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Spektralatlas für Astroamateure - UrsusMajor

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<strong>Spektralatlas</strong> <strong>für</strong> <strong>Astroamateure</strong> 108<br />

Bei dieser niedrigen Auflösung bildet der rotverschobene Peak der [O III] (λ 4959) Emission<br />

einen Blend mit dem blauverschobenen Peak der [O III] (λ 5007) Linie. Infolge der Transparenz<br />

des SNR wird mit der Aufsplittung deshalb die gesamte, auf den Durchmesser bezogene<br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit der Materie bestimmt (hier ca. 1800 km/s). Die Radialgeschwindigkeit<br />

erhält man erst durch Halbierung dieses Wertes. Sie beträgt daher knapp<br />

1000km/s und liegt bei diesem jungen SNR ca. 50mal höher als typischerweise bei PN. Im<br />

Gegensatz dazu sind die Hüllen der Wolf Rayet Sterne (Tafel 5), P Cygni (Tafeln 13/13 A)<br />

und in noch deutlich extremerem Mass der Novae und Supernovae so dicht, dass wir nur<br />

die zur Erde gerichtete Hemisphäre der expandierenden Hülle sehen und deshalb mit der<br />

Dopplerformel und Halbwertsbreite FWHM direkt die Radialgeschwindigkeit messen.<br />

Auch weitere spektrale Symptome zeigen, dass die SNR in der Familie der Emissionsnebel<br />

ein Sonderfall sind. Im Nebelzentrum (Profil B) ist infolge Synchrotron- und Bremsstrahlungsvorgänge<br />

(siehe [30]) ein deutliches Kontinuum sichtbar, welches hier im Randbereich<br />

des Nebels (A) nur schwach ist. Profil A musste da noch leicht angehoben werden, um die<br />

Beschriftung der Achse lesbar zu machen. Im Gegensatz zu den SNR kann ein Kontinuum<br />

bei PN und H II Regionen nur schwer nachgewiesen werden.<br />

Die Linienintensitäten der Profile B1,2 wurden grob so angepasst, dass sie, relativ zur Kontinuumshöhe<br />

(/) von Profil A vergleichbar sind. Demnach sind die Emissionen im Bereich<br />

um λ 6500 in Profil A und B ähnlich intensiv. Die [O III] Linien bei λ 5000 sind hingegen am<br />

Nebelrand, d.h. in Profil A, um ein mehrfaches stärker. Offenbar sind hier die Bedingungen<br />

<strong>für</strong> verbotene Übergänge wesentlich günstiger als in der Nähe des hochenergetischen Pulsars,<br />

dem stellaren Überrest der SN Explosion. Dieses Statement wird durch die Unsicherheit<br />

relativiert, ob und wie stark die rudimentäre Subtraktion der Lichtverschmutzung den<br />

Kontinuumsverlauf beeinflusst hat. Infolge Schockwellen-induzierter Anregung wird das<br />

auffallend intensive Schwefel Doublett (λλ 6718/33) deutlich sichtbar. Letzteres ist bei PN<br />

nur sehr schwach erkennbar und fehlt bei H II Spektren sogar völlig. Dies gilt auch <strong>für</strong> die<br />

[O I] Linie bei λ 6300. Diese Emission kann bei dieser Auflösung allerdings kaum von der<br />

[O I] Airglow-Linie mit gleicher Wellenlänge separiert werden (siehe Kap. 27).<br />

24.8 Die spektralen Unterscheidungsmerkmale der Emissionsnebelarten<br />

Hier werden die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale nochmals zusammengefasst. SNR<br />

zeigen durch die Synchrotron- und Bremsstrahlung, speziell im Röntgenbereich, ein deutliches<br />

Kontinuum. Röntgenteleskope sind deshalb zur Unterscheidung der Nebelarten sehr<br />

geeignet, speziell wertvoll bei lichtschwachen, extragalaktischen Objekten. Bei den übrigen<br />

Nebelarten ist der Nachweis einer Kontinuumsstrahlung schwierig.<br />

Im optischen Spektralbereich sind bei SNR die [S II] und [O I] Linien im Verhältnis zu intensiver<br />

als bei PN und H II Regionen, weil sie, infolge von Schockwellen ausgelöster<br />

Stossanregung, verstärkt entstehen. [S II] Emissionen sind bei PN nur schwach ausgeprägt<br />

und fehlen gänzlich bei H II Regionen [204].<br />

Die Elektronendichte ist bei SNR sehr gering, d.h. noch etwas niedriger als in H II Regionen.<br />

Sie liegt beim stark expandierten, alten Cirrusnebel im Bereich von 300 cm -3 : Beim<br />

noch jungen und kompakten Krebsnebel sind es ca. 1000 cm -3 [204]. Bei PN ist am<br />

höchsten und liegt meistens in der Grössenordnung von 10 4 cm -3 [204]. Bei der H II Region<br />

M42 liegt im Bereich von ca. 1000–2000 cm -3 [224]. Die Ermittlung von und aus<br />

gemessenen Linienintensitäten wird in [30] vorgestellt.<br />

Bei H II Regionen ist die Anregung durch Sterne der O- und frühen B-Klasse relativ gering<br />

und deshalb die Anregungsklasse mit ca. E=1-2 bescheiden. Planetarische Nebel durchlaufen<br />

meistens sämtliche 12 Anregungsstufen, entsprechend der Evolutionsphase des zentralen<br />

Reststerns. Die SNR sind auch diesbezüglich ein komplexer Sonderfall. Beim sehr jungen<br />

SNR, Krebsnebel (M1), dominieren höhere Anregungsklassen, deren Werte inhomogen<br />

über den Nebel verteilt sind, entsprechend der komplexen Filamentstruktur [222]. Folglich<br />

zeigt sich in M1 auch die Diagnoselinie He II (4686) mehr oder weniger prominent [222].

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