Die Gelehrtenfamilie Stöckhardt - Uwe Fiedler, Dresden and ...
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Friedrich Nobbe 57<br />
Forschungsleistungen<br />
Mit finanzieller Unterstützung des L<strong>and</strong>wirtschaftlichen Kreisvereins <strong>Dresden</strong> gründete Nobbe 1869 in Thar<strong>and</strong>t<br />
eine der Akademie für Forst- und L<strong>and</strong>wirte angegliederte, jedoch selbstständige pflanzenphysiologische<br />
Versuchsstation, die gleichzeitig eine Kontrollstation für l<strong>and</strong>wirtschaftliches, forstliches und gärtnerisches Saatgut<br />
sein sollte. Unter der Bezeichnung „Physiologische Versuchs- und Samenkontroll-Station zu Thar<strong>and</strong>t“ war sie<br />
weltweit die erste Institution für Saatgutprüfungen.<br />
Nobbe ging es vor allem darum, die Saatgutqualität, für die es damals keine verbindlichen Normen gab, durch eine<br />
systematische Kontrolltätigkeit nachhaltig zu verbessern. <strong>Die</strong>sem Ziel diente auch sein 1876 erschienenes<br />
„H<strong>and</strong>buch der Samenkunde“. Es gehört zu den bedeutendsten Werken der wissenschaftlichen L<strong>and</strong>bauliteratur.<br />
Nobbe beschreibt hier beispielhaft die Morphologie und Anatomie der Samen, den Keimprozeß und seine<br />
physikalischen Bedingungen und die Methoden zur Wertbestimmung des Saatgutes. Eindringlich forderte er,<br />
einheitliche Untersuchungsmethoden einzuführen. Nobbe gab mit diesem Buch der Saatgutforschung wegweisende<br />
Impulse. Seine Thar<strong>and</strong>ter Versuchs- und Kontrollstation wurde Vorbild für die Einrichtung ähnlicher<br />
Samenprüfungsstationen im In- und Ausl<strong>and</strong>.<br />
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt Nobbes waren Untersuchungen über die Knöllchenbakterien der Leguminosen.<br />
Seit 1888 prüfte er gemeinsam mit seinem langjährigen Assistenten Lorenz Hiltner die Möglichkeit, den Ackerboden<br />
bzw. das Saatgut mit Knöllchenbakterien zu „impfen“. Obgleich ihr 1896 patentierter Impfstoff „Nitragin“ in der<br />
l<strong>and</strong>wirtschaftlichen Praxis keine befriedigenden Ergebnisse erbrachte, konnte Hiltner später in München diese<br />
„Impftechnik“ bis zur Praxisreife weiterentwickeln.<br />
An der Thar<strong>and</strong>ter Akademie, an der nach 1870 nur noch Forststudenten ausgebildet wurden, hatte Nobbe das Fach<br />
Botanik und in den ersten Jahren auch Zoologie zu vertreten. Seit 1877 war er auch Leiter des forstbotanischen<br />
Gartens. 1882 gab er nach gründlicher Überarbeitung die vierte Auflage des umfangreichen Lehrbuches „Döbner’s<br />
Botanik für Forstmänner“ heraus.<br />
Eng verbunden war Nobbes Name mit dem 1858 gegründeten Journal <strong>Die</strong> l<strong>and</strong>wirthschaftlichen Versuchs-Stationen.<br />
1861 hatte Nobbe die redaktionelle Leitung dieser Fachzeitschrift übernommen, von 1863 bis 1905 war er alleiniger<br />
Herausgeber. 1888 wurde er zum Vorsitzenden des neugegründeten „Verb<strong>and</strong>es l<strong>and</strong>wirthschaftlicher<br />
Versuchsstationen im Deutschen Reiche“ gewählt. <strong>Die</strong>ses Amt übte er bis 1904 aus.<br />
Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl)<br />
• 1880 Ritterkreuz des Schwedischen Nordstern-Ordens<br />
• 1882 Ritterkreuz I. Klasse des Sächsischen Albrechts-Ordens<br />
• 1888 Auswärtiges Mitglied der Königlichen Schwedischen L<strong>and</strong>wirtschaftsgesellschaft<br />
• 1889 Königlicher Titel Geheimer Hofrat<br />
• 1893 Ehrenmitglied des Kaiserlichen Russischen Forstinstituts zu St. Petersburg<br />
• 1894 Ehrenmitglied des L<strong>and</strong>wirtschaftlichen Kreisvereins <strong>Dresden</strong> mit Verleihung der silbernen Denkmünze<br />
• 1896 Ehrenmitglied der Royal Agricultural Society of Engl<strong>and</strong><br />
• 1903 Ehrenmitglied des Verb<strong>and</strong>es der l<strong>and</strong>wirtschaftlichen Versuchs-Stationen im Deutschen Reich<br />
• 1910 zum 80. Geburtstag: Zueignung einer Tanne im Forstbotanischen Garten Thar<strong>and</strong>t.<br />
• seit 1959 Friedrich-Nobbe-Preis: gestiftet vom Verb<strong>and</strong> Deutscher L<strong>and</strong>wirtschaftlicher Untersuchungs- und<br />
Forschungsanstalten (VDLUFA) zur Förderung junger Wissenschaftler, die auf dem Gebiet der Angew<strong>and</strong>ten<br />
Botanik besondere Leistungen erbracht haben. Der Preis (dotierter Geldbetrag und Urkunde) wird nur in<br />
mehrjährigen Abständen vergeben.