Spektralatlas für Astroamateure - UrsusMajor
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<strong>Spektralatlas</strong> <strong>für</strong> <strong>Astroamateure</strong> 48<br />
13 Herbig Ae/Be und T Tauri Protosterne<br />
13.1 Überblick<br />
Bei den Herbig Ae/Be Objekten beobachten wir das stellare<br />
Geburtsstadium der Spektralklassen O – A. Bei den späteren<br />
Typen F – M sind dies analog dazu die T Tauri Sterne. Letztere<br />
werden noch in Classical T Tauri Stars (CTTS) mit intensiven<br />
Emissionslinien und Weak T Tauri Stars (WTTS) mit vorwiegend<br />
Absorptionslinien unterteilt. Die Grenze wird dabei durch die<br />
Äquivalenzbreite EW der Hα Emissionslinie bestimmt. Gemäss<br />
[2] gilt das Objekt als CCTS, falls EW > |10Å|, gemäss anderen<br />
Autoren auch EW > |5Å|.<br />
Diese sog. YSO (Young Stellar Objects) bilden sich aus kontrahierenden Gas- und Staubwolken.<br />
Durch diesen gravitationsbedingten Vorgang steigt im Zentrum die Temperatur bis<br />
die Wasserstofffusion einsetzt und der Stern zu leuchten beginnt. Ab jetzt bewegt er sich<br />
im groben Zeitrahmen von einigen Hunderttausend bis Millionen Jahren im HRD von oben<br />
her auf die Hauptreihe, wo er sich letztlich stabilisiert. Deswegen werden diese Objekte<br />
auch PMS Sterne (Pre-Main-Sequence) genannt [2].<br />
In dieser Phase formiert sich die Materie Wolke zu einer rotierenden<br />
Akkretionsscheibe und verdeckt so mindestens zeitweise den zentralen<br />
Stern. Ein Teil des sog. Akkretionsflusses landet aber nicht auf dem<br />
entstehenden Protostern, sondern wird beidseitig senkrecht zur Scheibe<br />
und parallel zur Rotationsachse als Jet ausgestossen [275]. Durch<br />
diesen abgelenkten Materialfluss entsteht in diesem Fall ein kegelförmiger,<br />
bipolarer Nebel (Grafiken Wikipedia). In einigem Abstand kann<br />
dieser Jet mit interstellaren Materiewolken kollidieren und so kurzlebige,<br />
neblige Strukturen bilden, sog. Herbig Haro Objekte. Diese werden<br />
nach George Herbig und Guillermo Haro benannt.Eine detaillierte Darstellung<br />
dieser Effekte ist in [275] zu finden.<br />
Diese jungen PMS Sterne sind noch sehr instabil, was sich optisch in<br />
stark irregulären Helligkeitsschwankungen äussert. In einer späteren<br />
Phase beginnen sich aus dem übrig gebliebenen, protoplanetaren<br />
Scheibenmaterial Planeten zu bilden.<br />
13.2 Spektrale Merkmale<br />
Diese markante Instabilität äussert sich auch im Spektrum. Typischerweise zeigt es Emissionslinien<br />
der Balmerserie, sowie der Ca II Fraunhofer H und K Linien. Abhängig vom Zustand<br />
der Akkretionsscheibe und unserer Perspektive bezüglich des Objekts, können noch<br />
zahlreiche Fe I und Fe II Linien, sowie Ti II sichtbar werden [270]. Vorwiegend bei späten<br />
WTTS T Tauri Sternen sind oft hauptsächlich Absorptionsspektren zu sehen, welche dann<br />
eine relativ genaue Klassierung des Sterns ermöglichen.<br />
Gray Corbally [2] stellen ein Klassierungssystem <strong>für</strong> Herbig Ae/Be Sterne vor. Kriterien sind<br />
dort unter anderem:<br />
- Die Präsenz und Intensität von Emissionslinien der H-Balmerserie<br />
- Die Präsenz sowie ein allfälliger λ Shift von sog. Shell Cores in der Balmerserie. Das sind<br />
H-Emissionslinien, welche aus rotationsverbreiterten, photosphärischen Senken<br />
aufsteigen.<br />
- Die Präsenz von Emissionslinien ionisierter Metalle, speziell das Fe II (42) Multiplet