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Spektralatlas für Astroamateure - UrsusMajor

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<strong>Spektralatlas</strong> <strong>für</strong> <strong>Astroamateure</strong> 92<br />

22 Kohlenstoffsterne auf dem AGB<br />

22.1 Überblick und spektrale Merkmale<br />

Das Endstadium der stellaren Entwicklung auf dem AGB bilden die Kohlenstoffsterne, meistens<br />

ebenfalls langperiodische Mira Variable („Carbon Miras“). Da hier ⁄ > 1 wird, entsteht<br />

ein Kohlenstoffüberschuss, welcher eine zirkumstellare „Russschicht“ bildet. Diese<br />

lässt den Stern orange-rötlich leuchten und verändert das Spektrum radikal. Ab der Zwischenklasse<br />

SC, und den folgenden Kohlenstoffsternen, sind mit mässig auflösenden<br />

Spektrografen nur noch Absorptionen von diatomischen Kohlenstoffmolekülen erkennbar.<br />

Neben CH und CN vor allem die sog. Swan Bänder infolge von C2, welche durch den Schotten<br />

William Swan 1856 entdeckt worden sind (siehe auch Tafel 110). Zunehmend treten<br />

hier auch atomare Linien von S–Prozess Produkten, aber auch eindrückliche Absorptionen<br />

von Natrium in Erscheinung. Angelo Secchi hatte als erster entdeckt, dass der Intensitätsgradient<br />

der C2 Swan Bänder umgekehrt verläuft [ ], im Gegensatz zu anderen molekularen<br />

Absorptionen wie Titan- und Zirkoniumoxid. Für dieses Merkmal schuf er die separate<br />

Spektralklasse lV“ (Anhang 33.3).<br />

22.2 Konkurrierende Klassierungssysteme<br />

Das Phänomen der Kohlenstoffsterne ist noch weit entfernt davon, astrophysikalisch wirklich<br />

verstanden zu sein (siehe z.B. [106]). Im Gegensatz zur S-Klasse, wo trotz strittiger Details,<br />

ein allgemein akzeptiertes und einheitlich angewendetes Klassierungssystem existiert,<br />

ist die Situation bei den Kohlenstoffsternen noch verwirrend und unbefriedigend. Das<br />

in Lehrbüchern propagierte, „Revidierte MK- Klassierungssystem 1993“ findet man erstaunlich<br />

selten angewendet. Dessen Vorläufer aus den 60er Jahren, das sog.<br />

„MK C-System“, hingegen sehr häufig! Erstaunlich oft sieht man auch Klassierungen nach<br />

dem noch wesentlich älteren „Harvard System“ mit den R- und N Klassen.<br />

22.3 Das Morgan Keenan C –System<br />

Dieses alte, einfache Klassierungssystem erfreut sich bis heute, sowohl in den meisten professionellen<br />

Publikationen, wie auch stellaren Datenbanken immer noch grosser Beliebtheit.<br />

Es verwendet die folgende Notationsform:<br />

CX,n<br />

X: definiert auf einer Skala von 0 – 7 die Stellung des Sterns in der Temperaturse-<br />

quenz. Diese Skala ist temperaturäquivalent zu den Spektralklassen von G4 bis M4<br />

(siehe Tabelle). Das System scheint inzwischen, parallel zum unten vorgestellten<br />

„Revised MK System“, bis C9 ausgedehnt worden zu sein (z.B. WZ Cas).<br />

n: Der Index klassiert auf einer Skala von 1 – 5 die Intensität der C2 Swan Bänder. In<br />

Einzelfällen werden noch Ergänzungen angebracht, z.B. [e] <strong>für</strong> Emissionslinien oder<br />

auffällig intensive Linien von S-Prozess Elementen.<br />

C0 C1 C2 C3 C4 C5 C6 C7<br />

G4-G6 G7-G8 G9-K0 K1-K2 K3-K4 K5-M0 M1-M2 M3-M4<br />

4500 4300 4100 3900 3650 3450<br />

Hier wird somit die gesamte, komplexe Klasse der Kohlenstoffsterne in eine, siebenstufige<br />

Temperatursequenz gezwängt, ergänzt mit einem einzigen Intensitäts- Index!<br />

Beispiel: C 2,5 bedeutet eine Sterntemperatur, äquivalent zu den Spektralklassen G9 – K0,<br />

kombiniert mit sehr intensiven C2 Swan Bändern.

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