����������������������������������� 54 «Sexualität ist, wenn zwei Mens<strong>ch</strong>en zusammen s<strong>ch</strong>lafen. Dabei haben sie <strong>im</strong>mer einen Orgasmus. Den Orgasmus kann man vortäus<strong>ch</strong>en o<strong>der</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t.»
��������������������������������������������������������� So spiegeln si<strong>ch</strong> die wesentli<strong>ch</strong>en Fragen des Jugendalters wie «wer bin i<strong>ch</strong>» o<strong>der</strong> «wel<strong>ch</strong>e Rolle nehme i<strong>ch</strong> ein» au<strong>ch</strong> in den Medienpräferenzen und -nutzungsstilen <strong>der</strong> Heranwa<strong>ch</strong>senden. Die Medien dienen <strong>der</strong> Orientierung, Unterhaltung, St<strong>im</strong>mungskontrolle, helfen den Tagesablauf zu strukturieren und ermögli<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t zuletzt soziale und parasoziale Interaktion. In den Medien findet man Verglei<strong>ch</strong>smögli<strong>ch</strong>keiten für Ers<strong>ch</strong>einungsbild und Lebensstil. Vor dem Aufkommen <strong>der</strong> Massenmedien dienten an<strong>der</strong>e ni<strong>ch</strong>tmediale Leitbil<strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en zum Verglei<strong>ch</strong>, heute sind dies Models, Mo<strong>der</strong>atoren, Mitglie<strong>der</strong> von Musikgruppen o<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>auspieler. Und weil diese Vertreter mit Vorbildfunktion aus ökonomis<strong>ch</strong>en Gründen ebenfalls dem Credo «sex sells» unterstehen, gelangt ihr oftmals sexuell gefärbtes Auftreten über die Medien an die Jugendli<strong>ch</strong>en und löst bei ihnen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Reaktionen aus, die von Bewun<strong>der</strong>ung bis Ablehnung rei<strong>ch</strong>en. ������������������������������������������ ������������������������� Die Zugangss<strong>ch</strong>ranken zu Pornographie liegen für Jugendli<strong>ch</strong>e heute sehr tief – do<strong>ch</strong> ihre Fragen zur Sexualität sind interessanterweise ni<strong>ch</strong>t weniger geworden. Man könnte meinen, die Jugendli<strong>ch</strong>en von heute wüssten in punkto Sexualität besser Bes<strong>ch</strong>eid als ihre Elterngeneration. In den letzten Jahren hat die Jugendzeits<strong>ch</strong>rift BRAVO in ihren Umfragen jedo<strong>ch</strong> herausgefunden, dass eher das Gegenteil zutrifft. Offenbar s<strong>ch</strong>ürt <strong>der</strong> Überfluss an Informationen proportional au<strong>ch</strong> die Unsi<strong>ch</strong>erheit <strong>der</strong> Heranwa<strong>ch</strong>senden in Fragen sexueller Natur. Was die heutige Jugend über Sexualität wissen mö<strong>ch</strong>te, unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t massgebli<strong>ch</strong> davon, was die Jugendli<strong>ch</strong>en vor 30 Jahren bes<strong>ch</strong>äftigt hat. Die Gründe, warum si<strong>ch</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e sexuellen Inhalten in den Medien zuwenden sind vielfältig und rei<strong>ch</strong>en über Neugierde und den Wuns<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Ans<strong>ch</strong>auungsbeispielen mit aufkläreris<strong>ch</strong>em Aspekt über Grenzübers<strong>ch</strong>reitung und St<strong>im</strong>ulation bis zur prestigeträ<strong>ch</strong>tigen Ans<strong>ch</strong>lusskommunikation über das Gesehene in <strong>der</strong> Peergroup (vgl. Zillmann: 2004). Zillmann sieht <strong>im</strong> Konsum sowohl potentiell positive als au<strong>ch</strong> negative Wirkungen auf die Heranwa<strong>ch</strong>senden. So kann es sein, dass sexuelle Verklemmungen und 1 Unter dem Begriff Sensation Seeking versteht man die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> <strong>im</strong>mer neuen Erlebnissen und Abwe<strong>ch</strong>slung, mit dem Ziel, ständige Spannung zu erleben. S<strong>ch</strong>uldgefühle si<strong>ch</strong> auflösen können, dass das eigene Lustempfinden geför<strong>der</strong>t und so das Sexualleben eine Berei<strong>ch</strong>erung erfahren kann. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite können si<strong>ch</strong> Klis<strong>ch</strong>ees und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terrollen-Stereotype manifestieren. Bei Personen mit einer Prädisposition können gewalttätige Phantasien und Verhaltensweisen entstehen. Und ni<strong>ch</strong>t zuletzt kann <strong>der</strong> Stellenwert <strong>der</strong> Sexualität in einer Partners<strong>ch</strong>aft eine ungünstige Gewi<strong>ch</strong>tung erhalten, wodur<strong>ch</strong> sexueller Leistungsdruck und Unzufriedenheit resultieren können. Ob si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Konsum von sexuellen Medieninhalten in <strong>der</strong> einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Weise auf ein Individuum auswirkt, hängt stark von dessen sozialer Verankerung in den Vorbil<strong>der</strong>n <strong>im</strong> privaten Umfeld ab. Mengenmässig steht einer sehr prominenten Medienberi<strong>ch</strong>terstattung über die «Generation Porno» eine sehr bes<strong>ch</strong>eidene Anzahl wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> fundierter Studien gegenüber. Oft wird <strong>der</strong> Aspekt von Jugend, Sexualität und Medien <strong>im</strong> Gesamtkontext einer Erhebung <strong>der</strong> Mediengewohnheiten erhoben. So bes<strong>ch</strong>reibt die aktuelle JIM Studie des medienpädagogis<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungsverbundes Südwest, dass vor allem das Handy als multifunktionale Plattform ni<strong>ch</strong>t vor missbräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Nutzung si<strong>ch</strong>er sei. Pornographis<strong>ch</strong>e Inhalte – heruntergeladen o<strong>der</strong> selbst produziert – die unter den Jugendli<strong>ch</strong>en ausgetaus<strong>ch</strong>t werden o<strong>der</strong> das Filmen von gewalttätigen Handlungen (Happy Slapping) bereiten Eltern und Lehrern Kopfzerbre<strong>ch</strong>en. Tatsa<strong>ch</strong>e ist, dass zwar 84% <strong>der</strong> Handybesitzer wissen, dass per Handy gewalthaltige o<strong>der</strong> pornographis<strong>ch</strong>e Bil<strong>der</strong> und Filme vers<strong>ch</strong>ickt werden. Ledigli<strong>ch</strong> 30% haben dies bereits <strong>im</strong> eigenen Freundeskreis mitbekommen und nur sieben Prozent <strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en geben an, selbst s<strong>ch</strong>on sol<strong>ch</strong>e Inhalte auf das Handy ges<strong>ch</strong>ickt bekommen zu haben. Dabei sind männli<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e wesentli<strong>ch</strong> stärker betroffen als Mäd<strong>ch</strong>en und formal tiefer gebildete Jugendli<strong>ch</strong>e geben <strong>im</strong> Verglei<strong>ch</strong> zu formal höher gebildeten öfter an, Inhalte sexueller o<strong>der</strong> gewalttätiger Natur erhalten zu haben (vgl. JIM: 2008). Offenbar beeinflussen sowohl das Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, die formale Bildung, das Sensation Seeking 1 und aggressive Prädispositionen das Interesse an <strong>der</strong> Rezeption und am Besitz von problematis<strong>ch</strong>en Inhalten auf dem 55