Munich School of Management Magazine 2011/12 - Fakultät für ...
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Forschung<br />
Gut vernetzt –<br />
warum Vorstandsvorsitzende häufig<br />
zu spät entlassen werden<br />
Vorstandsvorsitzende, die eine andauernde schlechte Erfolgslage<br />
des Unternehmens zu verantworten haben, werden häufig<br />
nicht entlassen. Soziales Kapital auf Seiten des Vorstandsvorsitzenden<br />
und des Aufsichtsrats scheint dabei eine große Rolle<br />
zu spielen. Der Zusammenhang zwischen dem sozialen Kapital<br />
des Vorstandsvorsitzenden bzw. des Aufsichtsrats und erzwungenen<br />
Führungswechseln bei schlechter Erfolgslage wurde im<br />
vorliegenden Beitrag untersucht. Die empirische Analyse von<br />
großen deutschen Aktiengesellschaften in den Jahren 2002<br />
bis 2009 zeigt, dass ein hohes soziales Kapital die Machtbasis<br />
von Vorstandsvorsitzenden stärkt und sie auch bei schlechter<br />
Erfolgslage seltener entlassen werden. Verfügt dagegen der<br />
Aufsichtsratsvorsitzende über hohes soziales Kapital, steigt die<br />
Entlassungswahrscheinlichkeit. Daraus lassen sich Implikationen<br />
<strong>für</strong> die Gestaltung des Aufsichtsrats ableiten, damit eine<br />
Machtbalance an der Unternehmensspitze sichergestellt werden<br />
kann.<br />
Sowohl von Vorständen als auch Aufsichtsräten wird zunehmend<br />
erwartet, dass sie eine gute Unternehmensperformance<br />
nachweisen können. Obwohl die Performance ein komplexes<br />
Phänomen ist, das<br />
vielen Einflüssen<br />
unterliegt, wird<br />
den jeweiligen Vorstandsvorsitzenden<br />
in der Regel die<br />
Hauptverantwortung<br />
<strong>für</strong> den Erfolg<br />
bzw. Misserfolg<br />
zugesprochen. Die<br />
Entlassung wenig<br />
erfolgreicher<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
fällt in den<br />
Aufgabenbereich<br />
des Aufsichtsrats<br />
als zentrales Kontroll-<br />
und Überwachungsorgan<br />
des<br />
Unternehmens.<br />
16 | LMU - <strong>Munich</strong> <strong>School</strong> <strong>of</strong> <strong>Management</strong> <strong>2011</strong>/<strong>12</strong><br />
Im Sinne einer funktionierenden Corporate Governance stellt<br />
sich die Frage, ob diejenigen Vorstandsvorsitzenden, die eine<br />
schlechte Erfolgslage zu verantworten haben, tatsächlich entlassen<br />
werden bzw. was die Gründe <strong>für</strong> ihre »Nichtentlassung«<br />
sind.<br />
Zahlreiche Studien weisen auf Faktoren hin, die den Vorstandsvorsitzenden<br />
vor der Entlassung schützen können. So<br />
können unter anderem die schwierige Suche nach einem geeigneten<br />
Nachfolger, besondere Persönlichkeitsmerkmale des<br />
Vorstandsvorsitzenden, aber auch ein Machtungleichgewicht<br />
zwischen Vorstandsvorsitzendem und Aufsichtsrat ausschlaggebend<br />
<strong>für</strong> die Verweildauer des Vorstandsvorsitzenden an der<br />
Spitze des Unternehmens sein. 1 Da die Frage der Entlassung<br />
letztendlich in der Verantwortung des Aufsichtsrates liegt,<br />
stellt die Beziehung zwischen einem Vorstandsvorsitzenden<br />
und seinem Kontrollgremium einen zentralen Untersuchungsgegenstand<br />
dar. Das Machtverhältnis zwischen diesen beiden<br />
hat sich als Einflussfaktor <strong>für</strong> die Entlassungsentscheidung<br />
erwiesen. 2 Allerdings ist bisher noch relativ wenig darüber bekannt,<br />
inwieweit soziales Kapital dieses Machtverhältnis beeinflussen<br />
kann.<br />
Soziales Kapital als Statusfaktor<br />
In der vorliegenden Studie messen wir soziales Kapital anhand<br />
der Anzahl von Aufsichtsratsmandaten, die in anderen Unternehmen<br />
wahrgenommen werden. Diese Mandate stellen eine<br />
wertvolle Ressource <strong>für</strong> die Führungsschicht in Unternehmen<br />
dar. So führt die Wahrnehmung zahlreicher externer Mandate