[PDF] Jugendsexualität im Wandel der Zeit (2009) - Jugendarbeit.ch
[PDF] Jugendsexualität im Wandel der Zeit (2009) - Jugendarbeit.ch
[PDF] Jugendsexualität im Wandel der Zeit (2009) - Jugendarbeit.ch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
��������������������������������������������������������<br />
���������������������������<br />
�����������������������������<br />
Jael Bueno, Soziologin, MA Gen<strong>der</strong> Management<br />
Über Jugendli<strong>ch</strong>e mit Migrationshintergrund und Sexualität<br />
in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zu s<strong>ch</strong>reiben, stellt die Frage<br />
na<strong>ch</strong> ihrer Identitätskonstruktion, insbeson<strong>der</strong>e na<strong>ch</strong><br />
<strong>der</strong> Bildung ihrer sexuellen Identität. Die permanente<br />
Identitätsarbeit, die Jugendli<strong>ch</strong>e leisten, wird von <strong>der</strong><br />
hiesigen Gesells<strong>ch</strong>aft und ihrem individuellen Willen<br />
beeinflusst. Das Spannungsfeld zwis<strong>ch</strong>en dem kollektiven<br />
und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Zugehörigkeitsgefühl<br />
wirkt au<strong>ch</strong> auf den Umgang mit <strong>der</strong> Sexualität ein.<br />
Aber wer sind diese jungen Frauen und Männer,<br />
die die S<strong>ch</strong>weiz gestalten und was wird unter Migrationshintergrund<br />
verstanden?<br />
����������������������������������<br />
������������<br />
Migration ist ein wi<strong>ch</strong>tiger Bestandteil des Landes.<br />
Ende 2007 ma<strong>ch</strong>ten ausländis<strong>ch</strong>e Staatsangehörige<br />
21.1% <strong>der</strong> gesamten ständigen Wohnbevölkerung<br />
aus. Seit 1993 wä<strong>ch</strong>st die Bevölkerung 1 s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er<br />
Nationalität nur no<strong>ch</strong> aufgrund von Einbürgerungen.<br />
«Die ausländis<strong>ch</strong>e Bevölkerung ist jung. Jede<br />
vierte ausländis<strong>ch</strong>e Person ist jünger als 20 Jahre,<br />
<strong>der</strong> Frauenanteil mit 23,0% liegt lei<strong>ch</strong>t über dem <strong>der</strong><br />
Männer (21,3%). […] Mehr als ein Viertel (26,3%)<br />
aller Auslän<strong>der</strong> ist <strong>im</strong> Ausland geboren und vor 20<br />
und mehr Jahren in die S<strong>ch</strong>weiz eingewan<strong>der</strong>t. […]<br />
349 900 aller Aufenthalter und Nie<strong>der</strong>gelassenen –<br />
das sind 22,3% – sind in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz geboren und<br />
somit keine Migranten». 2<br />
Diese jungen Frauen und Männer, die eingewan<strong>der</strong>te<br />
Eltern haben, werden heute als Jugendli<strong>ch</strong>e mit<br />
Migrationshintergrund bezei<strong>ch</strong>net. Bis Ende <strong>der</strong> 80er<br />
Jahre waren sie einfa<strong>ch</strong> Auslän<strong>der</strong> – damals gab es die<br />
weibli<strong>ch</strong>e Bezei<strong>ch</strong>nung <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>in no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t,<br />
die spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Glei<strong>ch</strong>behandlung begann erst 1996<br />
mit Inkrafttreten des Glei<strong>ch</strong>stellungsgesetzes.<br />
1 Die Bevölkerung <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz 2007. EDI, BFS, Neu<strong>ch</strong>atel 2008. S. 3<br />
2 Auslän<strong>der</strong>innen und Auslän<strong>der</strong> in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz. Beri<strong>ch</strong>t 2008. EDI,<br />
BFS, Neu<strong>ch</strong>atel 2008. S. 12–16.<br />
3 Transnationalismus bezieht si<strong>ch</strong> auf den aktiven Austaus<strong>ch</strong> von Informationen,<br />
Geld, Ressourcen, sowie die Interaktion zwis<strong>ch</strong>en meh-<br />
In den 90er Jahren übernahmen Organisationen, die<br />
von Auslän<strong>der</strong>innen (viele von ihnen eingebürgerte<br />
S<strong>ch</strong>weizerinnen) gegründet wurden, das Wort Migrantinnen<br />
von Deuts<strong>ch</strong>land, um si<strong>ch</strong> selber zu definieren.<br />
So entstand au<strong>ch</strong> die Benennung <strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
als junge Migrantinnen und Migranten.<br />
Die politis<strong>ch</strong>e Konnotation, die <strong>der</strong> Begriff Migrantin<br />
damals für die Selbstverortung hatte, wurde später<br />
ni<strong>ch</strong>t zu einem Begriff für die jungen Generationen,<br />
beson<strong>der</strong>s ni<strong>ch</strong>t für die Jugendli<strong>ch</strong>en, die hier<br />
geboren sind o<strong>der</strong> seit ihrer Kindheit in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />
leben.<br />
Seit 2000 wird bei Beri<strong>ch</strong>ten o<strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>ungsartikeln<br />
über ausländis<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Begriff «Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
mit Migrationshintergrund» verwendet,<br />
um zu betonen, dass ein o<strong>der</strong> beide Elternteile dieser<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t S<strong>ch</strong>weizer und S<strong>ch</strong>weizerin<br />
sind, dass diese Jugendli<strong>ch</strong>en einen ausländis<strong>ch</strong>en<br />
Pass haben o<strong>der</strong> dass sie si<strong>ch</strong> in einem an<strong>der</strong>en kulturellen<br />
Umfeld bewegen.<br />
In einigen wenigen Fors<strong>ch</strong>ungsberi<strong>ch</strong>ten wird <strong>der</strong><br />
Begriff <strong>der</strong> «transnationalen Jugendli<strong>ch</strong>en» verwendet.<br />
Mit diesem Begriff, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Theorie des Transnationalismus<br />
und <strong>der</strong> Transmigration 3 basiert, wird<br />
zu erklären versu<strong>ch</strong>t, dass Kin<strong>der</strong> und Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
aus migrierenden, binationalen o<strong>der</strong> Adoptivfamilien<br />
in s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en transnationalen Räumen leben,<br />
in denen kulturelle und soziale Grenzen überwunden<br />
und soziale Werte vermis<strong>ch</strong>t werden. Die globalisierte<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft, die eine globale Migration geför<strong>der</strong>t<br />
hat, lässt au<strong>ch</strong> die inländis<strong>ch</strong>e Bevölkerung – die<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Jugendli<strong>ch</strong>en – die transnationalen<br />
Räume miterleben.<br />
2007 ma<strong>ch</strong>ten die Kin<strong>der</strong> und Jugendli<strong>ch</strong>en ohne<br />
S<strong>ch</strong>weizer Pass in <strong>der</strong> Alterskategorie zwis<strong>ch</strong>en 0<br />
bis 19 Jahren 22% <strong>der</strong> gesamten Jugendbevölkerung<br />
(356 930 von 1 631 386) aus. Dazu kommen<br />
reren Gesells<strong>ch</strong>aften und Individuen über nationalstaatli<strong>ch</strong>e Grenzen<br />
hinweg. Transnationale Räumen sind Gefässe in denen nationale, soziale<br />
und ethnis<strong>ch</strong>e Grenzen vers<strong>ch</strong>melzen. Pries, Ludger(2001): Internationale<br />
Migration. Bielefeld: Transcript Verlag.<br />
63