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Spektralatlas für Astroamateure - UrsusMajor

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<strong>Spektralatlas</strong> <strong>für</strong> <strong>Astroamateure</strong> 46<br />

12 Be Hüllensterne (Shell stars)<br />

Während der meist temporär auftretenden Be Phasen können solche Sterne in einigen Fällen<br />

auch ein extremes, sog. Hüllenstadium durchlaufen. In diesem Fall bildet der Stern nicht<br />

nur eine Scheibe, sondern eine grossräumige Hülle (shell). Diese wirkt gem. [2] als dünne<br />

„Pseudophotosphäre“, mit ähnlichen Eigenschaften, wie sie die Photosphären der Überriesen<br />

mit der Leuchtkraftklasse von ca. I-II, aufweisen. Entsprechend sind hier weniger Emissionslinien,<br />

sondern vorwiegend intensive und auffallend dünne Absorptionslinien mit geringen<br />

FWHM Werten zu sehen. Prototyp <strong>für</strong> diese Sternkategorie ist ζ Tauri. Auch 28 Tauri<br />

(Plejone) durchläuft zeitweise dieses extreme Stadium. Die Spektralklassierung dieser<br />

Sterne wird häufig auch mit dem Suffix pe ergänzt.<br />

Tafel 15: Überlagert dargestellte Breitbandspektren (200L). Vergleich Be Hüllenstern<br />

ζ Tauri, und Be Stern δ scorpii. ζ Tauri (HD 37202), B4 IIIpe [505], Vvar= 2.88 m – 3.17 m<br />

Der ca. 417 Lj entfernte ζ Tauri hat eine Oberflächentemperatur von etwa 22‘000 K. Er<br />

weist, typisch <strong>für</strong> diese Sternkategorie, eine enorm hohe Oberflächengeschwindigkeit von<br />

ca. 330 km/s auf und bildet mit einem wesentlich kleineren Begleiter (G8 III) in einem Abstand<br />

von ca. 1 AE ein Doppelsternsystem. Die Umlaufperiode beträgt ca. 0.36 Jahre.<br />

Das Verhalten der Spektrallinien von ζ Tauri ist auch über kurze Zeitspannen gesehen, sehr<br />

volatil. Gemäss [505] kann hier z.B. die Breite der H-Linien innerhalb von lediglich 10 Minuten<br />

ändern, was <strong>für</strong> diese Sternkategorie nicht aussergewöhnlich ist! Uneinigkeit herrscht<br />

offenbar über die Spektralklasse. In einer jüngeren Quelle [2] wird die Klassierung abweichend<br />

mit B2 IIIn shell angegeben.<br />

Der Spektrenvergleich in Tafel 15 (200L Gitter) zeigt bei ζ Tauri nur noch Hα als Emissionslinie.<br />

Die folgende Grafik (900L Gitter) zeigt diese als asymmetrischen Doppelpeak, dessen<br />

Form innerhalb kurzer Zeiträume ändern kann – ein lohnendes Beobachtungsprojekt <strong>für</strong><br />

<strong>Astroamateure</strong>!<br />

Hα 6562.82<br />

Bei ζ Tauri sind He I bei λ 6678.15 und Hβ bei λ 4861.33 nicht als Emissions- sondern als<br />

relativ intensive Absorptionslinien ausgebildet (in Tafel 15 mit roten Ellipsen markiert). Generell<br />

erscheinen hier sämtliche Absorptionslinien deutlich intensiver als bei δ scorpii und<br />

entsprechen etwa denjenigen eines frühen B Riesen. Auffallend ist auch die überdurchschnittlich<br />

starke Absorption im Bereich der He I Linie bei λ 5016. Infolge des starken<br />

Zooms sind die Hα Emissionen in Tafel 15 gekappt dargestellt. Sie zeigen bei beiden Profilen<br />

eine vergleichbare Intensität. Die Na I Linien sind bei diesen frühen Spektralklassen interstellaren<br />

Ursprungs.<br />

He I 6678.15

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