����������������������������������� 50 Liebesromantik am Meer
��������������������������������������������������������� Jugendli<strong>ch</strong>e konsumieren sexuelle Inhalte jedo<strong>ch</strong> über diverse Medien, und dies offenbar mehr und au<strong>ch</strong> über einen einfa<strong>ch</strong>eren Zugang, als die Generationen vor ihnen. In den Augen <strong>der</strong> Massenmedien ma<strong>ch</strong>t sie dies zur «Generation Porno». Der Zugang zu Bil<strong>der</strong>n, Texten o<strong>der</strong> au<strong>ch</strong> dem Austaus<strong>ch</strong> von erotis<strong>ch</strong> geprägten Bots<strong>ch</strong>aften (Chat) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> zwei- resp. eindeutigen Selbstdarstellung <strong>im</strong> Web 2.0 hat si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die digitalen interaktiven Medien verän<strong>der</strong>t. Zudem ist die Werbung geprägt von erotis<strong>ch</strong>en Attributen, Plakatwände zieren verführeris<strong>ch</strong>e, künstli<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>önte Körper. Die Jugendzeits<strong>ch</strong>riften s<strong>ch</strong>reiben unverblümt über Sexualität und <strong>im</strong> Spätprogramm des Fernsehens trifft man auf fast jedem Kanal auf Werbung, wel<strong>ch</strong>e erotis<strong>ch</strong>e Hotlines anpreist. Sex sells. ����������������������� �������������������������� Spri<strong>ch</strong>t man über Mediensozialisation, stehen zwei Perspektiven <strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>grund. Einerseits die Frage, wie Mens<strong>ch</strong>en den Umgang mit Medien erlernen und wel<strong>ch</strong>e Formen des Umgangs si<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>eiden lassen (vgl. Bonfadelli: 1981, Süss: 2004, Aufenanger: 2008) – an<strong>der</strong>erseits, wie Medien die allgemeinen Sozialisationsprozesse von Heranwa<strong>ch</strong>senden und Erwa<strong>ch</strong>senen beeinflussen und ob sie dabei entwicklungsför<strong>der</strong>nd o<strong>der</strong> -gefährdend sind. Diese Fragen sind wi<strong>ch</strong>tig in einer medialisierten Gesells<strong>ch</strong>aft, in <strong>der</strong> das Selbst-, Mens<strong>ch</strong>en- und Weltbild dur<strong>ch</strong> Medien mitgeprägt wird und Entwicklungsaufgaben au<strong>ch</strong> mit Hilfe von Medien bewältigt werden. Flammer und Alsaker benennen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Bau steine, die den Sozialisationsprozess bilden. Die Entwicklung <strong>der</strong> eigenen Persönli<strong>ch</strong>keit, den Aufbau int<strong>im</strong>er Beziehungen, einer Zukunftsperspektive und sozialer Kompetenzen. Au<strong>ch</strong> eine kritis<strong>ch</strong>e Haltung gegenüber <strong>der</strong> Gesells<strong>ch</strong>aft und das Verständnis komplexer Zusammenhänge in Politik und Wirts<strong>ch</strong>aft zählen dazu (vgl. Flammer / Alsaker: 2002). Wenn wir davon ausgehen, dass Kin<strong>der</strong> und Jugendli<strong>ch</strong>e heutzutage von medialen Leitbil<strong>der</strong>n mitsozialisiert werden, dann ges<strong>ch</strong>ieht dies au<strong>ch</strong> <strong>im</strong> Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Sexualität. Zu glauben, dass die Heranwa<strong>ch</strong>senden <strong>der</strong> erotis<strong>ch</strong>en Reizüberflutung s<strong>ch</strong>utzlos ausgeliefert sind, wäre ni<strong>ch</strong>t korrekt. Der Sexualwissens<strong>ch</strong>aftler Gunter S<strong>ch</strong>midt bes<strong>ch</strong>reibt, dass die Jugend von heute dur<strong>ch</strong> die mit sexuellen Bil<strong>der</strong>n und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten voll gestopften Medienwelten <strong>im</strong> Umgang mit erotis<strong>ch</strong>en Reizen ausserordentli<strong>ch</strong> «cool drauf» ist. Wo ihre Eltern no<strong>ch</strong> entsetzt reagiert hätten, bleiben die Kids ganz gelassen (vgl. S<strong>ch</strong>midt: 2004). Genau genommen ist die übersexualisierte Jugend von heute gar ni<strong>ch</strong>t so «porno», wie sie s<strong>ch</strong>eint. Während sie si<strong>ch</strong> cool geben, sehnen sie si<strong>ch</strong> vor allem na<strong>ch</strong> Liebe, Freunds<strong>ch</strong>aft und Anerkennung. Interessanterweise haben die Jugendli<strong>ch</strong>en laut Uwe Sielert dur<strong>ch</strong> die permanente Reizüberflutung neue Verarbeitungsmodi entwickelt. Ents<strong>ch</strong>eidend ist letztendli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Übergang vom Gehörten o<strong>der</strong> Gesehenen <strong>im</strong> Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Sexualität zur lebensweltli<strong>ch</strong>en Realsexualität (vgl. Sielert: 2001). Dieser Übergang ist von Lernen geprägt. Geht man davon aus, dass si<strong>ch</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e in <strong>der</strong> Pubertät sehr intensiv sexuelles Wissen aneignen, lassen si<strong>ch</strong> zwei wesentli<strong>ch</strong>e Zweige unters<strong>ch</strong>eiden, wenn es um <strong>Jugendsexualität</strong> und Medien geht. Erstens lernen sie, was es heisst, int<strong>im</strong>e Beziehungen einzugehen, zu pflegen und das eigene und das an<strong>der</strong>e Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t zu verstehen. Dazu gehört au<strong>ch</strong> eine kritis<strong>ch</strong>e Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Fragen über Sexualität und das Übernehmen von Verantwortung für si<strong>ch</strong> und an<strong>der</strong>e. Für diese Entwicklungsaufgabe ist es wi<strong>ch</strong>tig, dass Jugendli<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> sowohl alleine als au<strong>ch</strong> mit Vertrauenspersonen mit dem Thema Sexualität auseinan<strong>der</strong>setzen. Zweitens gehört für einen Jugendli<strong>ch</strong>en, <strong>der</strong> den grössten Teil seiner Freizeit mit Medien verbringt, das Erlernen eines adäquaten und pragmatis<strong>ch</strong>en Medienumgangs dazu. Medienkompetenz als Teil des Sozialisationsprozesses meint au<strong>ch</strong> einen bewussten und kritis<strong>ch</strong>en Umgang mit sexuellen Medieninhalten. Mitunter am wi<strong>ch</strong>tigsten ist die S<strong>ch</strong>nittmenge von Entwicklungsaufgaben und dem Erlernen von Medienkompetenz: Die Fähigkeit, offen über Gehörtes o<strong>der</strong> Gesehenes zu kommunizieren. Diese Ans<strong>ch</strong>lusskommunikation kann Eindrücke relativieren o<strong>der</strong> bestätigen, genau dort, wo Pr<strong>im</strong>ärerfahrungen fehlen o<strong>der</strong> nur spärli<strong>ch</strong> vorhanden sind. In gewisser Weise handelt es si<strong>ch</strong> bei Pornographie um eine Reduktion von Komplexität: das mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Leben wird auf Sexualität reduziert, Beziehungskontexte werden sekundär und es wird eine ständige Verfügbarkeit und Bereits<strong>ch</strong>aft suggeriert. Die Rollen von Mann und Frau werden <strong>im</strong> Zusammenhang mit Pornographie sehr stereotyp dargestellt und von unerfahrenen Jugendli<strong>ch</strong>en als Spiegelung <strong>der</strong> Realität empfunden. Dieser Verglei<strong>ch</strong> kann <strong>der</strong> Realität kaum standhalten und genau aus diesem Grund sind Gesprä<strong>ch</strong>e unerlässli<strong>ch</strong>. 51