Reproduktionsmedizin im internationalen Vergleich - Bibliothek der ...
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4 <strong>Reproduktionsmedizin</strong> <strong>im</strong> <strong>internationalen</strong> <strong>Vergleich</strong> III. <strong>Reproduktionsmedizin</strong> in Deutschland und <strong>im</strong> <strong>internationalen</strong> <strong>Vergleich</strong> 4<br />
(nach Pränataldiagnostik eines kranken Kindes) o<strong>der</strong> unselektive Tö<br />
tung – o<strong>der</strong> um Beides. Im Gegensatz zur Selektion des durch die prä<br />
natale Diagnostik als krank identifizierten Lebens wird bei einer höher<br />
gradigen Mehrlingsschwangerschaft in <strong>der</strong> Regel nicht selektiv nach<br />
medizinischen, son<strong>der</strong>n unselektiv nach technischen Gesichtspunkten<br />
des am besten erreichbaren Kindes eine Reduktion angestrebt.<br />
Ist bei einer Einlingsabruptio nach dem operativen Eingriff die<br />
Schwangerschaft beendet, besteht nach <strong>der</strong> Abruptio eines Mehrlings<br />
i.S. einer Reduktion bzw. Teilabruptio die Schwangerschaft weiter.<br />
Der getötete Mehrling wird bei <strong>der</strong> Geburt <strong>der</strong> verbliebenen Kin<strong>der</strong><br />
mazeriert mit ausgestoßen.<br />
Die Reduktion <strong>der</strong> Mehrlingsschwangerschaft richtet sich in ihrem<br />
Umfang nicht allein nach <strong>der</strong> gesetzlichen Maßgabe <strong>der</strong> für die Mut<br />
ter zumutbaren Belastungen, son<strong>der</strong>n nach dem Behandlungsziel<br />
einer »erfolgreichen« Schwangerschaft. Da dieses grundsätzlich am<br />
ehesten die Einzelschwangerschaft ist, wohnt nach Eberbach <strong>der</strong> un<br />
selektiven Abtreibung die Tendenz inne, eher einen Embryo mehr als<br />
weniger abzutreiben.<br />
Mit Aufhebung <strong>der</strong> embryopathischen Indikation <strong>im</strong> Jahr 1995 und Sub<br />
summierung <strong>der</strong>selben in die mütterlichmedizinische Indikation ent<br />
fällt für den selektiven Fetozid (n. PND) eines Mehrlings die bis dahin<br />
gültige Zäsur von 22 Wochen p.c. Immerhin konnten Berkowitz et al.<br />
sechs Monate nach Teilfetozid in 70 Prozent <strong>der</strong> Fälle Trauer und Be<br />
dauern, und in 18 Prozent eine persistierende Depression feststellen.<br />
W. H. Eberbach, Pränatale Diagnostik – Fetaltherapie und selektive Abtreibung.<br />
Angriffe auf §218a, Abs.2, Nr. 1 StGB. Juristische Rundschau 1989; 7:265.<br />
H. L. Berkowitz et al., The current status of multifetal pregnancy reduction. Am<br />
J Obstet Gynecol. 1996; 174:1265–1272.<br />
Über Schwangerschaftsverlustraten nach Fetozid berichteten Evans et<br />
al. 0 Bei <strong>der</strong> Reduktion von Zwillingen auf einen Einling kam es in 17 Pro<br />
zent, bei Reduktion von Drillingen auf Einling in 23 Prozent und von<br />
Vierlingen auf Zwillinge in 15 Prozent zum Gesamtverlust aller Kin<strong>der</strong>.<br />
Ob durch einen Fetozid die spätere Retardierung eines Mehrlings<br />
verhin<strong>der</strong>t, o<strong>der</strong> die Frühgeburtlichkeit um ein o<strong>der</strong> zwei Wochen<br />
etwa bis 33/34 Wochen, verglichen mit spontaner Zwillingsschwan<br />
gerschaft, verschoben werden kann, wird in <strong>der</strong> Literatur zumindest<br />
bei <strong>der</strong> Reduktion von Drillingen auf Zwillinge kontrovers diskutiert .<br />
Zumindest für die Reduktion von Drillingsschwangerschaften wird<br />
kein Benefit behauptet . Erfolgt ein unselektiver Embryozid bei Vier<br />
und Fünflingen auf Zwillinge, scheint <strong>der</strong> »Benefit« durch Verlänge<br />
rung <strong>der</strong> intrauterinen Reifung und partiell auch <strong>im</strong> Wachstum nach<br />
weisbar . Es wird vermutet, dass auch <strong>der</strong> Fetozid ein bislang nicht<br />
erkanntes Risiko für die verbleibenden Kin<strong>der</strong> birgt. Bei aller Vorsicht<br />
kann man sagen, dass <strong>der</strong> Nutzen des Fetozids auch <strong>im</strong> Hinblick auf<br />
die drohende Frühgeburtlichkeit mit nachfolgenden Handicaps über<br />
schätzt wird. In <strong>der</strong> Regel wird heute die Indikation zum Embryo/<br />
0 M. I. Evans et al., Selective terminations for structural, chromosomal, and mendelian<br />
anomalies: international experience. Am J Obstet Gynecol. 1999; 181:893–<br />
897.<br />
J.M. Alexan<strong>der</strong> et al., Multifetal reduction of highor<strong>der</strong> multiple pregnancy:<br />
Comparison of obstetrical outcome with nonrefused twin gestations. Fertil<br />
Steril 1995; 64:1201; H.L. Berkowitz et al., The current status of multifetal<br />
pregnancy reduction. Am J Obstet Gynecol. 1996; 174:1265–1272; S. Lipitz et al,<br />
Outcome of twin pregnancies reduced from triplets compares with nonreduced<br />
twin gestations. Obstetrics and Gynecology 1996; 87:511.<br />
G. D<strong>im</strong>itru et al., Cerebral palsy in triplet pregnancies with and without iatrogenic<br />
reduction. European Journal for pedriatrics 2004; 163:449–451.<br />
J.M. Alexan<strong>der</strong> et al., Multifetal reduction of highor<strong>der</strong> multiple pregnancy:<br />
Comparison of obstetrical outcome with nonrefused twin gestations. Fertil<br />
Steril 1995; 64:1201.