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Die Gelehrtenfamilie Stöckhardt - Uwe Fiedler, Dresden and ...

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Julius Adolph <strong>Stöckhardt</strong> 12<br />

getreu seinem im Vorwort des Buches besonders herausgestellten Leitsatz "<strong>Die</strong> Chemie ist, abgesehen von ihrer<br />

Nützlichkeit, die niem<strong>and</strong> bestreiten wird, eine schöne Wissenschaft ", zahlreiche Naturwissenschaftler für die<br />

Chemie begeistert, u. a. die späteren Nobelpreisträger Emil Fischer und Wilhelm Ostwald. <strong>Stöckhardt</strong>s "Schule der<br />

Chemie" gehörte zu den erfolgreichsten Lehrbüchern der Chemie seiner Zeit; es erlebte zwanzig Auflagen und wurde<br />

in mehrere Sprachen übersetzt.<br />

Professor für Agrikulturchemie<br />

1847 folgte <strong>Stöckhardt</strong> einem Ruf an die von Heinrich Cotta<br />

gegründete Akademie für Forst- und L<strong>and</strong>wirte zu Thar<strong>and</strong>t. Er<br />

übernahm als Professor den neu eingerichteten Lehrstuhl für<br />

Agrikulturchemie und l<strong>and</strong>wirtschaftliche Technologie. 36 Jahre lang,<br />

bis er 1883 in den Ruhest<strong>and</strong> versetzt wurde, war er dort tätig. Mit<br />

seinem <strong>Die</strong>nstantritt richtete er ein agrikulturchemisches Laboratorium<br />

ein, das erste seiner Art in Sachsen. Innerhalb weniger Jahre<br />

entwickelte sich dieses Laboratorium, dem ein Versuchsfeld<br />

zugeordnet war, zu einer bedeutenden Forschungs- und<br />

Ausbildungsstätte. Als Assistenten haben hier u. a. Hermann Hellriegel<br />

und Julius Sachs gearbeitet und nachwirkende Anregungen für ihre<br />

späteren Tätigkeiten erhalten. Friedrich Nobbe holte er nach Thar<strong>and</strong>t.<br />

<strong>Stöckhardt</strong>-Bau in Thar<strong>and</strong>t<br />

<strong>Stöckhardt</strong>s Laboratorium war von Anfang an zugleich eine l<strong>and</strong>wirtschaftliche Versuchsstation. Sächsische<br />

L<strong>and</strong>wirte konnten hier unentgeltlich Bodenproben, Dünge- und Futtermittel untersuchen lassen und sich<br />

"agrikulturchemische Ratschläge" einholen. <strong>Stöckhardt</strong> warb mit Nachdruck dafür, in allen Teilen Deutschl<strong>and</strong>s<br />

solche Versuchsstationen einzurichten. Nachdem durch seine Bemühungen 1851 die erste große Versuchsstation in<br />

Möckern bei Leipzig unter Emil von Wolff gegründet worden war, setzte er sich besonders auf den "Versammlungen<br />

deutscher L<strong>and</strong>- und Forstwirte" für den Bau weiterer Versuchsstationen ein. Mit sichtbarem Erfolg: 1877 gab es<br />

allein in den deutschen Ländern 59 l<strong>and</strong>wirtschaftliche Versuchsstationen. <strong>Stöckhardt</strong> war der geistige Wegbereiter<br />

für diese Entwicklung. In seiner Tätigkeit als Gutachter im Rahmen der Hüttenrauchausein<strong>and</strong>ersetzungen um die<br />

sächsischen Metallhütten in Freiberg führte er 1849 zum ersten Mal den direkten Schadensnachweis für<br />

Schwefeldioxid. In Beräucherungsversuchen an Forstpflanzen in den 1860er Jahren konnte er aufzeigen, dass<br />

schweflige Säure selbst in einer Verdünnung von 1 zu 1 Mio langfristig zu Schaden führen könne. Damit war<br />

<strong>Stöckhardt</strong> nicht nur einer der Begründer der chemischen Umweltanalytik, sondern konnte erstmals auch die<br />

Bedeutung von chronischen Umweltschäden belegen.<br />

"Der chemische Feldprediger"<br />

Wie kein <strong>and</strong>erer L<strong>and</strong>bauwissenschaftler seiner Zeit hat <strong>Stöckhardt</strong> die Erkenntnisse der Agrikulturchemie den<br />

L<strong>and</strong>wirten durch anschauliche Vorträge und populärwissenschaftliche Veröffentlichungen nahegebracht. Über 500<br />

Vorträge in allen Teilen Deutschl<strong>and</strong>s hat er gehalten und über 500 Beiträge in Zeitschriften publiziert. <strong>Die</strong><br />

L<strong>and</strong>wirte nannten seine Vorträge "chemische Feldpredigten" und ihn selbst bezeichneten sie als "chemischen<br />

Feldprediger". Als <strong>Stöckhardt</strong> einige seiner Vorträge 1851 erstmals in einem Buch veröffentlichte, wählte er dafür<br />

den Titel Chemische Feldpredigten für deutsche L<strong>and</strong>wirthe. <strong>Die</strong>ses mehrmals aufgelegte Werk vermittelt einen<br />

umfassenden Überblick über die in der deutschen L<strong>and</strong>wirtschaft um 1850 angew<strong>and</strong>ten Düngemittel.

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