Spektralatlas für Astroamateure - UrsusMajor
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<strong>Spektralatlas</strong> <strong>für</strong> <strong>Astroamateure</strong> 28<br />
8 Wolf Rayet Sterne<br />
Die französischen Astronomen Charles Wolf und Georges Rayet entdeckten 1867 sehr seltene<br />
Sterne, deren Spektren vorwiegend durch massiv verbreiterte, intensive Helium-<br />
Emissionslinien und die fast vollständige Absenz von Wasserstoff auffallen. Diese Objekte<br />
bilden heute eine eigene Sternkategorie, welche das Endstadium massereicher O- und sehr<br />
früher B- Sterne markiert. In dieser Phase wird die gesamte äussere Wasserstoffhülle mit<br />
Geschwindigkeiten von >2000 km/s abgestossen und an der Sternoberfläche befinden sich<br />
nun die extrem heissen, schalenförmigen, ehemaligen nuklearen Fusionszonen, wo neben<br />
Helium He, noch diverse Metalle gebildet wurden. Auf seinem finalen Gang zur SN der Kategorie<br />
1b oder 1c werden, ähnlich dem Schälen einer Zwiebel, diese Schichten nun von<br />
oben nach unten freigelegt. Daher unterscheidet sich das Spektrum nun drastisch vom früheren<br />
O- oder B-Stadium. Zu den breiten Linien ionisierten Heliums He ll gesellen sich mehrere<br />
Emissionen des extrem stark ionisierten Metalls der gerade an der „Oberfläche“ freigelegten<br />
Schicht, welche die Klassierung der WR Sterne prägt. Ein starkes Indiz <strong>für</strong> die extrem<br />
hohen Temperaturen und die entsprechenden Anregungsenergien, welche damit verbunden<br />
sind (Tabelle Kap. 30). Wasserstoff kann bei WR Sternen kaum nachgewiesen werden.<br />
WN: WR Sterne mit Stickstoffemissionen,<br />
WC: mit Kohlenstoffemissionen<br />
WO: mit Sauerstoffemissionen (sehr selten).<br />
Analog zu den normalen Spektralklassen werden auch diese<br />
hier in dezimale Subklassen unterteilt. Das HST Bild<br />
(NASA) zeigt WR 124 und seine expandierende Sternhülle,<br />
Spektralklasse WN8, mit ca. 20 Sonnenmassen, im Sternbild<br />
Pfeil. Der Stern stösst seit etwa 10‘000 Jahren seine<br />
Hülle mit ca. 2000 km/s ab. Der Rest dieser bizarren, stellaren<br />
„Monster“ mit ca. 10 bis 80 Sonnenmassen und Oberflächentemperaturen<br />
von 30‘000 – 100‘000 K, implodiert<br />
bei einer SN Explosion meistens zu einem schwarzen Loch.<br />
Vergleichbare Spektren zeigen auch ca. 10% der Zentralsterne von Planetarischen Nebeln,<br />
welche ebenfalls WR-Klassierungen tragen (WRPN). Deren absolute Helligkeit ist allerdings<br />
deutlich geringer und sie werden wesentlich unspektakulärer als Weisse Zwerge enden.<br />
Mit einer scheinbaren Helligkeit von 1.74 m und der Spektralklasse WC8 ist γ Velorum am<br />
Südsternhimmel der hellste WR Vertreter. Auf der Nordhemisphäre ist vor allem im Sternbild<br />
Schwan eine Konzentration solcher Sterne zu finden, welche Mitglieder der Cygnus OB<br />
Assoziationen sind. Hier versammeln sich nicht weniger als 23 WR Sterne wovon 14 als<br />
WN, 8 als WC, und lediglich einer als WO klassiert ist. Die beiden hellsten erreichen eine<br />
scheinbare Helligkeit von ca. 6–7 m und sind damit auch <strong>für</strong> durchschnittlich ausgerüstete<br />
Amateure noch mit einem Spaltspektrografen erreichbar. Als glücklicher Zufall sind damit<br />
auch gleich die beiden Haupttypen WN und WC vertreten! Beide Kategorien zeigen innerhalb<br />
ihrer Subklassen z. T. dramatisch unterschiedliche Profile. Deshalb folgt hier eine<br />
Übersicht mit Emissionslinien (Klassifikationslinien), welche bei WR-Sternen schon identifiziert<br />
worden sind, gemäss Karel van der Hucht [232]:<br />
WN Sterne:<br />
He I 3888, He I 4027, He I 4471, He I 4921, He I 5875, He II 4200, He II 4340,<br />
He II 4541, He II 4686, He II 4861, He II 5411, He II 6560, N II 3995, N III 4634–4641<br />
N III 5314, N IV 3479–3484, N IV 4058, N V 4603, N V 4619, N V 4933–4944.<br />
WC Sterne:<br />
C II 4267, C III 5696, C III/C IV 4650, C IV 5801–12, O V 5572–98, He siehe WN Sterne.