Die Gelehrtenfamilie Stöckhardt - Uwe Fiedler, Dresden and ...
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Clara Schumann 66<br />
Folgejahre<br />
1863 siedelte Clara nach Baden-Baden über. Auch die Folgejahre<br />
waren geprägt von erfolgreichen Konzertreisen in zahlreiche Städte<br />
Deutschl<strong>and</strong>s und Europas. Clara blieb bis zu ihrem Tode eine überall<br />
gefeierte Pianistin. Im Jahr 1878 wurde sie zur „Ersten Klavierlehrerin“<br />
des neu gegründeten Dr. Hoch’s Konservatoriums in Frankfurt am<br />
Main berufen. Sie betätigte sich als Herausgeberin der Werke von<br />
Robert Schumann und veröffentlichte eine Reihe seiner Schriften. Ihr<br />
letztes Konzert gab sie am 12. März 1891 im Alter von 71 Jahren. Am<br />
26. März 1896 erlitt Clara einen Schlaganfall und starb wenige Monate<br />
später im Alter von 76 Jahren. Ihrem Wunsche gemäß wurde sie in<br />
Bonn auf dem Alten Friedhof neben ihrem Mann beigesetzt. Eine<br />
kleine Gedenktafel in der Myliusstraße 32 in Frankfurt am Main<br />
erinnert an ihre letzte Wirkungsstätte.<br />
Clara Schumann als Komponistin<br />
Ihr Vater ließ der jungen Clara schon früh Kompositionsunterricht<br />
durch den Thomaskantor Weinlig und den Kapellmeister Heinrich<br />
Dorn erteilen. Eva Weissweiler kommt in ihrer Analyse der<br />
Komponistin Clara Schumann allerdings zu dem Schluss, dass dieser<br />
Kompositionsunterricht eher dadurch verursacht war, dass<br />
Clara Schumann zu Füßen ihres Mannes –<br />
Ausschnitt aus dem Schumann-Denkmal auf dem<br />
Alten Friedhof in Bonn<br />
„Vater Wieck […] vielmehr mit der ihm eigenen Geschäftstüchtigkeit erkannt [hatte], dass sich der Erfolg<br />
seines allerorts bestaunten Wunderkindes noch vergrößern würde, wenn es auch ein wenig komponieren<br />
konnte; natürlich keine anspruchsvolle Klaviermusik wie die ‚Papillons‘ seines Studenten Robert Schumann,<br />
sondern brillante und sentimentale Rondos, Romanzen und Capricen, ganz wie es das teils großbürgerliche,<br />
teils aristokratische Publikum von einer künftigen Dame erwartete.“<br />
Sehr intensiv war dieser Kompositionsunterricht nicht. Besonders bei ihren ersten Kompositionen lässt sich ein<br />
Mangel an theoretischer Schulung feststellen. Als Robert Schumann ihre Soirées Musicales in seiner ‚Neuen<br />
Zeitschrift für Musik‘ besprach, umschrieb er diesen Mangel taktvoll als „ausländische Fantasie“.<br />
Beurteilt man Clara Schumann als Komponistin, sollte man nicht übersehen, dass sie zu einer Zeit Musik schuf, als<br />
man dies bei einer Frau als ungewöhnlich empf<strong>and</strong>. Über ihr Klavierkonzert a-moll op. 7, geschrieben im Alter von<br />
14 bis 15 Jahren, äußerte der Musikkritiker C.F. Becker in einer Besprechung des Werkes, dass von einer ernsthaften<br />
Kritik an diesem Werk natürlich keine Rede sein könne, „weil wir es mit dem Werk einer Dame zu thun haben.“<br />
Hans von Bülow bemerkte im Zusammenhang mit ihren Kompositionen:<br />
„Reproductives Genie kann dem schönen Geschlecht zugesprochen werden, wie productives ihm unbedingt<br />
abzuerkennen ist … Eine Componistin wird es niemals geben, nur etwa eine verdruckte Copistin … Ich glaube<br />
nicht an das Femininum des Begriffes: Schöpfer. In den Tod verhaßt ist mir ferner alles, was nach<br />
Frauenemancipation schmeckt.“<br />
Clara Schumann sagte selbst über ihr von Kritikern als Höhepunkt ihres Schaffens bezeichnetes Klaviertrio op. 17,<br />
das sie trotz Schwangerschaften, wirtschaftlicher Not und pianistischer Misserfolge schrieb,<br />
„Natürlich bleibt es immer Frauenzimmerarbeit, bei der es […] an der Kraft und hie und da an der Erfindung<br />
fehlt.“<br />
Anders als beispielsweise die britische Komponistin Ethel Smyth war Clara Schumann weniger in der Lage, sich<br />
vom Urteil ihrer Zeitgenossen zu lösen, und Komponieren hatte vielleicht auch deswegen bei ihr nie die oberste