[PDF] Jugendsexualität im Wandel der Zeit (2009) - Jugendarbeit.ch
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So spiegeln si<strong>ch</strong> die wesentli<strong>ch</strong>en Fragen des Jugendalters<br />
wie «wer bin i<strong>ch</strong>» o<strong>der</strong> «wel<strong>ch</strong>e Rolle nehme<br />
i<strong>ch</strong> ein» au<strong>ch</strong> in den Medienpräferenzen und -nutzungsstilen<br />
<strong>der</strong> Heranwa<strong>ch</strong>senden. Die Medien dienen<br />
<strong>der</strong> Orientierung, Unterhaltung, St<strong>im</strong>mungskontrolle,<br />
helfen den Tagesablauf zu strukturieren und<br />
ermögli<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t zuletzt soziale und parasoziale Interaktion.<br />
In den Medien findet man Verglei<strong>ch</strong>smögli<strong>ch</strong>keiten<br />
für Ers<strong>ch</strong>einungsbild und Lebensstil. Vor<br />
dem Aufkommen <strong>der</strong> Massenmedien dienten an<strong>der</strong>e<br />
ni<strong>ch</strong>tmediale Leitbil<strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en zum Verglei<strong>ch</strong>,<br />
heute sind dies Models, Mo<strong>der</strong>atoren, Mitglie<strong>der</strong> von<br />
Musikgruppen o<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>auspieler. Und weil diese Vertreter<br />
mit Vorbildfunktion aus ökonomis<strong>ch</strong>en Gründen<br />
ebenfalls dem Credo «sex sells» unterstehen, gelangt<br />
ihr oftmals sexuell gefärbtes Auftreten über die<br />
Medien an die Jugendli<strong>ch</strong>en und löst bei ihnen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Reaktionen aus, die von Bewun<strong>der</strong>ung<br />
bis Ablehnung rei<strong>ch</strong>en.<br />
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Die Zugangss<strong>ch</strong>ranken zu Pornographie liegen für<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e heute sehr tief – do<strong>ch</strong> ihre Fragen zur<br />
Sexualität sind interessanterweise ni<strong>ch</strong>t weniger geworden.<br />
Man könnte meinen, die Jugendli<strong>ch</strong>en von<br />
heute wüssten in punkto Sexualität besser Bes<strong>ch</strong>eid<br />
als ihre Elterngeneration. In den letzten Jahren hat<br />
die Jugendzeits<strong>ch</strong>rift BRAVO in ihren Umfragen jedo<strong>ch</strong><br />
herausgefunden, dass eher das Gegenteil zutrifft.<br />
Offenbar s<strong>ch</strong>ürt <strong>der</strong> Überfluss an Informationen<br />
proportional au<strong>ch</strong> die Unsi<strong>ch</strong>erheit <strong>der</strong> Heranwa<strong>ch</strong>senden<br />
in Fragen sexueller Natur.<br />
Was die heutige Jugend über Sexualität wissen<br />
mö<strong>ch</strong>te, unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t massgebli<strong>ch</strong> davon,<br />
was die Jugendli<strong>ch</strong>en vor 30 Jahren bes<strong>ch</strong>äftigt hat.<br />
Die Gründe, warum si<strong>ch</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e sexuellen Inhalten<br />
in den Medien zuwenden sind vielfältig und<br />
rei<strong>ch</strong>en über Neugierde und den Wuns<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Ans<strong>ch</strong>auungsbeispielen<br />
mit aufkläreris<strong>ch</strong>em Aspekt über<br />
Grenzübers<strong>ch</strong>reitung und St<strong>im</strong>ulation bis zur prestigeträ<strong>ch</strong>tigen<br />
Ans<strong>ch</strong>lusskommunikation über das Gesehene<br />
in <strong>der</strong> Peergroup (vgl. Zillmann: 2004). Zillmann<br />
sieht <strong>im</strong> Konsum sowohl potentiell positive als<br />
au<strong>ch</strong> negative Wirkungen auf die Heranwa<strong>ch</strong>senden.<br />
So kann es sein, dass sexuelle Verklemmungen und<br />
1 Unter dem Begriff Sensation Seeking versteht man die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong><br />
<strong>im</strong>mer neuen Erlebnissen und Abwe<strong>ch</strong>slung, mit dem Ziel, ständige<br />
Spannung zu erleben.<br />
S<strong>ch</strong>uldgefühle si<strong>ch</strong> auflösen können, dass das eigene<br />
Lustempfinden geför<strong>der</strong>t und so das Sexualleben eine<br />
Berei<strong>ch</strong>erung erfahren kann. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
können si<strong>ch</strong> Klis<strong>ch</strong>ees und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terrollen-Stereotype<br />
manifestieren. Bei Personen mit einer Prädisposition<br />
können gewalttätige Phantasien und Verhaltensweisen<br />
entstehen. Und ni<strong>ch</strong>t zuletzt kann <strong>der</strong><br />
Stellenwert <strong>der</strong> Sexualität in einer Partners<strong>ch</strong>aft eine<br />
ungünstige Gewi<strong>ch</strong>tung erhalten, wodur<strong>ch</strong> sexueller<br />
Leistungsdruck und Unzufriedenheit resultieren können.<br />
Ob si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Konsum von sexuellen Medieninhalten<br />
in <strong>der</strong> einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Weise auf ein Individuum<br />
auswirkt, hängt stark von dessen sozialer<br />
Verankerung in den Vorbil<strong>der</strong>n <strong>im</strong> privaten Umfeld<br />
ab.<br />
Mengenmässig steht einer sehr prominenten Medienberi<strong>ch</strong>terstattung<br />
über die «Generation Porno»<br />
eine sehr bes<strong>ch</strong>eidene Anzahl wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> fundierter<br />
Studien gegenüber. Oft wird <strong>der</strong> Aspekt von<br />
Jugend, Sexualität und Medien <strong>im</strong> Gesamtkontext<br />
einer Erhebung <strong>der</strong> Mediengewohnheiten erhoben.<br />
So bes<strong>ch</strong>reibt die aktuelle JIM Studie des medienpädagogis<strong>ch</strong>en<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsverbundes Südwest, dass vor<br />
allem das Handy als multifunktionale Plattform ni<strong>ch</strong>t<br />
vor missbräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Nutzung si<strong>ch</strong>er sei. Pornographis<strong>ch</strong>e<br />
Inhalte – heruntergeladen o<strong>der</strong> selbst produziert<br />
– die unter den Jugendli<strong>ch</strong>en ausgetaus<strong>ch</strong>t werden<br />
o<strong>der</strong> das Filmen von gewalttätigen Handlungen<br />
(Happy Slapping) bereiten Eltern und Lehrern Kopfzerbre<strong>ch</strong>en.<br />
Tatsa<strong>ch</strong>e ist, dass zwar 84% <strong>der</strong> Handybesitzer<br />
wissen, dass per Handy gewalthaltige o<strong>der</strong><br />
pornographis<strong>ch</strong>e Bil<strong>der</strong> und Filme vers<strong>ch</strong>ickt werden.<br />
Ledigli<strong>ch</strong> 30% haben dies bereits <strong>im</strong> eigenen<br />
Freundeskreis mitbekommen und nur sieben Prozent<br />
<strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en geben an, selbst s<strong>ch</strong>on sol<strong>ch</strong>e Inhalte<br />
auf das Handy ges<strong>ch</strong>ickt bekommen zu haben.<br />
Dabei sind männli<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e wesentli<strong>ch</strong> stärker<br />
betroffen als Mäd<strong>ch</strong>en und formal tiefer gebildete Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
geben <strong>im</strong> Verglei<strong>ch</strong> zu formal höher gebildeten<br />
öfter an, Inhalte sexueller o<strong>der</strong> gewalttätiger<br />
Natur erhalten zu haben (vgl. JIM: 2008).<br />
Offenbar beeinflussen sowohl das Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, die<br />
formale Bildung, das Sensation Seeking 1 und aggressive<br />
Prädispositionen das Interesse an <strong>der</strong> Rezeption<br />
und am Besitz von problematis<strong>ch</strong>en Inhalten auf dem<br />
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