Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
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.Schriftdütsch schriebe. Chrischda, jetzt bitt iech schö, daß du mir das vo<br />
dere Großmueter so füer min Vatter ufschriebsch, genau so unfschriebseh,<br />
wia's in dine ühre chlingt. Das isch dann Alemannisch vo<br />
ne're Brämeri ufg'schriebe.» Und di-e isch so fründlich gsi und hätt's<br />
gmacht.<br />
Ich mag diese hintergründigenFrauenundMänner, derenWahrheiteine<br />
Freiheit ist, die jahrhundertelang von wechselnden Herren geschlagen<br />
wurde, aber nie gestorben ist. Weil diese Leute aufdem Wald ihre Freiheit<br />
leben, auch dann, wennsie sich totstellen. Eine Freiheit, die notfalls hinter<br />
der Narrenmaske weiterlebt, und das nicht nur zur Fassenacht.<br />
Fromme Leute sind das gewesen, die den Himmel schon ein bißchen<br />
auf Erden wollten. Eine Unverschämtheit?<br />
Fromme Leute, die als Büßer zum nahen Kloster ihrer Herren und<br />
Ausbeuter pilgerten, um es anzuzünden, um sich ihre Abgaben wieder<br />
abzuholen. Der Bußgang erfolgte zu einer Zeit, in der die heiligen Räubermönche<br />
aufBeutezügen in ihren Dörfern waren. Diese frommen Leute<br />
hielten auf ihren heiligen Prozessionen oft heimliche Versammlungen<br />
der «Einungen» ab, den selbstorganisierten Bauerngemeinden und Beratungen<br />
der Widerstandskämpfer.<br />
Auch heute noch sind sie mißtrauisch gegen alles, was geschrieben ist;<br />
von dem die Herren sagen: «Nur was du schwarz auf weiß besitzt, kannst<br />
.du getrost nach Hause tragen.» Sie kehren den Satz um. Das ist kein<br />
Trost. Sie sind mißtrauisch gegen Formulare, Verträge und gegen die<br />
Sprache der Schrift ihrer Herren. Das Wort ist ihnen wichtiger als die<br />
Schrift.<br />
«Nichts schwören und nichts unterschreiben», ist ein alter Grundsatz.<br />
Das Wort in der eigenen Sprache sollte gelten. Eine Sprache, die «Einungen»<br />
schuf. In der den Eindringlingen klargemacht werden konnte, daß<br />
sie hier nichts zu suchen hatten: Sie verstanden nichts. Aber auch die<br />
Leute vom Wald konnten den Eindringlingen sagen: «Ich cha nütt verstoh!»<br />
Nichtverstehen als Waffe!<br />
Eine listige Sprache ist das, die den Kindern in den neuen Staatsschulen<br />
ausgetrieben werden sollte und die doch mit Erziehung nicht auszurotten<br />
war. Selbst in diesen Schulen gab es Augenblicke .der Schwierigkeiten<br />
oder der Übereinstimmungen, da sprachen <strong>Lehrer</strong> und Schüler in ihrer<br />
Sprache miteinander: Verständlich! Erst die fremden <strong>Lehrer</strong>, die von auswärts<br />
kamen, verstanden nichts mehr. Erst das Fernsehen hat mächtige<br />
Einbrüche in diese Sprache geschaffen. Aber sie wird noch immer und<br />
jetzt wieder mehr gesprochen. Eine eigene trotzige Stärke der Region<br />
klingt neuerdings aus der Sprache.<br />
Nein, ich will sie nicht zu den Freiheitshelden hochjubeln, die sie nicht<br />
sind. Wie Du Dir vielleicht solche Helden vorstellst: mit offenem Visier<br />
.ins offene Messer der Unterdrücker rennen. Nein, so nicht. Die haben<br />
kein Gesicht zum Zerstechen. Die wollen leben. Und tun das mit allen<br />
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