur der Menschen. Ihr<br />
Körper, ihre Seele gerieten aus den Fugen. Das richtige Verhältnis zwischen<br />
den Menschen, der Natur und den Dingen war zerstört worden.<br />
Und es ist alles noch viel schlimmer geworden, als es damals war. Der<br />
Fortschritt war auch ein Fortschritt der Zerstörung. Lebte dieser Mann<br />
heute und stünde hier an meiner Stelle, er würde vielleicht sagen:<br />