Spektralatlas für Astroamateure - UrsusMajor
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<strong>Spektralatlas</strong> <strong>für</strong> <strong>Astroamateure</strong> 35<br />
Tafel 11: Auswirkung der Leuchtkraftklasse auf die Detailspektren der späten B-Klasse:<br />
Regulus (α Leo), φ Sagittarii und Rigel (β Ori).<br />
Regulus (77 Lj) ist mit B7V klassiert und steht, wie unsere<br />
Sonne, als sog. „Zwergstern“ noch auf der Hauptreihe. Er bildet<br />
die dominierende Komponente eines Vierfachsystems.<br />
Seine Oberflächentemperatur beträgt an den Polen ca. 15‘000<br />
K. Seine scheinbare Rotationsgeschwindigkeit am Äquator ist<br />
mit ca. 315 km/s sehr hoch, was in der späten B-Klasse jedoch<br />
nicht aussergewöhnlich ist. Bei Albireo B (B8Ve) beträgt<br />
diese z.B. 250 km/s [506]. Durch diesen Effekt werden bei<br />
Regulus die Spektrallinien zusätzlich verbreitert und der Stern<br />
stark abgeplattet. (Computergrafik nach W. Huang: Regulus im<br />
Grössenvergleich zur Sonne). Die Hα Linie ist hier bereits kräftig ausgebildet.<br />
φ Sagittarii (230 Lj) ist mit B8lll klassiert und somit ein sog. Normaler Riese. Seine Oberflächentemperatur<br />
beträgt ca. 12‘300 K. Seine scheinbare Rotationsgeschwindigkeit wird<br />
von Kaler [506] mit relativ niedrigen 52 km/s angegeben, was die Linienbreite im Spektrum<br />
bei dieser Auflösung kaum auffällig beeinflussen kann.<br />
Rigel (800 Lj) ist mit B8 lab klassiert und gehört somit zu den<br />
Überriesen. Er hat noch einen kleinen Begleiter, welcher auch<br />
in Amateurteleskopen sichtbar ist, unser Spektrum jedoch kaum<br />
beeinflusst (Foto NASA). Die Oberflächentemperatur beträgt ca.<br />
11‘500 K. Die scheinbare Rotationsgeschwindigkeit wird, je<br />
nach Quelle, im Bereich von ca. 40–60 km/s angegeben.<br />
Der Vergleich dieser drei auf denselben Kontinuumsabschnitt<br />
normierten Spektren zeigt eine deutliche Intensitäts- und Breitenabnahme<br />
der H-Linien mit zunehmender Leuchtkraft. Umgekehrt<br />
dazu werden die Metallinien bei den Riesen intensiver<br />
und gleichzeitig schmaler, was infolge der dünneren Sternatmosphäre, und dadurch niedrigerem<br />
pressure- und collision broadening, auch zu erwarten ist. Zusätzlich wirkt bei Regulus<br />
aber noch das sog. rotational broadening. Mit seiner scheinbaren Rotationsgeschwindigkeit<br />
von 315 km/s ist er ein ausgesprochener „Fast Rotator“. Dieser Wert ist damit ca.<br />
5–6x grösser als bei Rigel und φ Sagittarii. Bei Regulus werden dadurch speziell die feinen<br />
Metallinien zusätzlich verbreitert und deren Intensität deutlich reduziert.<br />
In einer Vorlesung hat F. Royer [401] diesen Effekt <strong>für</strong> die A-Klasse Sterne und die Mg ll Linie<br />
bei λ 4481 in einem Diagramm dargestellt (Linie in Tafel 11 mit roter Ellipse markiert).<br />
Durch diesen Effekt werden die Absorptionen bei Regulus zusätzlich „ausgebügelt“. Interessant,<br />
dass die Mg ll Linie auf Tafel 11 ein leicht anderes Verhalten zeigt als die direkt<br />
benachbarte He l Absorption bei λ 4471.48 Achtung: Dieses synthetische Spektrum ist <strong>für</strong><br />
eine wesentlich höhere Auflösung gerechnet als in Tafel 11 dargestellt. Deshalb erscheinen<br />
dort, infolge des instrumental broadening, die Linien deutlich breiter!