Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
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oder Unterrichtsraum mit Tischen und Stühlen und ein kleines Büro. Bei<br />
einigen der Hobelbänke stehen halbfertige Möbel, Fenster und Türen.<br />
Stell Dir also vor, Alter, da sind acht junge Frauen und Männer, die<br />
zusammenarbeiten ohne einen Chef, ohne einen <strong>Lehrer</strong>, nur weil sie das<br />
richtig finden und weil es <strong>für</strong> sie notwendigist. Unddaist noch einErwachsener,<br />
ein Schreinermeister, der arbeitet selber. Ihn können die jungen<br />
Leute fragen, wennsiewas nichtwissen, wennsiewas wissenwolIen, under<br />
antwortet, wenn er gefragt ist, und er antwortet, weil er antworten kann.<br />
Ich will Dir diese Geschichte ganz erzählen, so wie ich sie gesehen und<br />
gehört habe. Dreh Dich also ruhig mal im Grabe um, wisch Dir die Augen<br />
und die Ohren aus, Alter, damit Du mich auch sehen und hören kannst.<br />
Michel hat mir die Geschichte erzählt, und einiges habe ich selber gesehen:<br />
Nachdem er seinen Schulpflichtdienst absolviert hatte, verließ er die<br />
Schule. Er konnte seine arme Mutter nicht mehr länger <strong>für</strong> sich arbeiten<br />
lassen. Er fing eine Lehre in einer Autoreparaturwerkstatt an. Vier Wochen<br />
rumstehen, Frühstück holen, Werkstatt kehren, dann handlangern<br />
beim Blechbatscher- «Karosseriebauer» heißt erbei den Berufsbildfanatikern<br />
- und so weiter. Eine Arbeit stumpfsinniger als die andere.<br />
Heulen an jedem Abend. Das sollte also das Leben sein, aufdas sie ihn<br />
in seiner Schulpflichtzeit vorbereitet hatten? Non! Aber was dann?<br />
Vier Monate ging das jetzt schon so.<br />
Einige Freunde, mit denen er am Wochenende immer auf Fahrt ging,<br />
hatten Ähnliches erlebt. Niemand von ihnen wollte als Leichtlohnsklave<br />
weiterleben. Niemand wollte lernen, nur noch eine Sache zu können und<br />
alle anderen nicht mehr tun zu dürfen. So hatten sie sich Berufe nicht<br />
vorgestellt. Aber was jetzt?<br />
«Komm, laß uns nach Bremen gehen, etwas Besseres als den Tod fin<br />
.dest du überall», sagte der Blechbatscherzum Schreibtischaufräumerund<br />
dieser zur Teekocherin und diese zum Packpapierstapier.<br />
«Wir machen selber einen Betrieb auf!» sagte die Teekocherin und erntete<br />
heißes Gelächter.<br />
«Eine Baracke können wir kriegen. Die steht leer. Sie soll in zwei Jahren<br />
abgerissen werden <strong>für</strong> eine Umgehungsstraße», meinte der Packpapierstapier.<br />
«Aber glaubt ihr denn, das dürfen wir? Das kriegen wir genehmigt?»<br />
fragte der Schreibtischaufräumer und erntete Hohngelächter.<br />
Langes Herumspinnen, Phantasieren wie so oft, die Welt stand offen,<br />
mindestens in der Phantasie. Schließlich gingen sie ans Werk. Eine Möbelreparaturwerkstatt<br />
sollte es werden.<br />
«Sägen kann jeder: Reden ist Silber, Sägen ist Gold.»<br />
Alte Holzwerkzeuge und sechs Hobelbänke gab es noch in der Barakke.<br />
Sie waren billig zu bekommen. Da niemand sie haben wollte, bekamen<br />
sie die jungen Leute als Kredit auf ihre Zukunft. Vier Wochen lang<br />
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