Die Gelehrtenfamilie Stöckhardt - Uwe Fiedler, Dresden and ...
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Clara Schumann 63<br />
In der Folgezeit kamen die Kinder Marie (1841–1929), Elise (1843–1928), Julie (1845–1872), Emil (1846–1847),<br />
Ludwig (1848–1899), Ferdin<strong>and</strong> (1849–1891), Eugenie (1851–1938) und Felix Schumann (1854–1879) auf die<br />
Welt. Das Aufziehen und die Erziehung erfolgte, wie im Bürgertum damals üblich, durch Ammen bzw.<br />
Kindermädchen. Nach dem Tode Robert Schumanns gab Clara fünf ihrer Kinder außer Haus: Marie und Elise<br />
wurden nach Leipzig verschickt, Julie nach Berlin, Ludwig und Ferdin<strong>and</strong> nach Bonn; nur Eugenie und Felix blieben<br />
vorerst bei ihr. Das härteste Schicksal traf einige Jahre später den Sohn Ludwig, der vom Verst<strong>and</strong> her schwerfällig<br />
und in seiner Art ungeschickt war. Clara klagte: „Ludwig ist mir keine Stütze“ und verfügte nach einem<br />
Zusammenbruch Ludwigs 1870 die Einweisung des jungen Mannes in die Irrenanstalt auf Schloss Colditz, wo er<br />
erblindet starb.<br />
Fortsetzung der Karriere<br />
Clara setzte ihren Wunsch bald wieder durch, auf Konzertreisen zu gehen. Nicht zuletzt die finanzielle Situation der<br />
Familie ließ diesen Schritt als sehr angeraten erscheinen, denn Clara steuerte mit ihren Konzerteinnahmen in ganz<br />
erheblichem Maße dazu bei, dass die Schumanns sich über Wasser halten konnten. Im Übrigen kam ihr Konzertieren<br />
auch Robert Schumann selbst zugute: Da er wegen seiner Behinderung der rechten H<strong>and</strong> nicht mehr öffentlich<br />
auftreten konnte, interpretierte sie seine Werke am Klavier und machte ihn später in ganz Europa bekannt. Sie sorgte<br />
auf diese Weise zu einem großen Teil für seinen Ruhm als Komponist.<br />
Eine Konzerttournee nach Dänemark (mit der Eisenbahn, für Clara ein unheimliches Unterfangen) unternahm sie<br />
allein. Nach Russl<strong>and</strong>, wo sie 1844 Auftritte in Sankt Petersburg und Moskau hatte, wurde sie vom Ehemann<br />
begleitet. Dort wurde Clara von der Zarenfamilie empfangen. Roberts zeitweiliger Missmut über Claras Erfolge ist<br />
bekannt; ihm behagte nicht, dass sie bei den Konzertreisen die tragende Rolle spielte. Sie wurde gefeiert; ihm wurde<br />
manchmal Geld zugesteckt, was Robert zutiefst verletzt in seinem Tagebuch vermerkte mit dem bitteren Zusatz<br />
„Und Klaras Benehmen dabei …“ (Schumann schrieb ihren Namen häufig mit K am Anfang).<br />
Schwere Zeiten<br />
Ende 1849 bekam Robert Schumann das Angebot, in Düsseldorf<br />
Städtischer Musikdirektor zu werden. 1850 siedelte die Familie<br />
Schumann deshalb nach Düsseldorf über. Clara konzertierte und<br />
übernahm an Roberts Seite die musikalische Assistenz des Orchesters<br />
und des Chores. Aufreibend war die von beiden beklagte<br />
Undiszipliniertheit der Musiker, die dazu führte, dass Proben wie auch<br />
Auftritte nicht den gewünschten Erfolg brachten. Zusätzlich belastet<br />
wurde das Ehepaar durch einen dringend notwendig gewordenen<br />
weiteren Umzug innerhalb Düsseldorfs sowie durch eine Fehlgeburt.<br />
Anfang 1854 erreichten Roberts Erkrankung und Claras Belastungen<br />
einen neuen Höhepunkt. In wachsendem Maße hatte Schumann<br />
„Gehöraffektionen“ entwickelt: Es waren seiner Beschreibung folgend<br />
mehr als nur Geräusche, sondern vielmehr aufdringliche Töne bis hin<br />
zu ganzen Musikstücken, die ihn nicht schlafen ließen, ihm<br />
unerträgliche Schmerzen bereiteten und ihn zeitweilig in<br />
Halluzinationen verfallen ließen. Robert Schumanns Tagebuchnotizen<br />
Clara Schumann, ca. 1850<br />
berichten darüber noch bis zum 17. Februar 1854; danach gab es keine Eintragungen mehr. Am 27. Februar, einem<br />
Rosenmontag, stürzte er sich von der damaligen Oberkasseler Pontonbrücke in den Rhein, um sich zu töten, wurde<br />
aber aus dem Wasser gezogen und gerettet. [1] Er wurde am 4. März 1854 in die Nervenheilanstalt Endenich bei Bonn