����������������������������������� 42 «Es gibt ni<strong>ch</strong>t nur die Liebe zwis<strong>ch</strong>en Mann und Frau. Es gibt au<strong>ch</strong> Liebe zwis<strong>ch</strong>en Frau und Frau und Mann und Mann.»
���������������������������������������������������������������������������� ��������������������������� � � Die Jugendli<strong>ch</strong>en wurden gefragt, ob sie si<strong>ch</strong> be<strong>im</strong> ersten Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr unter Druck gesetzt fühlten. Knapp 10% <strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en bejahen dies. Mäd<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>e beri<strong>ch</strong>ten, si<strong>ch</strong> be<strong>im</strong> ersten Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr unter Druck gefühlt zu haben, hatten den ersten Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr seltener geplant als die an<strong>der</strong>en Mäd<strong>ch</strong>en, geben seltener an, einen festen Partner zu haben, meinen, die Initiative sei ni<strong>ch</strong>t von beiden glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigt ausgegangen und denken öfter als an<strong>der</strong>e Mäd<strong>ch</strong>en, <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>punkt für den ersten Koitus sei zu früh gewesen. Jungen, die Druck angeben, empfinden den <strong>Zeit</strong>punkt hingegen eher als zu spät; des Weiteren erleben sie ihr erstes Mal öfter mit einer unbekannten Person als die an<strong>der</strong>en Jungen. Diese Befunde legen die Vermutung nahe, dass Mäd<strong>ch</strong>en eher Druck von Aussen verspürt haben. Die Jungen hingegen setzten si<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>erweise selbst unter Druck, da sie befür<strong>ch</strong>teten, über weniger Erfahrungen als Glei<strong>ch</strong>altrige zu verfügen. ������������������������������������������ � Gemäss diversen Studien kann sexuelles Risikoverhalten mit dem Pubertätsstatus zusammenhängen. In Erhebungen gelten ein junges Alter für den ersten Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr o<strong>der</strong> fehlende Verhütung be<strong>im</strong> ersten Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr als Indikatoren für sexuelles Risikoverhalten. Die vorliegenden Daten weisen darauf hin, dass eine frühe pubertäre Reife (erste Regelblutung o<strong>der</strong> erster Samenerguss vor dem 13. Lebensjahr) tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> mit höherer sexueller Risikobereits<strong>ch</strong>aft verbunden sein kann. So sind frühreife Mäd<strong>ch</strong>en be<strong>im</strong> ersten Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> jünger und verhüten au<strong>ch</strong> seltener als an<strong>der</strong>e Mäd<strong>ch</strong>en mit normativer Reife. Frühreife Jungen unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> von Jungen mit normativer Reife nur bezügli<strong>ch</strong> des jüngeren Alters für den ersten Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr hingegen ni<strong>ch</strong>t bezügli<strong>ch</strong> des Verhütungsverhaltens. ������������������������� ������������������������ Einen verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität lernen, kann als wi<strong>ch</strong>tige Entwicklungsaufgabe des 6 Ergebnisse aus <strong>der</strong> Masterarbeit von Denis Joset (<strong>2009</strong>): Erster Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr und Druckerleben bei Jugendli<strong>ch</strong>en, Fakultät für Psy<strong>ch</strong>ologie, Universität Basel. Jugendalters betra<strong>ch</strong>tet werden. Dass dies den meisten Jugendli<strong>ch</strong>en zu gelingen s<strong>ch</strong>eint, zeigen mehrere Erhebungen in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz und in Deuts<strong>ch</strong>land (BZgA, 2006; Narring et al., 2002). Die untersu<strong>ch</strong>te Sti<strong>ch</strong>probe stellt eine heterogene Gruppe Jugendli<strong>ch</strong>er dar, wel<strong>ch</strong>e Internetplattformen zu jugendspezifis<strong>ch</strong>en Themen aufsu<strong>ch</strong>t. In dieser Gruppe finden si<strong>ch</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>en 12 und 20 Jahren: sie setzt si<strong>ch</strong> aus Mäd<strong>ch</strong>en und Jungen aus zwei Spra<strong>ch</strong>regionen zusammen, weist Unters<strong>ch</strong>iede <strong>im</strong> Umgang mit dem Internetgebrau<strong>ch</strong> auf und hat unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Bildungshintergründe. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Sti<strong>ch</strong>probe die S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en gut repräsentieren. Je na<strong>ch</strong> Analyseberei<strong>ch</strong> und Fragestellung wurden die Befunde differenziert na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t o<strong>der</strong> Spra<strong>ch</strong>region o<strong>der</strong> Altersgruppe betra<strong>ch</strong>tet. Der Lebensabs<strong>ch</strong>nitt zwis<strong>ch</strong>en 13 und 15 Jahren ist aus entwicklungspsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>er Perspektive beson<strong>der</strong>s belastet, da während dieser <strong>Zeit</strong> die Sorgen <strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en wegen negativen S<strong>ch</strong>ulerfahrungen, unausgegli<strong>ch</strong>enen Beziehungen zu Peers, Organisation <strong>der</strong> Freizeit und Zweifel gegenüber dem Selbst zunehmen und in <strong>der</strong> Regel nur wenige effiziente Strategien zur Bewältigung dieser Probleme vorliegen (Fend, 2006). Jugendli<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> mittleren Adoleszenz sind in <strong>der</strong> vorliegenden Sti<strong>ch</strong>probe am meisten vertreten; dies erstaunt ni<strong>ch</strong>t weiter, da gerade in diesem Alter Fragen zu int<strong>im</strong>en Beziehungen zunehmen (Grob & Jas<strong>ch</strong>inski, 2003). Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> befragten 17-Jährigen hat den ersten Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr bereits erlebt. Dies betrifft 65% Mäd<strong>ch</strong>en und 55% <strong>der</strong> Jungen. Mäd<strong>ch</strong>en zeigen si<strong>ch</strong> in dieser Altersgruppe erfahrener als Jungen, was au<strong>ch</strong> für die 16-Jährigen und tendenziell die 15-Jährigen zutrifft. In den jüngeren Altersgruppen sind anteilsmässig hingegen weniger Mäd<strong>ch</strong>en als Jungen koituserfahren. Die 17-jährigen Jungen geben ein jüngeres Alter für den ersten Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr an als die glei<strong>ch</strong>altrigen Mäd<strong>ch</strong>en. Eine Vorverlegung <strong>im</strong> Hinblick auf den Beginn sexueller Erfahrungen erfolgte in den 1960er Jahren und fand bis in die 90er Jahren statt (Boeger, 1994). Vor allem sehr frühe Kontakte haben in dieser <strong>Zeit</strong> zugenommen. Da ein frühes Alter für 7 Ergebnisse aus <strong>der</strong> Masterarbeit von Fabienne Wicki (<strong>2009</strong>): Unters<strong>ch</strong>iede <strong>im</strong> sexuellen Risikoverhalten bei S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en aufgrund <strong>der</strong> pubertären Reife und <strong>der</strong> Verfügbarkeit einer elterli<strong>ch</strong>en Anspre<strong>ch</strong>person für sexuelle Themen, Fakultät für Psy<strong>ch</strong>ologie, Universität Basel. 43