Go Pedelec Handbuch - Eltis
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test<br />
Testen und testen lassen<br />
Der ExtraEnergy Test und seine Werte<br />
Mit der zunehmenden Verbreitung von <strong>Pedelec</strong>s und einem immer größeren Angebot, bedürfen Kunden immer mehr Orientierung.<br />
Die Testfahrt ist sicherlich eines der stärksten, aber auch letzten Entscheidungskriterien und es lohnt sich, sich schon vorab zu informieren.<br />
Immer mehr Publikationen enthalten Tests von <strong>Pedelec</strong>s, doch ist nicht immer klar, was wie getestet wurde, bzw. welche<br />
Bewertungsmethoden angewandt wurden. Ergebnisse können so leicht allzu beliebig sein, insbesondere wenn Kernangaben wie<br />
Reichweite oder Unterstützung nicht mit nachvollziehbaren Daten untermauert werden. ExtraEnergy testet als unabhängiger Verein<br />
seit 1993 <strong>Pedelec</strong>s und hat über die Jahre eine stringente Methodik und Messtechnik entwickelt und publiziert, die sich danach richtet,<br />
was Nutzer wirklich von ihrem <strong>Pedelec</strong> wollen.<br />
Nora Manthey & Andreas Törpsch<br />
produktgruppen<br />
Die Mehrheit der Produktgruppen von ExtraEnergy scheinen auf<br />
den ersten Blick bekannt und an »klassische« Kategorien für Fahrräder<br />
wie City oder Tourenrad angelehnt, die man auch in anderen<br />
Publikationen findet. Anders als in den meisten anderen Tests,<br />
ist die Einordnung durch den Hersteller selbst (City-Bike xy) nicht<br />
entscheidend. Grundlage der ExtraEnergy Kategorien sind stattdessen<br />
14 Kundenwünsche und deren unterschiedliche Wichtigkeit.<br />
Die Kategorien, in die knapp 20 Jahre Erfahrung eingeflossen<br />
sind, sind publiziert und werden regelmäßig von einem unabhängigen<br />
Expertenkreis den aktuellen Entwicklungen angepasst.<br />
Die Wünsche sind für jeden Kunden und jedes Produkt grundsätzlich<br />
dieselben. Jeder möchte eine hohe Unterstützung, Zuverlässigkeit<br />
oder hohe Reichweite. Dennoch ist nicht jedem Anwender<br />
alles gleich wichtig und kann (und muss) nicht jedes <strong>Pedelec</strong> alle<br />
Kriterien gleich gut erfüllen. Bei den Überlegungen geht es darum,<br />
wo und wer mit welchem <strong>Pedelec</strong> fahren will und was das Produkt<br />
dazu braucht.<br />
Da die Anwender und Anwendung mit einbezogen werden, muss<br />
man manchmal ein bisschen um die Ecke denken. Für ein Tour <strong>Pedelec</strong><br />
ist so nicht, wie auf den ersten Blick naheliegend, die Reichweite<br />
das stärkste Kriterium, sondern die einfache Benutzung. Da<br />
man auf Tour sowieso Gepäck hat, ist die Mitnahme eines Zweitakkus<br />
relativ einfach möglich. Zudem reichen die meisten Akkus<br />
für die übliche Etappenlänge, die in der angesetzten Mindestreichweite<br />
von 40 km für ein Tour <strong>Pedelec</strong> ausgedrückt ist. Einfache Benutzung<br />
ist jedoch deshalb essentiell, da eines der Hauptanwendungsgebiete<br />
eines Tour <strong>Pedelec</strong>s der Tourismus ist. Unerfahrene<br />
Benutzer brauchen ein Leihrad, dass sie leicht handhaben können<br />
und bei dem man notfalls eine kleine Panne selbst beheben kann.<br />
gewichtete wünsche<br />
Die unterschiedlichen Anforderungen an unterschiedliche <strong>Pedelec</strong><br />
Typen drücken sich in einer unterschiedlichen Gewichtung<br />
der Wünsche für jede Produktgruppe aus. Um die Gewichtung der<br />
14 Wünsche untereinander im Griff zu behalten und keine Willkür<br />
walten zu lassen, wendet ExtraEnergy die Methode des Paarvergleichs<br />
an. Dabei wird jeder Kundenwunsch mit jedem vergli-<br />
42 <strong>Go</strong><strong>Pedelec</strong><br />
chen, für jede Kategorie. Man fragt dann ob z. B. die Reichweite<br />
für ein Tourenrad entscheidender ist als hohe Unterstützung und<br />
bewertet das Verhältnis mit: 2 (wichtiger), 1 (gleich) oder 0 (unwichtiger).<br />
Für jeden Wunsch durchexerziert ergeben sich Punkte,<br />
die summiert schließlich die Gewichtung und damit das Profil der<br />
Produktgruppe ergeben.<br />
Jedem Wunsch sind die Messwerte und Charakteristiken der <strong>Pedelec</strong>s<br />
aus dem Test zugeordnet, die seine Erfüllung repräsentieren.<br />
Zusätzlich gibt es Ausschlusskriterien und Mindestanforderungen,<br />
wie die Reichweite von mind. 40 km für ein Tourenrad.<br />
Zum Testurteil führt schließlich die Eintragung aller Werte in eine<br />
Tabelle, in der die Räder anhand der Ausschlusskriterien und Mindestanforderungen<br />
automatisch den Gruppen zugeordnet werden.<br />
Die gewichteten Wünsche mit den gemessenen Werten ergeben<br />
Punkte für jedes Rad. Diese werden von 1 bis 10 normiert. Diese<br />
Normierung stellt gleichzeitig eine Platzierung dar, ausgedrückt<br />
im K-Faktor (für Kundenwunscherfüllung). Das beste Rad jeder<br />
Gruppe ist der Testsieger und bekommt den besten K-Faktor 10.<br />
Alle anderen <strong>Pedelec</strong>s der Kategorie müssen sich an diesem messen<br />
und bekommen das Testsiegel, das ihrem K-Faktor entspricht.<br />
klarheit der kriterien<br />
Eine entscheidende Größe zur Einordnung der Relevanz eine<br />
Tests ist die Klarheit der Kriterien. In jedem Test finden sich Angaben<br />
zur Reichweite, Durchschnittsgeschwindigkeit und manchmal<br />
der Unterstützung. Nur oft ist nicht klar oder mangelhaft belegt,<br />
wie diese Werte zustande kommen oder was mit ihnen ausgedrückt<br />
ist. Sind sie zudem absolut dargestellt, also in keiner<br />
(erkennbaren) Relation zu Ausgangsgrößen oder anderen Rädern<br />
(einer Produktgruppe), mangelt es ihnen an Ausdruckskraft. Sie<br />
müssen dann sehr genau betrachtet werden.<br />
ExtraEnergy zeichnet mit spezieller Messtechnik am Rad Fahrdaten<br />
auf. Ermittelt werden die Geschwindigkeit, Trittkraft, Trittfrequenz,<br />
elektrische Motorleistung und das Streckenprofil. Daraus<br />
werden dann die Reichweite, Durchschnittsgeschwindigkeit und<br />
der Unterstützungsfaktor errechnet.