Spektralatlas für Astroamateure - UrsusMajor
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<strong>Spektralatlas</strong> <strong>für</strong> <strong>Astroamateure</strong> 98<br />
23 Spektren von extragalaktischen Objekten<br />
23.1 Einführung<br />
Mit Amateurmitteln ist es unmöglich, Einzelsterne in externen Galaxien spektroskopisch<br />
aufzuzeichnen. Im Vordergrund steht daher die niedrig auflösende Gewinnung und Analyse<br />
von Kompositspektren ganzer Galaxien und Quasare. Im Unterschied zu Profilen von Einzelsternen,<br />
zeigen diese die überlagerten Merkmale hunderter Milliarden von Einzelspektren.<br />
Mittels Dopplerspektroskopie können damit auch die Radialgeschwindigkeiten resp.<br />
z – Werte solcher Objekte gemessen, sowie bei „edge on“ Galaxien auch grob die Verteilung<br />
der Rotationsgeschwindigkeit in der Scheibe abgeschätzt werden [30].<br />
Professionell wird dies seit ca. den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgreich praktiziert,<br />
was entscheidend zu unserem heutigen Verständnis des Universums beigetragen hat.<br />
Der erste, welcher dies bei M31 versuchte, war 1912 Vesto M. Slipher am Lowell Observatorium<br />
in Flagstaff, Arizona. Er konnte bereits damals die Blauverschiebung dieses Spektrums<br />
messen und daraus eine Radialgeschwindigkeit von – 300 km/s ableiten. Weiter<br />
stellte er die Rotation dieses „Nebels“ fest. Dass es sich hier um eine Galaxie ausserhalb<br />
der Milchstrasse handelt, wurde erst später in den Zwanzigerjahren bewiesen. Weiter entdeckte<br />
er auch, dass die meisten anderen Galaxien rot verschoben erscheinen und sich<br />
somit von uns entfernen. Hubble nutzte später diese Verschiebungsmessungen zur Korrelation<br />
mit der Entfernung (Hubble Konstante).<br />
Bald stellte sich auch heraus, dass solche Komposit Spektren eine ähnliche Aussagekraft<br />
besitzen wie diejenigen von individuellen Einzelsternen. Auch hier zeigen sich z.B. Profile<br />
mit oder ohne Emissionslinien, hauptsächlich abhängig von der Art und Aktivität des galaktischen<br />
Kerns. Die relative Ähnlichkeit dieser galaktischen Komposit Spektren zu denjenigen<br />
von Einzelsternen war in dem damaligen historischen Disput (hauptsächlich zwischen<br />
H. Shapley und H. Curtis) ein wichtiges Argument, dass Galaxien keine Staubwolken oder<br />
Gasnebel wie M42 sind (vergleiche Tafel 80/80A), sondern extrem weit entfernte, gewaltige<br />
Cluster von Einzelsternen!<br />
Die Merkmale der Spektren korrelieren aber auch mit der Morphologie der verschiedenen<br />
Galaxientypen (siehe Grafik des sog. Hubble-Sandage Stimmgabeldiagramms). Solche<br />
Spektralprofile sind, neben anderen Methoden, ein leistungsfähiges Mittel z.B. zur Abschätzung<br />
des Gehaltes an Sternen, sowie mit gewissen Einschränkungen auch des Entwicklungszustandes<br />
der Galaxie [301].<br />
In dieser Ausgabe wird vorerst nur ein Kompositspektrum unserer Nachbargalaxie Andromeda<br />
M31 vorgestellt. Später sind Profile von weiteren Galaxien und auch Quasaren geplant.