28.01.2013 Aufrufe

Reproduktionsmedizin im internationalen Vergleich - Bibliothek der ...

Reproduktionsmedizin im internationalen Vergleich - Bibliothek der ...

Reproduktionsmedizin im internationalen Vergleich - Bibliothek der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

I.<br />

<strong>Reproduktionsmedizin</strong> <strong>im</strong> <strong>internationalen</strong> <strong>Vergleich</strong> I. Einleitung<br />

Klaus Diedrich<br />

eInleItung<br />

In Deutschland sind etwa 1,2 – 1,5 Millionen Paare ungewollt kin<strong>der</strong>los<br />

und benötigen ärztliche Hilfe, um ihren Kin<strong>der</strong>wunsch zu erfüllen.<br />

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (2004) nehmen<br />

jährlich etwa 200.000 Paare reproduktionsmedizinische Hilfen in<br />

Anspruch. Davon unterzogen sich <strong>im</strong> Jahr 2006 38.551 Frauen einer<br />

Behandlung durch In­vitro­Fertilisation (IVF) . In den vergangenen<br />

zehn Jahren (1997 bis 2006) sind 105.365 Kin<strong>der</strong> nach IVF zur Welt<br />

gekommen .<br />

Die Kin<strong>der</strong>wunschbehandlung (assistierte Reproduktion) beinhaltet<br />

ein großes Spektrum verschiedener Behandlungen. Dieses Spektrum<br />

reicht von einer einfachen Korrektur von Störungen <strong>im</strong> ovariellen Zy­<br />

klusgeschehen <strong>der</strong> Frau bis zu Maßnahmen <strong>der</strong> IVF unter zusätzlicher<br />

Anwendung <strong>der</strong> intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI). Da<br />

die extrakorporale Befruchtung mit hohen Belastungen und Risiken<br />

verbunden sein kann, ist eine strenge Indikationsstellung notwendig.<br />

Das 1991 in Kraft getretene Embryonenschutzgesetz (ESchG) bietet<br />

den in Deutschland in <strong>der</strong> <strong>Reproduktionsmedizin</strong> tätigen Ärzten<br />

und Biologen den gesetzlichen Rahmen, in dem sie arbeiten dürfen.<br />

Ziel des Gesetzes ist <strong>der</strong> Schutz des Embryos und Festlegung <strong>der</strong> Rah­<br />

menbedingungen zur Herbeiführung einer Schwangerschaft. Eine<br />

Persönliche Mitteilung.<br />

Deutsches IVF Register (DIR) Jahrbuch 2006:15.<br />

DIR Jahrbuch 2006:21.<br />

an<strong>der</strong>weitige Nutzung des Embryos (bspw. zu Forschungszwecken)<br />

sollte ausgeschlossen werden. Inzwischen ist dieses Gesetz 16 Jahre<br />

alt und <strong>der</strong> wissenschaftliche Sachstand in <strong>der</strong> Reproduktionsmedi­<br />

zin hat große Fortschritte gemacht. Es ist deshalb erfor<strong>der</strong>lich, das<br />

Gesetz dieser Entwicklung anzupassen, um Paare mit unerfülltem<br />

Kin<strong>der</strong>wunsch auch in Deutschland nach dem <strong>der</strong>zeitig besten medi­<br />

zinischen und wissenschaftlichen Standard zu behandeln.<br />

Zu diesen neuen regelungsbedürftigen Behandlungen gehört <strong>der</strong> sog.<br />

elektive Single­Embryo­Transfer (eSET), bei dem lediglich ein Embryo<br />

(aus mehreren, durch IVF gezeugten Embryonen) nach Beurteilung<br />

mittels Lichtmikroskop ausgewählt und in die Gebärmutter <strong>der</strong> Pati­<br />

entin transferiert wird. Durch dieses Vorgehen ist es möglich, die Kin­<br />

<strong>der</strong>wunschbehandlung zu opt<strong>im</strong>ieren (Herbeiführung einer Schwan­<br />

gerschaft und Geburt), bei gleichzeitig größtmöglicher Reduktion des<br />

Risikos einer für Mutter und Kind gefährlichen Mehrlingsschwanger­<br />

schaft.<br />

In dem vorliegenden Gutachten zu aktuellen Fragen <strong>der</strong> Reproduk­<br />

tionsmedizin wird <strong>der</strong> medizinisch­wissenschaftliche Sachstand<br />

<strong>der</strong> <strong>Reproduktionsmedizin</strong> in Deutschland und <strong>im</strong> übrigen Europa<br />

beschrieben. Daraus wird abgeleitet, welche gesetzlichen Regelungs­<br />

lücken in Deutschland durch die fortwährende Entwicklung <strong>der</strong> Re­<br />

produktionsmedizin entstanden sind, und welche ethischen Fragen<br />

berührt werden. Eine Gesundheitsversorgung nach den neuesten<br />

medizinischen Erkenntnissen sollte für Paare mit Kin<strong>der</strong>wunsch in<br />

Deutschland ermöglicht werden. Dabei ist <strong>der</strong> Prämisse des Schutzes<br />

des Prä<strong>im</strong>plantationsembryos genauso Rechnung zu tragen wie <strong>der</strong><br />

Prämisse des Gesundheitsschutzes von Mutter und Kind. Mit dieser<br />

Darstellung über den Regelungsbedarf in <strong>der</strong> <strong>Reproduktionsmedizin</strong><br />

soll die Diskussion erneut in die Politik hineingetragen werden, um<br />

den Gesetzgeber zu <strong>der</strong> dringend erfor<strong>der</strong>lichen Regelung <strong>der</strong> Repro­<br />

duktionsmedizin zu bewegen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!