Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
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schehen können die Arbeitshäuser gelten, in denen das «niedere Volk»<br />
zur Lohnarbeit erzogen werden sollte, und zwar mit Gewalt. Auf der anderen<br />
Seite steht das nach deinem Tod entstandene Gymnasium <strong>für</strong> den<br />
Nachwuchs der «höheren Stände». Heute haben die Menschen die «Sachzwänge»<br />
der Warenproduktion und des Konsums so weit in sich hineingefressen,<br />
daß die Gesetze des Marktes und des Tauschs sich in den heute<br />
verwendeten pädagogischen Doktrinen einnisten konnten. Die Fabrik,<br />
das Warenhaus und die Finanz-Bank bestimmen heute den Charakter aller<br />
möglichen nach Rangordnungen und Branchen gestuften Beschulungsprogramme.<br />
Erklärungsversuch<br />
Ich will versuchen, Dir das so zu erklären, wie ich es bei kritischen Pädagogen<br />
verstanden habe. Meine Sprache ist mir jedoch so fremd dabei:<br />
Die heute vorherrschende technisch-praktische Pädagogik und Didaktik<br />
«zielt» inihrenHandlungsvorschlägennichtaufeineallgemeine allseitige<br />
Bildung, die zur Freiheit des Menschen gehört, sie zielt auch nicht auf<br />
die Unterwerfung unter offene Gewalt, sondern sie will bestimmte gewünschte<br />
Einstellungen und Verhaltensweisen der Unterworfenen und<br />
Unterwerfenden - mitunter in einer Person - hervorbringen. Diese Einstellungen<br />
und Verhaltensweisen sollen durch die Absolvierung bestimmter<br />
pädagogisch-didaktischer Programme erreicht werden. Das bestehende<br />
Schulwesen und derin ihm durchgeführte sogenannte lernzielorientierte<br />
Unterricht mit vorgegebenen Zielvorstellungen, programmierten Verhaltensweisen<br />
und abgestuften Prüfungen kann als Beispiel <strong>für</strong> die herrschenden<br />
Lernvorstellungen angesehen werden. Er ist als Doktrin im<br />
Schullernen, aber auch im Alltag und in seinen Verhaltensvorschriften<br />
eingebaut. Verkehrsregelungen, Versicherungssysteme, Fahrstuhlbedienungsanleitungen,<br />
Gebrauchsanweisungen aller Art funktionieren nach<br />
diesem Prinzip.<br />
Damit ist auch das pädagogische Handeln auf das Niveau der Vermittlung<br />
von Gebrauchsanweisungen, ihreFormulierungdurchdie Lehrenden<br />
und ihre Ausführung durch die Lernenden gesackt. Umgekehrt ist selbstverständlich<br />
in den Waren, <strong>für</strong> deren Gebrauch Gebrauchsanweisungen<br />
erforderlich sind, diese selbst eingebaut. Die herrschende didaktische<br />
Doktrin ist also selbst an die Existenz der Waren gebunden. Wissen, Einstellungen<br />
undVerhaltensweisensindin diesemSinnezu Warengeworden,<br />
die gekauft, getauscht und gewinnbringend angelegt werden können.<br />
«Sachgerechtes» Funktionieren im Umgang mit den Waren ist zum allseitigen<br />
«Bildungsziel» geworden. Die Bildung, die in diesem Ziel erreicht<br />
werden kann, ist so sinnvoll oder so sinnlos wie die Waren selbst<br />
und wie die zu ihrer Produktion benötigte Arbeit.<br />
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