[PDF] Jugendsexualität im Wandel der Zeit (2009) - Jugendarbeit.ch

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�� bei bestimmten Kategorien von sexuell aktiven Jugendlichen sehr liberal zu handhaben, und zwar unabhängig von den Gründen der Konsultation (39). Der in der Schweiz gewählte Ansatz beruht eher auf Information und Sexualerziehung, sowie auf individualisierten Vorgehensweisen. Man darf aber davon ausgehen, dass sich die Situation in diesem Bereich mit der Vermarktung von raschen und billigen Nachweistests weiterentwickeln könnte. Natürlich beschränkt sich die Rolle des Hausarztes nicht auf ein so gezieltes Vorgehen. In einer Umfrage, die vor einigen Jahren bei Allgemeinmedizinern in der ganzen Schweiz durchgeführt wurde (40), erachteten es etwa 70% der Befragten als sehr wichtig, eine Akne behandeln zu können, aber lediglich 40% von ihnen waren der Meinung, dass Themen wie Sexualität und Verhütung von Interesse sind. Das ist umso bedauerlicher, als Ärzte bei Jugendlichen ein hohes Ansehen geniessen und eine sehr nützliche Rolle in der Gesundheitsförderung spielen könnten. In Zukunft ist es deshalb wichtig, die Ärzte dazu zu ermutigen, sich bei der Behandlung nicht ausschliesslich auf Probleme und Widerwärtigkeiten im Zusammenhang mit dem Eintritt ins Sexualleben (HIV, Schwangerschaft, Regelschmerzen) zu konzentrieren, sondern unter Berücksichtigung der Entwicklung und der Eigenständigkeit ihrer jungen Patientinnen und Patienten auch ein offenes Ohr für die positiven Seiten wie Lust und Entfaltung zu haben. �� In einem Umfeld, das sich stark verändert hat, beweisen die Jugendlichen im Grossen und Ganzen eine gute mentale und sexuelle Gesundheit und reagieren verantwortungsbewusst auf die sich wandelnde Rolle der Sexualität, der Lust und des Hedonismus, aber auch der Gewalt und der Pornographie, des manchmal masslosen Körperkults, der stark ausgeprägten Empfindungssuche und der Erfolgssucht in unserer Gesellschaft. Doch in dieser sich rasch verändernden Gesellschaft ist es wichtig, sich weiterhin – wie auch die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt (41, 42) – damit zu befassen, wie man für Jugendliche eine gesunde Umwelt schaffen kann, in der sie affektiv-sexuelle Fähigkeiten und Kompetenzen entwickeln können. Wie wir gesehen haben, wäre es abwegig zu glauben, dass die in den letzten Jahren erbrachten Präventionsbemühungen nun ausreichen. Jede neue Generation von Jugendlichen steht erneut vor der Herausforderung, den Umgang mit der Sexualität zu erlernen. Die Aufgabe der Fachleute für Erziehung, Prävention und Gesundheitsversorgung besteht also darin, einen Raum zu finden, in dem sich Reflexionen zum Sinn der Sexualität und zu deren Rolle im Leben mit gezielten Informationen zu wesentlichen Aspekten wie Verhütung oder Schutz vor Geschlechtskrankheiten vereinbaren lassen. Mehrere berühmte Autoren haben uns gezeigt, dass die Konzepte Sexualität, Liebe und Jugend erst vor relativ kurzer Zeit entstanden sind, als man einen Sinn für individuelle Rechte und Demokratie entwickelte (1, 2, 43, 44). Die Auseinandersetzung mit der Jugend und der Sexualität muss daher weitergeführt werden – denn das, was uns die Jugendlichen mittels ihrer Handlungen und Äusserungen mitteilen, hat mit uns selbst und der Welt zu tun, die wir ihnen geschaffen haben. 23
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