Reproduktionsmedizin im internationalen Vergleich - Bibliothek der ...
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4 <strong>Reproduktionsmedizin</strong> <strong>im</strong> <strong>internationalen</strong> <strong>Vergleich</strong> III. <strong>Reproduktionsmedizin</strong> in Deutschland und <strong>im</strong> <strong>internationalen</strong> <strong>Vergleich</strong> 4<br />
IVF würde dies eine Inzidenz von 2,6 Prozent bedeuten. Hierbei ist an<br />
zumerken, dass die Zahl von 222 fetalen Reduktionen in <strong>der</strong> Zwischen<br />
zeit in Frage gestellt wird. Fehler, Wi<strong>der</strong>sprüche und Unst<strong>im</strong>migkeiten<br />
in <strong>der</strong> Dokumentation lassen es <strong>im</strong> Moment unmöglich erscheinen,<br />
die genaue Zahl zu ermitteln. Dies gilt auch für das Jahr 2005. Unter<br />
Anwendung desselben Algorithmus würde sich für das Jahr 2005 eine<br />
Zahl von 150 reduzierten Embryonen ergeben, was einen deutlichen<br />
Abfall gegenüber 2004 bedeuten würde. Allerdings vermerken die Her<br />
ausgeber, dass nicht zwischen induziertem Abort und Fetozid differen<br />
ziert werden könne. Je<strong>der</strong> Schwangerschaftsabbruch ist allerdings in<br />
seiner Zielsetzung und <strong>im</strong> Ergebnis ein Embryo o<strong>der</strong> Fetozid.<br />
Die Inzidenz <strong>der</strong> fetalen Reduktionen in Deutschland <strong>im</strong> Jahre 2004<br />
läge mit 222 fetalen Reduktionen allerdings nicht höher als <strong>der</strong><br />
Durchschnitt in Europa. Hier beträgt die durchschnittliche Inzidenz<br />
2,7 Prozent, entsprechend 1136 fetalen Reduktionen bei 41521 berich<br />
teten Geburten nach IVF .<br />
Zur Abwehr <strong>der</strong> medizinischen, psychosozialen und ethischen Pro<br />
bleme für Mutter und Kind wird seit Beginn <strong>der</strong> 80er Jahre das »the<br />
rapeutische« Prinzip <strong>der</strong> »Reduktion« o<strong>der</strong> des Totalabbruchs höher<br />
gradiger Mehrlinge praktiziert. Der Begriff Reduktion kaschiert die<br />
Tatsache, dass es sich stets um die Tötung eines o<strong>der</strong> mehrerer Em<br />
bryonen (bis zur vollendeten 8. Woche p.c. ) o<strong>der</strong> Feten (nach <strong>der</strong><br />
8. Woche p.c.) handelt. Je<strong>der</strong> Embryo o<strong>der</strong> Fetozid dient gleichsam<br />
<strong>der</strong> Korrektur einer überschießenden Sterilitätstherapie <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong><br />
Prävention einer extremen Frühgeburtlichkeit und <strong>der</strong> mütterlichen<br />
A.N. An<strong>der</strong>sen et al., Assisted reproductive technology in Europe, 2003. Results<br />
generated from European registers by ESHRE. Hum Reprod. 22(6):1513–25.<br />
Epub 2007 Apr 30.<br />
p.c. post conceptionem.<br />
Bedrohung durch spezifische, mit einer höhergradigen Mehrlingsgra<br />
vidität verbundene Schwangerschafts und Geburtsrisiken.<br />
Vier Begründungen (Indikationen) für einen intrauterinen Fetozid<br />
lassen sich benennen:<br />
Ñ<br />
Ñ<br />
Ñ<br />
Ñ<br />
a. Nach Pränataldiagnose (PND) einer Erkrankung eines Zwil<br />
lings, eines o<strong>der</strong> mehrerer höhergradiger Mehrlinge (selektiver<br />
Fetozid).<br />
b. Mütterlichmedizinische Bedrohung durch z.B. Präeklamp<br />
sie, Thromboembolie bei langer Bettruhe, Atemfunktionsstö<br />
rung und/o<strong>der</strong> kardiale Belastung, o<strong>der</strong> Rissgefahr <strong>der</strong> Gebär<br />
mutter nach vorangegangenem Kaiserschnitt.<br />
c. Gefahr einer extremen psychosozialen Belastung nach <strong>der</strong><br />
Geburt durch die Betreuung und Versorgung sehr unreifer<br />
Frühgeborener.<br />
d. Unsichere Prognose <strong>der</strong> Frühgeborenen hinsichtlich Behin<br />
<strong>der</strong>ung, Lebenserwartung und Mortalität – in <strong>der</strong> Hoffnung ei<br />
ner Tragzeitverlängerung <strong>der</strong> verbleibenden Kin<strong>der</strong>.<br />
Es handelt sich in <strong>der</strong> Regel um einen gesunden Feten, <strong>der</strong> durch Feto<br />
zid abgetötet wird.<br />
Zur Reduktion von Mehrlingen kommen die ultraschallgesteuerte Kar<br />
diozentese, die intrakardiale Injektion von KCL (15 Prozent, 2–3 ml)<br />
und die intrakardiale Luftinjektion zur Anwendung. Da es sich nicht<br />
<strong>im</strong>mer um einen Sekundenherztod handelt, wird bei einem Fetozid<br />
ab <strong>der</strong> 20. Woche vor Durchführung des Eingriffs eine Injektion von<br />
0,5–1 ml Trapanal (Anästhetikum) in die Nabelschnurvene des Fetus<br />
empfohlen.<br />
Be<strong>im</strong> Embryo – o<strong>der</strong> Fetozid eines Zwillings – o<strong>der</strong> eines o<strong>der</strong> mehrerer<br />
höhergradiger Mehrlinge – handelt es sich entwe<strong>der</strong> um eine selektive