Spektralatlas für Astroamateure - UrsusMajor
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<strong>Spektralatlas</strong> <strong>für</strong> <strong>Astroamateure</strong> 66<br />
sichtlicher. Deshalb ist ausgerechnet unser Zentralgestirn leider kein geeignetes Einsteigerobjekt.<br />
Die Temperatur ist hier so „niedrig“ geworden, dass in den Sternatmosphären einfache, robuste,<br />
sog. diatomische Moleküle überleben können. Am prominentesten erscheint das<br />
Fraunhofer G- Band des CH- Moleküls, welches bereits in den späten F-Klassen die Intensität<br />
der Hγ-Linie übertroffen hat. Weiter auch starke CN- und CH-Absorptionsbänder im Violettbereich,<br />
welche dort die H8- und H9-Balmerlinien bis zur Unkenntlichkeit überprägen. In<br />
hochauflösenden Spektren sind jetzt auch feinere Absorptionsbänder des Kohlenmonoxids<br />
CO zu sehen.<br />
Das Intensitätsmaximum des realen Kontinuums verschiebt sich in den Grünbereich des<br />
sichtbaren Spektralbereichs, weshalb auch die Evolution unsere Augen auf diesen Bereich<br />
optimiert hat (Sonne G2V).<br />
Die Grafik zeigt qualitativ den Kontinuumsverlauf eines G5 V Standardsterns gemäss Vspec<br />
Tools/Library. Rot markiert ist der Bereich auf der kurzwelligen Seite der H+K Fraunhoferlinien,<br />
wo ca. ab der G-Klasse starke CN- und CH Absorptionsbänder die H8- und H9-<br />
Balmerlinien überprägen.<br />
16.4 Kommentierte Spektren<br />
Tafel 40: Muphrid (η Boo) und Vindemiatrix (ε Vir)<br />
Die Entwicklung der G- Subklassen wird hier durch die überlagerte Darstellung je eines frühen<br />
und späten Spektraltypen mit breitbandigen Übersichtsspektren demonstriert (200L<br />
Gitter).<br />
Muphrid (37 Lj) hat sich mit G0 lV bereits etwas von der Hauptreihe weg, in Richtung Riesenast<br />
im HRD bewegt. Von allen, am Nordsternhimmel mit blossem Auge sichtbaren Sternen,<br />
ist er der engste „Klassennachbar“ zur Sonne (G2V). Seine Oberflächentemperatur ist<br />
mit ca. 6100 K etwas heisser als bei unserem Zentralgestirn – daher auch die frühere Klassierung.<br />
Er ist ein spektroskopischer Doppelstern, dessen B-Komponente allerdings so klein<br />
ist, dass sie, im Gegensatz zu Spica, kein sichtbares Aufsplitten der Spektrallinien bewirken<br />
kann (SB1 System). Muphrid wird von mehreren Quellen als überdurchschnittlich metallreich<br />
eingestuft. Trotzdem fehlt hier der Suffix m in der Klassierung.<br />
Vindemiatrix (103 Lj) ist mit G8 lllab ein später Vertreter der G-Klasse und hat sich bereits<br />
zum Riesen entwickelt. Seine scheinbare Rotationsgeschwindigkeit wird mit