Munich School of Management Magazine 2011/12 - Fakultät für ...
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Forschung<br />
Die Nachfrage<br />
nach Prämienrisikoversicherung<br />
Eine modelltheoretische Analyse<br />
Prämienrisiko<br />
Ein aktuelles Forschungsprojekt von Richard Peter, Pr<strong>of</strong>. Andreas<br />
Richter und Dr. Petra Steinorth am <strong>Munich</strong> Risk and Insurance<br />
Center (MRIC) setzt sich mit der Nachfrage nach Prämienrisikoversicherung<br />
auseinander. Prämienrisiko tritt dann auf,<br />
wenn eine Versicherungsprämie von Charakteristika abhängt,<br />
die <strong>für</strong> einen Konsumenten aus heutiger Sicht mit Unsicherheit<br />
behaftet sind. In der privaten Krankenversicherung etwa wird<br />
die Prämie am Eintrittsalter, an der Berufsgruppe, an tariflichen<br />
Leistungen und am Gesundheitszustand bemessen. Bei<br />
einem geplanten Wechsel in die private Krankenversicherung<br />
ist aus heutiger Sicht der Gesundheitszustand zum Zeitpunkt<br />
des Wechsels unsicher und ins<strong>of</strong>ern besteht Prämienrisiko. Ein<br />
weiteres Beispiel stammt aus der Kfz-Haftpflichtversicherung.<br />
So besteht am Anfang eines Jahres ins<strong>of</strong>ern Unsicherheit über<br />
die Höhe der Prämie zu Beginn des darauf folgenden Jahres, als<br />
ein eventueller Unfall während des Jahres mit einer Reduktion<br />
des Schadenfreiheitsrabattes einhergeht und damit eine höhere<br />
Versicherungsprämie nach sich zieht. Dieses System der Beitragsgestaltung<br />
ist als Bonus/Malus-System bekannt.<br />
Versicherung gegen Prämienrisiko<br />
In beiden genannten Fällen ist das Prämienrisiko allerdings<br />
versicherbar, d.h. Versicherungsnehmer können Schutz gegen<br />
das Ansteigen der Prämie erwerben, und entsprechende Produkte<br />
werden unter dem Begriff der Prämienrisikoversicherung<br />
subsumiert. So gibt es im Krankenversicherungsbereich<br />
sogenannte Anwartschaften, mit denen Versicherungsnehmer<br />
ohne erneute Gesundheitsprüfung zu den bereits abgesicherten<br />
Tarifgrundlagen in die private Krankenversicherung eintreten<br />
können. Anwartschaften werden beispielsweise vereinbart <strong>für</strong><br />
die Dauer einer wirtschaftlichen Notlage oder eines längeren,<br />
ununterbrochenen Auslandsaufenthaltes. Im Zusammenhang<br />
mit der Kfz-Haftpflichtversicherung gibt es Produkte, die üblicherweise<br />
als Rabattretter oder Rabattschutz bezeichnet werden<br />
und bewirken, dass sich im Falle eines Unfalls der Schadenfreiheitsrabatt<br />
nicht reduziert. In beiden Fällen wird klar, dass der<br />
Versicherungsnehmer das Prämienrisiko über den Erwerb einer<br />
Prämienrisikoversicherung abgeben oder zumindest eindämmen<br />
kann. Es bleibt allerdings zu klären, <strong>für</strong> welche Versiche-<br />
18 | LMU – <strong>Munich</strong> <strong>School</strong> <strong>of</strong> <strong>Management</strong> <strong>2011</strong>/<strong>12</strong><br />
rungsnehmer derartige Produkte besonders attraktiv sind und<br />
unter welchen Voraussetzungen an den Versicherungsmarkt mit<br />
einer spürbaren Nachfrage zu rechnen ist.<br />
Modellierung unter Berücksichtigung<br />
privater Information<br />
Das Forschungsprojekt setzt sich mit diesen Fragen auseinander.<br />
Wir betrachten einen Erwartungsnutzen maximierenden,<br />
repräsentativen Konsumenten, der seinen individuellen Nutzen<br />
aus dem Erwerb von Prämienrisikoversicherung gegen die anfallenden<br />
Kosten dieses Produktes abwägt. Im Modell operieren<br />
die Versicherungsunternehmen auf einem Wettbewerbsmarkt<br />
und bieten den Kunden vollen Versicherungsschutz gegen Prämienrisiko<br />
unter Zahlung einer undifferenzierten Prämie an,<br />
wodurch die Implementierung derartiger Produkte auf tatsächlichen<br />
Versicherungsmärkten realitätsnah abgebildet wird.<br />
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der privaten Information<br />
der Individuen hinsichtlich ihres Risikotyps in der Zukunft,<br />
der wesentlich die zukünftige Prämienhöhe bestimmt<br />
und damit das Problem des Prämienrisikos erst aufwirft. Geht<br />
man von vollständiger privater Information aus, d.h. jedes Individuum<br />
kennt seinen zukünftigen Risikotyp mit Sicherheit,<br />
so besteht keine Unsicherheit über die zukünftige Prämienhöhe,<br />
weswegen Prämienrisikoversicherung nicht nachgefragt wird.