Reproduktionsmedizin im internationalen Vergleich - Bibliothek der ...
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<strong>Reproduktionsmedizin</strong> <strong>im</strong> <strong>internationalen</strong> <strong>Vergleich</strong> IV. Ethische Gesichtspunkte zu <strong>der</strong>zeitigen Behandlungsstandards <strong>der</strong> Fortpflanzungsmedizin<br />
Gegen die Zulassung neuer biomedizinischer Verfahren werden häu<br />
fig das Dammbruch o<strong>der</strong> das slipperyslopeArgument geltend ge<br />
macht, denen zufolge es sich um einen ersten Schritt in eine ethisch<br />
abzulehnende Richtung handele . Hierzu ist aber festzuhalten, dass<br />
es sich bei <strong>der</strong> Embryonenbeobachtung und dem eSET um eine klar<br />
abgegrenzte Methode handelt und dass die Dokumentationspflichten,<br />
die Benennung einer Aufsichtsbehörde und die Etablierung einer<br />
zentralen Ethikkommission Instrumente sind, unerwünschte Auswei<br />
tungen wirksam zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Zusammenfassung<br />
Unter Beachtung von Standards in an<strong>der</strong>en europäischen Staa<br />
ten und unter Berücksichtigung des gesellschaftlichen Pluralismus<br />
sollte in Deutschland ein Fortpflanzungsmedizingesetz geschaffen<br />
werden, das reproduktionsmedizinische Handlungsmöglichkeiten<br />
kohärent regelt. Aus Gründen <strong>der</strong> Rechtsklarheit und sicherheit ist<br />
es vordringlich, gesetzlich klarzustellen, dass die morphologische Be<br />
obachtung früher Embryonen und die Blastozystenkultivierung zu<br />
lässig sind, durch die Einlingsschwangerschaften ermöglicht werden.<br />
Aus Zwillings o<strong>der</strong> Mehrlingsschwangerschaften, die von den Eltern<br />
nicht gewünscht worden waren, können für die Frau, für das vorge<br />
burtliche Leben und für die geborenen Kin<strong>der</strong> erhebliche Lasten re<br />
sultieren. Ethisch besitzen das Recht <strong>der</strong> Frau auf bestmögliche, dem<br />
medizinischen Wissensstand gemäße gesundheitliche Versorgung<br />
und <strong>der</strong> Gesundheitsschutz <strong>der</strong> durch künstliche Befruchtung ent<br />
standenen Kin<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s hohes Gewicht. Daher ist es ethisch ver<br />
Zur Aussagekraft und zu Problemen des Dammbruchargumentes vgl. F. Saliger,<br />
Das Dammbruchargument in Medizinrecht und Medizinethik, in: Jahrbuch<br />
für Recht und Ethik Band 15, Berlin 2007, 633–656.<br />
tretbar, ja sogar geboten, die eigenverantwortete Entscheidung einer<br />
Frau zu respektieren, dass ihr nur ein einzelner Embryo übertragen<br />
wird, <strong>der</strong> nach morphologischer Beobachtung ärztlicher Einschät<br />
zung zufolge gute Aussicht besitzt, sich in einer Schwangerschaft<br />
fortzuentwickeln.