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Munich School of Management Magazine 2011/12 - Fakultät für ...

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Markus Wrage, Pr<strong>of</strong>. Anja Tuschke, Pr<strong>of</strong>. Rudi Bresser<br />

zu einer zentralen Netzwerkposition, mit der sowohl Status<br />

als auch Prestige verbunden ist. 3 Gerade in turbulenten Zeiten<br />

kann die Leistungsfähigkeit der Manager <strong>of</strong>t nur eingeschränkt<br />

vom Aufsichtsrat beurteilt werden. In solchen Fällen wird <strong>of</strong>tmals<br />

Prestige als Indikator bei der Beurteilung der Kompetenz<br />

von Managern herangezogen. 4 Darüber hinaus sind durch soziales<br />

Kapital ein verbesserter Informationszugang oder erhöhte<br />

Einfluss- und Kontrollmöglichkeiten denkbar. 5<br />

Soziales Kapital als Schutz vor Entlassung<br />

Die Ergebnisse der empirischen Analyse bestätigen einige<br />

Annahmen, sind zum Teil aber auch überraschend. In Bezug auf<br />

das soziale Kapital des Vorstandsvorsitzenden zeigt sich, dass<br />

es diesen, wie vermutet, vor einer Entlassung schützen kann.<br />

Insbesondere bei schlechter Unternehmensperformance bietet<br />

soziales Kapital einen zusätzlichen Puffer hinsichtlich einer im<br />

Raum stehenden Entlassung. Eine mögliche Erklärung ist, dass<br />

die Entlassung eines Vorstandsvorsitzenden mit vielen Netzwerkverbindungen<br />

<strong>für</strong> das Unternehmen einen erheblichen<br />

Verlust an sozialem Kapital bedeutet. Besonders in schwierigen<br />

Zeiten, in denen es um den Fortbestand des Unternehmens geht,<br />

wird dieses soziale Kapital womöglich als wertvoll erachtet und<br />

schützt daher den Vorstandsvorsitzenden zusätzlich.<br />

Die Befunde sprechen zudem da<strong>für</strong>, dass das Verhalten nach<br />

der goldenen Regel (»Was du nicht willst, dass man dir tu’, das<br />

füg‘ auch keinem anderen zu«) allenfalls in Zeiten zutrifft, in<br />

denen die Unternehmen erfolgreich sind. In Zeiten schlechter<br />

Unternehmensperformance hingegen zeigt sich, dass Aufsichtsräte,<br />

die selbst Vorstandsvorsitzende in einem anderen Unternehmen<br />

sind, den eigenen Vorstandsvorsitzenden <strong>of</strong>fensichtlich<br />

sehr effektiv überwachen. Des Weiteren zeigen die Ergebnisse<br />

deutlich, dass sich unabhängige Aufsichtsratsmitglieder den<br />

sozialen Gepflogenheiten des unsichtbaren Netzwerks auf der<br />

obersten <strong>Management</strong>ebene weitgehend entziehen und damit<br />

ebenfalls zu einer verbesserten Überwachung beitragen können.<br />

Soziales Kapital leistet also zusammenfassend einen bedeutenden<br />

Beitrag <strong>für</strong> die Erklärung von Entlassungen des Vorstandsvorsitzenden.<br />

Im Rahmen der Untersuchung wurde bei<br />

der Operationalisierung des sozialen Kapitals durch die Messung<br />

der Anzahl der Aufsichtsratsmandate eine Näherungslö-<br />

Forschung<br />

sung gefunden. Was den Inhalt der sozialen Beziehungen sowie<br />

deren Wert angeht, zeigt sich weiterer Forschungsbedarf.<br />

Der Wert einer Netzwerkbeziehung ist unter anderem von<br />

dem Unternehmen abhängig, zu dem diese Beziehung besteht.<br />

So erscheint es wahrscheinlich, dass Netzwerkbeziehungen<br />

zu (potenziellen) Kapitalgebern dem Vorstandsvorsitzenden<br />

besonderen Schutz verleihen könnten, da diese vor allem <strong>für</strong><br />

insolvenzgefährdete Unternehmen von essenzieller Bedeutung<br />

sind.<br />

Die vorliegende Studie ist Teil eines DFG-geförderten Projekts,<br />

bei dem Einflussfaktoren auf die Entlassung von Vorstandsvorsitzenden<br />

untersucht werden. Bei der diesjährigen<br />

Konferenz der Southern <strong>Management</strong> Association hat Pr<strong>of</strong>.<br />

Anja Tuschke einen Vortrag über den Einfluss von sozialen<br />

Netzwerkbeziehungen auf die Entlassung von Vorstandsvorsitzenden<br />

gehalten. Die dazugehörige Studie „A Social Capital<br />

Perspective on CEO Dismissals: Evidence from Germany“<br />

(gemeinsam mit Pr<strong>of</strong>. Rudi Bresser, FU Berlin, und Dipl.-Kfm.<br />

Markus Wrage) wurde bei der Konferenz mit dem Outstanding<br />

Paper Award im Bereich Strategic <strong>Management</strong> / Organizational<br />

Theory / International <strong>Management</strong> und dem Best Conference<br />

Paper Award ausgezeichnet. Daneben erhielt die Studie<br />

<strong>2011</strong> von der zfo eine Auszeichnung. Der auf der Studie beruhende<br />

Beitrag „Gut vernetzt. Warum Vorstandsvorsitzende häufig<br />

zu spät entlassen werden“ wurde in der zfo veröffentlicht.<br />

Der Abdruck der gekürzten Version an dieser Stelle erfolgte mit<br />

freundlicher Genehmigung des Schäffer-Poeschel Verlags.<br />

Den vollständigen Artikel finden Sie unter:<br />

Markus Wrage/Anja Tuschke/Rudi Bresser: Gut vernetzt. Warum<br />

Vorstandsvorsitzende häufig zu spät entlassen werden. In: zfo 5/11.<br />

S. 329-334 ©<strong>2011</strong> Schäffer-Poeschel Verlag <strong>für</strong> Wirtschaft, Steuern,<br />

Recht GmbH in Stuttgart.<br />

1) Vgl. Boeker, W.: Power and managerial dismissal: Scapegoating at<br />

the top. In: Administrative Science Quarterly, Vol. 37, 1992, H. 3, S.<br />

400–421; Fredrickson, J. W./Hambrick, D. C./ Baumrin, S.: A model<br />

<strong>of</strong> CEO dismissal. In: Academy <strong>of</strong> <strong>Management</strong> Review, 13. Jg.,<br />

1988, H. 2, S. 255–270.<br />

2) Vgl. Pitcher, P./ Chreim, S./Kisfalvi, V.: CEO succession research:<br />

Methodological bridges over troubled waters. In: Strategic <strong>Management</strong><br />

Journal, Vol. 21, 2000, H .6, S. 625–648; Weisbach, M. S.: Outside<br />

directors and CEO turnover. In: Journal <strong>of</strong> Financial Economics,<br />

20. Jg., 1988, H. 1/2, S. 431–460.<br />

3) Vgl. Wade, J./O’Reilly III., C. A./Chandratat, I.: Golden parachutes:<br />

CEOs and the exercise <strong>of</strong> social influence. In: Administrative Science<br />

Quarterly, 35. Jg., 1990, H .4, S. 587–603.<br />

4) Vgl. D’Aveni, R. A./Kesner, I. F.: Top managerial prestige, power and<br />

tender <strong>of</strong>fer response: A study <strong>of</strong> elite social networks and target<br />

firm’s cooperation during take overs. In: Organization Science, 4. Jg.,<br />

1993, H. 2, S. <strong>12</strong>3–151.<br />

5) Vgl. Sandefur, R. L./Laumann, E. O.: A paradigm for social capital. In:<br />

Rationality and Society, 10. Jg., 1998, H .4, S. 481–501.<br />

LMU – <strong>Munich</strong> <strong>School</strong> <strong>of</strong> <strong>Management</strong> <strong>2011</strong>/<strong>12</strong> | 17

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