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Die Gelehrtenfamilie Stöckhardt - Uwe Fiedler, Dresden and ...

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Clara Schumann 62<br />

„Ich bitt dich, sei mir nicht böse, dass der Brief so kurz wird, doch denke, es ist 10 Uhr und ich schreibe voll<br />

Herzensangst stehend in meiner Kammer.“<br />

Im September 1839 reichten Robert und Clara schließlich beim Gericht in Leipzig Klage ein mit dem Antrag,<br />

entweder Vater Wieck zu verpflichten, der geplanten Ehe zuzustimmen, oder die Zustimmung von Amts wegen zu<br />

erteilen. Das Verfahren verzögerte sich, nicht zuletzt auch durch Zutun Friedrich Wiecks, aber am 1. August 1840<br />

erteilte das Gericht schließlich die Zustimmung zur Eheschließung, die am 12. September 1840 in der Dorfkirche<br />

von Schönefeld bei Leipzig geschlossen wurde. <strong>Die</strong> ersten vier Ehejahre lebte das Paar im heutigen Schumann-Haus<br />

Leipzig. Personen wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Hans Christian Andersen und Franz Liszt gingen ein und aus<br />

und man veranstaltete Konzerte und Lesungen im Konzertsaal. Zu einer Versöhnung zwischen Wieck und dem<br />

Ehepaar Schumann kam es 1843; den ersten Schritt hierzu machte der Vater.<br />

An Robert Schumanns Seite<br />

Ehe- und Familienglück<br />

<strong>Die</strong> herbeigesehnte häusliche Gemeinschaft mit Robert Schumann<br />

hatte für Clara aber auch etwas Beängstigendes. <strong>Die</strong> Jahre der<br />

Trennung hatten ihre Liebe als überirdisch erscheinen lassen; nun<br />

musste diese im Alltag bestehen. Zwar war Clara befreit von der<br />

erdrückenden Dominanz ihres Vaters, aber auch die Ehe wies sie in<br />

gewisse Schranken. Robert Schumann war sicherlich nicht despotisch,<br />

doch die Zeit, in der er lebte, kannte klare Verhältnisse, was die<br />

Beziehung von Ehepartnern anbetraf. <strong>Die</strong> Ehe bot Clara Schumann<br />

jedoch endlich die Gelegenheit, die unter dem väterlichen Regime<br />

vernachlässigte allgemeine geistige Bildung nachzuholen. Sie las<br />

Goethe, Shakespeare und Jean Paul und studierte intensiver als bisher<br />

neben den Werken ihres Mannes Ludwig van Beethoven, Johann<br />

Sebastian Bach und Frédéric Chopin.<br />

Robert sah es nicht gern, dass Clara weiterhin konzertieren wollte; er<br />

verlangte ihre Gegenwart an seiner Seite. Auf seine Bitte hin schränkte<br />

Clara das Klavierüben ein – Robert konnte sich sonst nicht auf das<br />

Komponieren konzentrieren. <strong>Die</strong> Situation änderte sich erst, als das<br />

Paar in <strong>Dresden</strong> eine größere Wohnung bezog, wo Clara in einem<br />

abgeschiedenen Zimmer ihrem Klavierspiel nachgehen konnte.<br />

Robert und Clara Schumann, Lithographie von<br />

Eduard Kaiser, 1847<br />

Überdies war es sein Wunsch, dass Clara sich mehr der Komposition widmen sollte. Auch in diesem Punkt versuchte<br />

er, Einfluss zu nehmen, denn ihm erschien die sich auf Virtuosität und Bravour beschränkende Art der romantischen<br />

Kompositionen zu unernst. Clara sollte so komponieren wie er. Sein Ziel war musikalische Zweisamkeit in Einheit.<br />

Und so brachte ein 1841 veröffentlichter Liederzyklus des Ehepaars Schumann die Rezensenten in die Verlegenheit,<br />

nicht sagen zu können, welche der Vertonungen nun Robert und welche Clara zuzuschreiben waren.<br />

Robert führte auch ein Ehetagebuch ein, das im Wechsel von ihm wie von Clara Eintragungen erfuhr. Es hatte den<br />

Anschein, als sei Clara vom Regen in die Traufe gekommen: Nach dem vom Vater kontrollierten Tagebuch<br />

beteiligte sie sich nun an einem Tagebuch, das vom Ehemann gelesen wurde. Doch war diese Einrichtung von dem<br />

für seine Schweigsamkeit bekannten Schumann dazu gedacht, auch Mitteilungen und Bitten hineinzuschreiben, wo<br />

das (gesprochene) Wort nicht ausreicht. Daher machte Clara aus der Angelegenheit das Beste und nutzte das Buch,<br />

um Robert in einigen Angelegenheiten ihre Sicht der Dinge mitzuteilen. Was in einer Diskussion nicht auszufechten<br />

war, f<strong>and</strong> schriftlich Eingang und dürfte manche seiner Entscheidungen beeinflusst haben.

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