Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
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Ch.: «Ich habe das damals schon gesagt.»<br />
E.: «Ich nicht. Mir schien die Möglichkeit, mit anderen Frauen zusammen<br />
aufs Land zu gehen, zusammen zu wohnen, alles gemeinsam zu machen,<br />
unsere Kinder aufzuziehen, selbständig zu sein, fast so was ähnliches<br />
wie eine Befreiung. Ohne diese ständige Bevormundung durch irgendwelche<br />
Männer, wirklich selbst verantwortlich. Weißt du, das fand<br />
ich sehr gut. Da kam vielleicht viel von meinen Jugendwünschen ins Spiel.<br />
Aber haben wir nicht gemeinsam auch von Selbstbestimmung und Selbstverantwortung<br />
geredet?<br />
In gewisser Weise war das dort eine richtige , würde<br />
man heute vielleicht dazu sagen. Wenn damals heute gewesen wäre, ich<br />
hätte eine Frauenkommune auf dem Lande aufgebaut. Mensch, Christa,<br />
so was können wir doch auch. All diese technischen Arbeiten und dann<br />
noch Kinder haben, ohne diese Bevormundung. Das war wirklich gleichberechtigt<br />
untereinander, unser Leben hatte einen ruhigen Pol. Da gab es<br />
nicht: hier Freizeit, da Beruf, das gehörte zusammen. Das war anders als<br />
im normalen Leben.» -<br />
Ch.: «Und wovon habt ihr -gelebt, ich meine, woher hattet ihr das<br />
Geld?»<br />
E.: «Das war unterschiedlich bei diesen Lebensborn-Heimen. Wir hatten<br />
eine eigene Landwirtschaft und haben uns weitgehend selbst versorgt.<br />
Etwas Geld bekamen wir <strong>für</strong> die Kinder.»<br />
Ch.: «Du tust jetzt, als sei das das Paradies gewesen. Als ob der Zweck<br />
eures Daseins nicht gewesen wäre, SS-Kanonenfutter aufzuzüchten, mit<br />
all diesem nordischen Quatsch überhaupt- es ist entsetzlich, wie du heute<br />
noch davon sprichst. Ich sehe mich gleichzeitig in der Todeszelle deiner<br />
sitzen. Grauenhaft.»<br />
E.: «Also erst mal: Ich hielt den Aufbau unseres Volkes, seine Heilung<br />
von all den Zivilisationsschäden, seine Reinigung <strong>für</strong> etwas sehr Positives.<br />
Da<strong>für</strong> wollte ich leben. In der Jugendbewegung - mit dir - hatte ich<br />
erfahren, daß es in der Gruppe und in der Natur auf dem Land besser<br />
.geht, daß man da besser leben kann als allein in der Stadt. Kinder wollte<br />
ich haben und sie aufziehen. Aber ich wollte das nicht in so einer Familie,<br />
wie ich sie selbst erlebt hatte. Ich wollte es mit anderen Frauen machen,<br />
die in der gleichen Lage waren. Das ging damals wohl nur in so einem<br />
.»<br />
Ch.: «Und wie war das mit diesen SS-Zuchtbullen? Das muß doch<br />
furchtbar gewesen sein mit denen?»<br />
E.: «Hör auf mit solchen Wörtern. Uns nannten sie .<br />
Das sollte eine Beleidigung sein, und <strong>für</strong> mich war es das auch. Klar,<br />
um unsere Kinder zu machen, brauchten wir wohl Männer. Wir konnten<br />
zur - so nannte die SS das - zu ihnen fahren. Uns einen aussuchen<br />
und die Zeit mit ihm verbringen. Ich fand das schlimm. Habe das als<br />
Gewalt erlebt, als brutal. Wie die an einem rumgemacht haben. Aber ich<br />
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