Spektralatlas für Astroamateure - UrsusMajor
Spektralatlas für Astroamateure - UrsusMajor
Spektralatlas für Astroamateure - UrsusMajor
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Spektralatlas</strong> <strong>für</strong> <strong>Astroamateure</strong> 102<br />
24.2 Gemeinsame spektrale Merkmale von Emissionsnebeln<br />
Neben der chemischen Zusammensetzung prägen die Energie der UV Strahlung sowie die<br />
Temperatur und Dichte der freien Elektronen den lokalen Zustand des Nebelplasmas.<br />
Durch Rekombination fangen die Ionen wieder Elektronen ein, welche beim Übergang auf<br />
niedrigere Niveaus den Energieüberschuss ∆ in Form von Photonen mit entsprechender<br />
Frequenz abgeben (∆=ℎ∙). Aus diesen Gründen erzeugen Emissionsnebel, ähnlich<br />
einer Gasentladungslampe, vorwiegend „quasi monochromatisches“ Licht, d.h. eine überschaubare<br />
Zahl diskreter Emissionslinien. Mit Ausnahme der SNR, zeigen Emissionsnebel<br />
nur eine sehr schwache Kontinuumsstrahlung. Entsprechend wirksam sind deshalb Nebelfilter,<br />
weil die Durchlasskurven schmalbandig auf die gewünschten Linien ausgelegt werden<br />
können, z.B. auf Hα, oder [O lll].<br />
Da sich der Hauptteil des Lichtes auf wenige, intensive Emissionslinien konzentriert, lassen<br />
sich solche Objekte noch in extremen Entfernungen nachweisen. Die hellsten [O III] Linien<br />
werden fotografisch schon nach kurzen Belichtungszeiten sichtbar. Bei allen Emissionsnebelarten<br />
sind Ionisationsprozesse aktiv, wenn auch mit stark unterschiedlicher Anregungsenergie.<br />
Dies erklärt das sehr ähnliche Erscheinungsbild der Spektren. Die Grafik zeigt einen<br />
Ausschnitt aus dem Emissionsspektrum von M42 mit zwei wichtigen Merkmalen:<br />
1. Das Intensitätsverhältnis der hellsten<br />
[O III] Linien beträgt: (5007)/(4959) ≈ 3.<br />
2. Das Intensitätsverhältnis zwischen den<br />
einzelnen Wasserstofflinien, Balmerdekrement<br />
genannt, repräsentiert den<br />
quantenmechanisch bedingten Intensitätsschwund<br />
dieser Emissionslinien in<br />
Richtung abnehmender Wellenlänge. Details<br />
siehe [30], Kap. 18.<br />
Für die Astrophysik wichtig ist das Intensitätsverhältnis<br />
= ()/(). Der theoretisch<br />
errechnete Wert <strong>für</strong> dünne Gase<br />
beträgt ≈2.85. Je steiler die Kurve verläuft, desto grösser ist die interstellare Extinktion<br />
(Reddening) des Lichtes durch Staubpartikel, was photometrisch als roter Farbexzess bezeichnet<br />
wird. Dadurch werden die Linien bei kürzeren Wellenlängen zunehmend zu kurz<br />
dargestellt. Die meisten <strong>für</strong> Amateure erreichbaren, galaktischen PN zeigen Werte von<br />
≈2.9−3.5 [203]. Deshalb kann dieser Effekt <strong>für</strong> die grobe Bestimmung der Anregungsklasse<br />
vernachlässigt werden, zumal die Diagnoselinien noch relativ nahe beieinander liegen<br />
(siehe unten). Es gibt allerdings krasse Ausreisser wie NGC 7027 mit ≈7.4 [14]! Bei<br />
extragalaktischen Objekten, d.h. bereits bei M31, beträgt >4, was jedenfalls eine Korrektur<br />
der Intensitäten („Dereddening“) erfordert [204].<br />
24.3 Liniendiagnose und Anregungsklasse <br />
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind zahlreiche Methoden zur Bestimmung der Anregungsklasse<br />
von Emissionsnebeln vorgeschlagen worden. Eine der best akzeptierten und<br />
auch <strong>für</strong> Amateure geeigneten Methoden ist das revidierte 12-stufige System nach Gurzadyan<br />
[14], welches u. a. auch von Aller, Webster, und Acker, entwickelt worden ist [205,<br />
206]. Sie beruht auf dem einfachen Prinzip, dass mit zunehmender Anregungsklasse die<br />
Intensität der verbotenen [O III] Linien, verglichen zur H-Balmerserie, immer stärker werden.<br />
Als Klassierungskriterium wird daher die Intensitätssumme der beiden hellsten [O III]<br />
Linien, im Verhältnis zum Referenzwert Hβ der Balmerserie ausgewertet. Dieser Wert<br />
nimmt im Bereich der niedrigen Anregungsklassen : 1 − 4, markant zu. Die [O III] Linien<br />
bei λλ 4959 und λ 5007 werden in den Formeln mit und bezeichnet.<br />
Hβ 4861.33<br />
Olll 4958.91<br />
Olll 5006.84<br />
Hα 6562.82