[PDF] Jugendsexualität im Wandel der Zeit (2009) - Jugendarbeit.ch
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o<strong>der</strong> traditionelle Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terrollen werden mit <strong>der</strong><br />
Stärke <strong>der</strong> religiösen Orientierung erklärt.» 9<br />
Eine differenzierte Wahrnehmung <strong>der</strong> jungen<br />
Frauen und Männer würde helfen zu verstehen, dass<br />
<strong>der</strong> Bezug von Jugendli<strong>ch</strong>en mit Migrationshintergrund<br />
zur Sexualität dur<strong>ch</strong> die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> Jugend- und Familienkultur determiniert<br />
wird.<br />
Der Umgang mit Sexualität ist je na<strong>ch</strong> Bildungs-<br />
und Sozialhintergrund unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>. Die soziale<br />
S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t und die Ausbildung <strong>der</strong> Eltern sind für die Informationsvermittlung<br />
über Sexualität ents<strong>ch</strong>eidend<br />
– glei<strong>ch</strong> wie bei Jugendli<strong>ch</strong>en ohne Migrationshintergrund.<br />
Viele Eltern überlassen das Thema Aufklärung<br />
<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule und sind si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gewohnt, mit ihren<br />
Kin<strong>der</strong>n über int<strong>im</strong>e Themen zu spre<strong>ch</strong>en. Die Aufklärung<br />
über Sexualität, die in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule initiiert<br />
wird, kann dur<strong>ch</strong> die Eltern oft ni<strong>ch</strong>t vertieft werden,<br />
da diese keine Verbindung mit den S<strong>ch</strong>ulen haben.<br />
Die Zusammenarbeit zwis<strong>ch</strong>en migrierten Eltern und<br />
Lehrpersonen ist no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t etabliert, um die Lerns<strong>ch</strong>ritte<br />
<strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en gemeinsam zu begleiten.<br />
In diesem Berei<strong>ch</strong> gibt es no<strong>ch</strong> kein Projekt, das die<br />
Themen Migration, Sexualität und Eltern miteinan<strong>der</strong><br />
verbindet.<br />
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Die Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit, dass Knaben mit Migrationshintergrund<br />
in den Medienberi<strong>ch</strong>ten häufiger als Täter<br />
und Mäd<strong>ch</strong>en mit Migrationshintergrund häufiger<br />
als Opfer dargestellt werden, ist ho<strong>ch</strong>. Strukturelle<br />
Bena<strong>ch</strong>teiligungen und fehlende Information bringen<br />
Erklärungen dazu. Präventionsarbeit <strong>im</strong> Migrationskontext<br />
gewinnt an Wi<strong>ch</strong>tigkeit, um Informationen<br />
über sexuelle Gewalt zu liefern und Hilfestellen<br />
zugängli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
Interkulturelle Präventionsansätze bea<strong>ch</strong>ten na<strong>ch</strong><br />
Nivedita Prasad 10 in erster Linie die Stärkung des<br />
Selbstwertgefühles <strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en, weil die Erfahrung<br />
rassistis<strong>ch</strong>er und sexistis<strong>ch</strong>er Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
die Entwicklung des Selbstbewusstseins s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t,<br />
thematisieren die Sexualität, hinterfragen rigide Sexualnormen<br />
und s<strong>ch</strong>affen Identifikationsfiguren.<br />
9 Artikel in Olympe Heft 27: Junge Migrantinnen- Motor o<strong>der</strong> Hemm-<br />
nis des sozialen <strong>Wandel</strong>s?<br />
10 Olympe Heft Nr. 24. 2006<br />
Präventionsarbeit beinhaltet au<strong>ch</strong> die Vermittlung<br />
von Informationen über das s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Strafgesetzbu<strong>ch</strong>,<br />
bezügli<strong>ch</strong> strafbarer Handlungen gegen die<br />
sexuelle Integrität, das S<strong>ch</strong>utzalter (Art. 187), Ausbeutung<br />
in Abhängigkeitsverhältnissen (Art. 188),<br />
sexuelle Nötigung (Art. 189), Vergewaltigung (Art.<br />
190), S<strong>ch</strong>ändung (Art. 191), Exhibitionismus (Art.<br />
194), sexuelle Belästigung (Art. 198) und Pornographie<br />
(Art. 197).<br />
Die prekäre Bildungs- und Arbeitsmarktintegration<br />
vieler Jugendli<strong>ch</strong>er mit Migrationshintergrund ist<br />
ni<strong>ch</strong>t nur ein zentrales Risikomerkmal, das zu einem<br />
Sozialhilfebezug führt, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> ein Faktor, <strong>der</strong><br />
si<strong>ch</strong> auf die Gesundheit <strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en nie<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>lagen<br />
und ihre Identitätsbildung gefährden kann, weil<br />
ihre Sexualität mit Gewaltrisiken konfrontiert wird.<br />
Deshalb es ist sehr wi<strong>ch</strong>tig, dass die Präventions arbeit<br />
auf vers<strong>ch</strong>iedenen Ebenen 11 ansetzt:<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft: Hinterfragen von Ma<strong>ch</strong>tverhältnissen<br />
zwis<strong>ch</strong>en den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern, Generationen und<br />
Personen vers<strong>ch</strong>iedener Herkunft<br />
Institutionen: Integration von Gewaltprävention in<br />
S<strong>ch</strong>ulen, Fortbildung für Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter, konsequente Untersu<strong>ch</strong>ung von Übergriffen<br />
Lehr- und Fa<strong>ch</strong>personen: Auseinan<strong>der</strong>setzung mit<br />
<strong>der</strong> eigenen Gewalterfahrung, Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsidentität,<br />
Reflexion <strong>der</strong> eigenen Vorurteile<br />
Betroffene: Kenntnisse zum Thema Gewalt und<br />
Grundlage <strong>der</strong> Prävention; Reflexion <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terrollen<br />
Täter: Entspre<strong>ch</strong>ende disziplinaris<strong>ch</strong>e Massnahmen,<br />
Entwicklung und Umsetzung von Täterprogrammen.<br />
Pr<strong>im</strong>äre und sekundäre Prävention sollen Bestandteil<br />
<strong>der</strong> pädagogis<strong>ch</strong>en Arbeit sein, um die sexuelle<br />
Gewalt gegen Kin<strong>der</strong> und Jugendli<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />
von gewaltför<strong>der</strong>nden Gesells<strong>ch</strong>aftsbedingungen<br />
zu verhin<strong>der</strong>n. Es ist sehr wi<strong>ch</strong>tig, in S<strong>ch</strong>ulen<br />
und Lernbetrieben dur<strong>ch</strong> institutionelle und individuelle<br />
Massnahmen Gewaltsituationen früh zu erkennen<br />
und zu stoppen.<br />
11 Bueno, Jael/Dahinden Barbara/Güntert Beatrice (2008): «Mit mir<br />
ni<strong>ch</strong>t. Mit dir ni<strong>ch</strong>t». S. 24–25.<br />
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