Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
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ker des Fort-schritts noch darüber nachdenken, wie sie die Welt nicht<br />
interpretieren, sondern verändern wollen, sind sie mitsamt dieser Welt<br />
bereits so verändert worden, wie sie es nicht wollten. Es genügt aber einfach<br />
nicht, die Welt zu verändern. Das machen die Herren des Fortschritts<br />
und wir selber doch schon die ganze Zeit- und zwar meist hinter unserem<br />
Rücken. Vielleicht sollten wir diese Veränderungen jetzt einmal interpretieren,<br />
um dann ihre Richtung zu ändern?<br />
Die Apokalypse ist machbar, Frau Nachbar. Und, lieber Jean, Du<br />
weißt, was <strong>für</strong> sie technisch machbar ist, das machen sie auch. Das haben<br />
sie bisher immer gemacht. Alles in Richtung aufihren Fortschritt, den sie<br />
Wachstum nennen, das alles zerstört. Zum erstenmal in der Geschichte ist<br />
die absolute Nullösung, die Endlösung machbar. Bisher hatten die Menschen<br />
den Weltuntergang nur religiös und mythisch vorhergesehen. Machen<br />
konnten sie den Weltuntergang nicht. Das konnte nach ihrer Meinung<br />
nur Gott organisieren. Seit sie aber nicht mehr an ihn glauben - ich<br />
meine auch an den Weltuntergang -, sondern nur noch an den endlosen<br />
Fortschritt, können sie ihn machen. Was ihre Industrie und ihre Geschäftsleute<br />
mit ihrer Warenproduktion und dem Verkauf dieser Waren<br />
noch nicht ganz geschafft haben, nämlich die Ausrottung eines jeden Unterschieds,<br />
die Zerstörung eigener Kulturen und der Natur, also die Erschaffung<br />
der Menschheit als eines trostlos funktionierenden Einerleis,<br />
das schaffen jetzt vielleicht die Kriegsindustriellen mit Hilfe ihrer wahnsinnigen<br />
Vertreter auf den Märkten und in den Befehlsständen. Verteidigung<br />
nennen sie die Erschaffung der Menschheit in ihrer Vernichtung,<br />
dem Erdboden gleich und diesen auch gleich.<br />
Auf dem Wege zu diesen Nullösungen legen sie jetzt Denkpausen ein.<br />
Eine nach der anderen. Jean, glaube ja nicht, das seien Pausen, in denen<br />
gedacht wird. Das würde jaheißen, daß sie auch sonst nicht denken, wenn<br />
keine Pause ist. Nein, sie denken dauernd und immer völlig richtig in die<br />
fal.sche Richtung.<br />
In den Denkpausen führen sie Selbstgespräche und gewaltige Dialoge<br />
mit denen, die sie zu ihren Widersachern erklärt haben. Sie brauchen<br />
solche Widersacher, denen sie die Schuld an allem Übel in die<br />
Schuhe schieben können, um die sich dann alles dreht, während sie<br />
selbst die größeren Dinger drehen. So einen Nebenkrieg führen sie<br />
zum Beispiel mit der Jugend, zu der sie dann alle rechnen, die nicht <strong>für</strong><br />
sie sind. Die Jugendlichen haben als Gegner <strong>für</strong> die Herren des Fortschritts<br />
enorme Vorteile: Sie sind wirklich ungefährlich, weil sie ziemlich<br />
ohnmächtig sind; man kann die Spießerwut der Etablierten und<br />
Enttäuschten auf sie lenken, weil sie noch in vieler Hinsicht so leben,<br />
wie diese es auch gern einmal gewollt hätten, in ihrer Mode, mit ihren<br />
billigen Reisen, mit ihren Liebesspielen und ihrer gelebten Wut; man<br />
kann alle von oben herabblicken lassen auf diese Jugendlichen, die halt<br />
noch nicht so reif sind, als deren Wohltäter man sich aufspielen kann,<br />
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