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Stromversorgungstechnik<br />
der Ende des 19. Jahrhunderts einige defekte<br />
Bleiakkumulatoren untersuchte:<br />
"Als Drake die defekten Zellen untersuch<br />
te, waren die Platten mit einer harten, weißen<br />
Masse aus Bleisulfat bedeckt."<br />
Seit dieser Zeit hat die Akkumulatorentechnologie<br />
selbstverständlich erhebliche<br />
Fortschritte gemacht. Sogenannte Expander<br />
als Zusatzst<strong>of</strong>fe zum chemisch aktiven<br />
Material an den Platten verhindern die<br />
übermäßige Ausbildung großer Kristall<br />
strukturen. Zwei frühe Patente auf diesem<br />
Gebiet wurden in den 20er-Jahren an<br />
Theodore A. Wilard erteilt, der 1922 zunächst<br />
Holzstaub (US-Patent 1432508)<br />
und zwei Jahre später das darin enthaltene<br />
Lignin (US-Patent 1505990) als Expander<br />
empfahl.<br />
Vermutlich war der Holzstaub zufällig gerade<br />
vorhanden und bot sich aufgrund seiner<br />
mechanischen Struktur zum Auflo<br />
ckern des chemisch aktiven Materials an,<br />
denn der Erfinder räumt in seiner Patentschrift<br />
selber ein: "Ich weiß nicht genau,<br />
wie diese hervorragenden Ergebnisse zu<br />
stande kommen. Vielleicht wird die Poro<br />
sität des aktiven Materials durch das Lig<br />
nin verbessert, aber es ist auch möglich,<br />
dass das Lignin als Katalysator wirkt."<br />
Letztere Vermutung ist richtig, wie wir<br />
heute wissen. Das im Holzstaub enthaltene<br />
Lignin ist aufgrund seiner chemischen<br />
Struktur besonders als Expander an der<br />
negativen Elektrode geeignet. Die Suche<br />
nach noch besseren St<strong>of</strong>fen mit ähnlicher<br />
Wirkungsweise war noch sechs Jahrzehnte<br />
später Gegenstand einer Doktorarbeit an<br />
derTechnischen UniversitätMünchen [4].<br />
Ein weiterer Zusatzst<strong>of</strong>f ist Bariumsulfat,<br />
das an den Reaktionen der chemischen<br />
Energiespeicherung selber nicht teilnimmt,<br />
aufgrund der strukturellen Ähn<br />
lichkeit seines Kristallgitters mit dem des<br />
Bleisulfates aber geeignete Kristallisationskeime<br />
für die Abscheidung feiner<br />
Bleisulfatkristalle bietet. Im Elektrolyt<br />
selber lässt sich die Neigung zur Sulfatierung<br />
durch Zusatz von St<strong>of</strong>fen wie Natriumsulfat<br />
verringern.<br />
Alle diese Maßnahmen haben die Lebens<br />
dauer und Robustheit der Bleiakkumulatoren<br />
wesentlich erhöht. Einen weiteren<br />
Beitrag können wir Anwender durch richtige<br />
Behandlung leisten.<br />
• Drohender Sulfatierung<br />
vorbeugen<br />
Aus den vorangegangenen Ausführungen<br />
sollte klar hervorgehen, dass eine Sulfatierung<br />
das Vorhandensein von Bleisulfat an<br />
den Elektroden voraussetzt. Bleisulfat bildet<br />
sich aber nur während der Entladung.<br />
Im vollständig geladenen Zustand ist an<br />
den Platten kein Bleisulfat vorhanden und<br />
daher auch keine Sulfatierung möglich.<br />
50 • FA 1/13<br />
Bleiakkumulatoren sollten nach Verwen<br />
dung daher umgehend wieder voll aufge<br />
laden werden. Sorgen wegen eines vermeintlichen<br />
Memory-Effekts, dem man<br />
durch vollständige Entladung vorbeugen<br />
müsste, sind unberechtigt. Dieser Effekt<br />
trat nur bei NiCd-Akkumulatoren (Nickel<br />
Cadmium) älterer Bauart auf. Bleiakkumulatoren<br />
sind davon nicht betr<strong>of</strong>fen [2].<br />
Die Sulfatierung im ganz oder teilweise<br />
entladenen Zustand ist auch ein Grund,<br />
weshalb Autobatterien besonders schnell<br />
ausfallen, wenn das Fahrzeug nur auf<br />
Kurzstrecken im Einsatz ist. Die Fahrzeit<br />
reicht dann nicht, den Akkumulator voll<br />
ständig zu laden.<br />
Wenn ein Bleiakkumulator längere Zeit zu<br />
lagern ist, dann sollte das erstens im vollständig<br />
geladenen Zustand und zweitens<br />
möglichst kühl erfolgen. Je wärmer er<br />
steht, desto besser löst sich Bleisulfat im<br />
Elektrolyt und desto schneller läuft die<br />
Ostwald-Reifung ab.<br />
Außerdem ist der Ladezustand während<br />
der Lagerung gelegentlich zu kontrollie<br />
ren. Panasonie empfiehlt bei einer Lager<br />
temperatur unter 20 oc alle neun Monate<br />
eine Nachladung, bei Temperaturen zwischen<br />
20 oc und 30 oc alle sechs Monate<br />
und bei Temperaturen darüber alle drei<br />
Monate [5]. Falls der Akkumulator bei ei<br />
ner Kontrolle nicht mehr voll geladen ist,<br />
muss man ihn nachladen. Im Ruhezustand<br />
ist die Leerlaufspannung ein guter Indikator<br />
für den Ladezustand. Ein vollständig geladener<br />
Bleiakkumulator hat etwa 12,6 V.<br />
Bei Lagerung für mehr als ein Jahr empfiehlt<br />
Panasonie zusätzlich, den Akkumulator<br />
dann einmal bis zur Entladeschlussspannung<br />
von 10,5 V zu entladen und an<br />
schließend wieder aufzuladen.<br />
• Regenerieren<br />
eines sulfatierten Akkumulators<br />
Wenn ein Akkumulator trotzdem nach län<br />
gerer Lagerung unbrauchbar zu sein<br />
scheint, besteht zum Glück eine gewisse<br />
Wahrscheinlichkeit, ihn zu regenerieren.<br />
Falls es sich um ein Modell mit flüssigem<br />
Elektrolyt handelt, also beispielsweise um<br />
eine klassische Autobatterie, dann ist zunächst<br />
den Elektrolytstand zu prüfen und<br />
bei Bedarf zu erhöhen. Dazu eignen sich<br />
destilliertes oder entmineralisiertes Was<br />
ser. Leitungswasser ist dagegen aufgrund<br />
seines Gehaltes an Mineralst<strong>of</strong>fen ungeeignet.<br />
Bei gasdichten B1eigel- oder<br />
AGM-Akkumulatoren ist ein Nachfüllen<br />
von Wasser dagegen weder möglich noch<br />
erforderlich. Im normalen Betrieb tritt<br />
praktisch kein Wasserverlust auf. Er stellt<br />
auch keine typische Ausfallursache von<br />
Bleigel-Akkumulatoren dar.<br />
Nun geht es an die Ladung. Da die an<br />
greifbare Oberfläche des chemisch aktiven<br />
200<br />
K{%]<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
Lu •••<br />
5 10 15 20<br />
Bild 2: Beispiel der Regenerierung eines Blei<br />
gel-Akkumulators durch eine Folge von La<br />
dungen und Entladungen; Ladungsteile<br />
durch konstante Spannung von 2,4 V in 10 h<br />
(dunkelblau), konstanten Strom /10 (hellblau)<br />
und konstanten Strom 0,2 · /10 (grün) sowie<br />
entnehmbare Kapazität (rot) bei /10 nach [8]<br />
Materials reduziert ist, nimmt der Akkumulator<br />
beim Versuch einer normalen La<br />
dung zunächst kaum Ladestrom an. Daher<br />
lohnt der Versuch, die Ladespannung so<br />
weit zu erhöhen, bis wieder ein gewisser<br />
Ladestrom fließt.<br />
Bei solchen Betrachtungen hängt der absolute<br />
Wert der Stromstärke immer von der<br />
Nennkapazität des Akkumulators ab. Je<br />
größer der Akkumulator, desto höher der<br />
Ladestrom. Häufig ist die Stromstärke /1 als<br />
relatives Maß in Verwendung. Die Stromstärke<br />
/1 entspricht dem Strom, der den Akkumulator<br />
rein rechnerisch innerhalb 1 h<br />
entladen würde. Bei einem Akkumulator<br />
mit einer Kapazität von 60 Ah beträgt /1 al<br />
so 60 A. Die Stromstärke 110 bezeichnet<br />
demnach den Strom, der den Akkumulator<br />
rechnerisch in 10 h entladen würde. Im lau<br />
fenden Beispiel ist /10 also 6 A.<br />
Zur Regeneration eines durch Sulfatierung<br />
geschädigten Akkumulators ist ein Ladestrom<br />
in der Größenordnung von 0,01 11<br />
bis 0,05 /1 zu wählen. Dabei ist es ausnahmsweise<br />
günstig, wenn der Akkumu<br />
lator eine etwas erhöhte Temperatur hat.<br />
Die Empfehlung lautet: etwa 40 oc [6].<br />
Durch dieses Verfahren wird der Akkumulator<br />
in einer Geschwindigkeit geladen,<br />
die dem nur langsam möglichen Abbau<br />
der grobkristallinen Sulfatpartikel ange<br />
passt ist. Die erhöhte Temperatur verbes<br />
sert nach [6], [7] und [8] die Löslichkeit<br />
des Bleisulfates.<br />
Bei dieser Regeneration ist am Ladegerät<br />
eine schnell und zuverlässig ansprechende<br />
Strombegrenzung erforderlich und am bes<br />
ten auch eine Sicherung. Wenn der Akkumulator<br />
wieder aktiv wird, könnte er wegen<br />
der erhöhten Ladespannung einen viel zu<br />
hohen Ladestrom ziehen und sich dadurch<br />
selbst schädigen. Diese Art der Regenera<br />
tion ist deshalb immer zu beaufsichtigen.<br />
z