Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ihre Erfahrungen machen und ihre Freunde haben. Auch in der Stadt<br />
sollte man die Schüler nicht von einem Stadtteil in den anderen transportieren.<br />
Für uns ist die Schule im Dorf, in dem wir leben, deshalb besonders<br />
wichtig, weil wir nicht nur mit dem Maul, sondern vor allem mit der<br />
Hand und dem Kopf lernen. Wir wollen die Welt nicht nur besprechen,<br />
sondern wir wollen sie auch begreifen und verändern, und dazu braucht<br />
man sowohl den Kopf als auch die Hand. Dazu muß man arbeiten. Und<br />
das geht dort am besten, wo man arbeiten kann, wo die Werkzeuge, wo<br />
die Mittel vorhanden sind, die man dazu braucht. Von hier aus nehmen<br />
wir Kontakt mit derWelt auf. Wir können sie so besser aufunsere Lebensverhältnisse<br />
beziehen, als wenn wir nur über die Welt reden.<br />
Die Kirche dort gegenüber derSchule können Sie unseretwegen gern in<br />
ein Mittelpunktkirchendorfschaffen. Diese Schule abermuß im Dorfbleiben!»<br />
Auch als ein kulturelles Tor zur Welt.<br />
Heute steht die Kirche immer noch im Dorf, aber die Schule haben sie<br />
in ein Mittelpunktschuledorf geschafft. Die Leute sind nicht gefragt worden<br />
- nur interviewt hat man sie, und vom Fortschritt hat man geredet.<br />
Aber die Erfahrungen des <strong>Lehrer</strong>s und der Schüler und der übrigen Menschen<br />
im Dorfhaben niemanden interessiert. Die Bildungskatastrophenschützer<br />
aus dem Ministerium und dem Kreisschulamt wußten alles<br />
schon. Deswegen konnten sie nichts mehr lernen.<br />
Sie bauen einen Werkraum<br />
Lieber Jean, ich bin eine ganze Weile in diesem Schulhaus geblieben.<br />
Dabei habe ich mitbekommen, wie die Schüler zu Pendlern gemacht wurden<br />
wie ihre Eltern. Früh übt sich, was ein Pendler werden muß.<br />
In der neuen «Mittelpunktschule» gab es jetzt plötzlich die gleichen<br />
Schwierigkeiten zwischen <strong>Lehrer</strong>n und Schülern wie in den Städten. Alles<br />
war perfekt organisiert, so daß nichts mehr klappte.<br />
Mein <strong>Lehrer</strong>freund sollte jetzt ein neuntes Schuljahr unterrichten. Das<br />
war in diesen Jahren auch in den abgelegenen Waldgemeinden eingeführt<br />
worden. Man hatte einen anspruchsvollen Lehrplan da<strong>für</strong> aufgeschrieben<br />
im Ministerium. Aber solist gab es nichts. Kein Werkzeug, keine geeigneten<br />
Räume. Und die Hälfte der Schüler mitsamt ihrem <strong>Lehrer</strong> waren<br />
fremd in der Gemeinde.<br />
Die Schüler waren die Schule leid: «Noch ein Jahr rumsitzen und nichts<br />
lernen, was man braucht - das gibt Krach!» <strong>Lehrer</strong> und Schüler redeten<br />
über diese Lage. Ergebnis: «Entweder, wir öden uns ein Jahr lang an oder<br />
wir machen was Richtiges.» Was Richtiges war ein Raum zum Arbeiten<br />
und zum Feiern. Ein Platz auf dem Schulhof war vorhanden.. Ein alter<br />
Fachwerkbau könnte beschafft und auf den Schulhof gebracht werden.<br />
Woher das Geld nehmen? Kriegt man die Genehmigung? Können wir<br />
43