[PDF] Jugendsexualität im Wandel der Zeit (2009) - Jugendarbeit.ch

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�� 86 Schönsein kommt von innen und von aussen. ��
�� Peter Kaenel, Mitglied der EKKJ und Vorsteher des kantonalen Jugendamts Bern �� ... alle. Vorab die Kinder und Jugendlichen selbst, natürlich. Aber auch die Eltern, selbstverständlich. Dann aber auch, vielleicht etwas weniger selbstverständlich, die Medien. Der mediale «Glücksfall» Ramona ist so ein Beispiel, die Homestory einer bei näherer Betrachtungsweise tragischen Geschichte: eine 13-jährige wird Mutter und da ist auch noch ein minderjähriger Erzeuger, den die Presse zum Fototermin anschleppt. Eine Geschichte, die auch Fortsetzungsstorys verspricht. Oder die Sexgeschichten rund um den FC T. oder die Schulen in Zürich-Seebach und Steffisburg. Der Zeigefinger in den Medien ist nie weit und der Voyeurismus der Erwachsenen versteckt sich hinter der Maske der sog. «Betroffenheit» und manifestiert sich auf den Leserbriefseiten. Dabei: Es ist ja gar nicht so, dass die Jugend verantwortungslos mit der Sexualität umgeht. Ganz im Gegenteil. Die Jugend hat grundsätzlich einen verantwortungsvollen Umgang mit der Sexualität. Wahr ist, dass sexuelles Verhalten entsprechend der Akzeleration der körperlichen Reife früher einsetzt als noch Mitte des letzten Jahrhunderts. Studien zeigen aber auch, dass diese Entwicklung sich verlangsamt hat. Aber nicht nur der Zeitpunkt der körperlichen Reife hat sich geändert. Auch die Moralvorstellungen der Erwachsenen und damit der Gesellschaft sind anders geworden und das gesamte Umfeld hat sich diesbezüglich geändert. Die Sexualität ist ganz allgemein unbeschwerter geworden. Glücklicherweise. �� Das Internet hat eine wachsende Bedeutung im Bereich der Sexualität. Der technische Fortschritt hat Pornographie allgemein und einfach zugänglich gemacht. Ungewollt und unvermittelt werden Kinder, welche beispielsweise für Schularbeiten recherieren, mit sexuellen Inhalten konfrontiert. Auf der andern Seite spiegelt Pornographie eine falsche Normalität sexuellen Geschehens vor, welche Jugendlichen auch falsche Massstäbe setzen kann. Wobei anzufügen ist, dass die leichte Verfügbarkeit pornographischer Inhalte die Jugendlichen nicht zu einer hohen Zustimmung verleitet. Weiter ist nach wie vor festzustellen, dass viele Eltern noch nicht im «Internet-Zeitalter» angekommen sind. Will heissen, sie haben kaum einen Überblick über Möglichkeiten und Bedeutung des Internets für die ihnen in dieser Hinsicht weit überlegenen Heranwachsenden. Umgekehrt kann man auch feststellen, dass das Internet die Chance ist, an sexuelles Wissen heranzukommen, welches allen früheren Generationen kaum oder nur sehr schwer zugänglich war. �� Die Online-Beratung spielt heute eine wichtige Rolle. Sie kann und soll elterliche und schulische Aufklärung nicht ersetzen oder verdrängen, kann sie aber dort verantwortungsbewusst ergänzen, wo elterliche oder auch schulische Aufklärung regelmässig an Grenzen stösst. Nicht nur ist Sexualität ein Gebiet, auf welchem grundsätzlich jeder Mensch seine eigene Identität und Rolle selber finden muss, sie ist auch ein Phänomen, welches sich der innerfamiliären Diskussion ab einer gewissen Tiefe weitgehend entzieht. Den Eltern fällt in der Regel schon eine (grundsätzliche) Aufklärung über die Sexualität nicht leicht, wie sich aus der Tatsache ergibt, dass eine solche nicht durchwegs erfolgt. Die elterliche Aufklärungsquote ist dort höher, wo auch sonst ein Vertrauensverhältnis in der Familie besteht, wobei offenbar den Müttern (allein) die Schlüsselrolle zukommt. Doch auch in aufgeschlossenen Milieus hört die Mitteilsamkeit hinsichtlich sexueller Empfindungen, Vorlieben, Aktivitäten und Erfahrungen verständlicherweise bald einmal auf. Ganz abgesehen von kulturellen und religiösen Hindernissen, welche solchen Fragestellungen entgegenstehen. Auch für die Jugendlichen selbst ist im Übrigen die elterliche Sexualität erfahrungsgemäss ein Tabu-Thema. Für die Schule gelten ähnliche Überlegungen, soweit die (eigene) Lehrerschaft die Aufgabe der Sexualaufklärung übernimmt. Nur dort, wo schulexterne Profis in Sexualkunde engagiert sind, ist die notwendige Distanz gegeben, welche Voraussetzung ist für eine umfassende Aufklärung. Wenn sich viele für die Jugendlichen brennende Fragen gerade nicht über die Eltern beantworten lassen, folgt ohne weiteres daraus, dass Online-Beratung schon wegen ihres einfachen Zugangs attraktiv ist. Kommt hinzu: Sexualität ist eine Entwicklungsaufgabe für die Jugendlichen. Die interessierenden 87
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