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Von der Außen- zur Innenentwicklung in Städten und Gemeinden

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Das Kostenparadoxon <strong>der</strong> Baulandentwicklung<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich verb<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> sehr vielen Geme<strong>in</strong>den mit <strong>der</strong> Ausweisung e<strong>in</strong>es neuen Baugebiets<br />

die Hoffnung e<strong>in</strong>er gr<strong>und</strong>sätzlichen Verbesserung <strong>der</strong> kommunalen Haushaltslage.<br />

Die Erwartungen liegen dabei vor allem auf den zusätzlichen E<strong>in</strong>nahmen aus <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommensteuer<br />

<strong>und</strong> dem kommunalen F<strong>in</strong>anzausgleich. Dass sich die fiskalische Bilanz neuer<br />

Wohngebiete <strong>in</strong> vielen Fällen nur bed<strong>in</strong>gt positiv, <strong>in</strong> vielen Fällen neutral o<strong>der</strong> sogar negativ<br />

für die Kommune darstellt, ist nicht bekannt o<strong>der</strong> wird nicht beachtet.<br />

6.3.3 Flächeneigentümer von Brachflächen <strong>und</strong> Baulücken (Eigentümer<br />

<strong>der</strong> Fläche A)<br />

Fläche A bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Besitz e<strong>in</strong>es privaten Unternehmens. Für den Eigentümer verknüpft<br />

sich mit dieser Fläche e<strong>in</strong>e bestimmte Vorstellung h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>es Veräußerungserlöses,<br />

sprich des Verkaufspreises. Diese Preisvorstellung ist geprägt durch die alte, nicht mehr vorhandene<br />

Nutzung („E<strong>in</strong> toller Standort. Hier war immer was los.“) o<strong>der</strong> durch mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

stichhaltige Vergleiche mit an<strong>der</strong>en, <strong>in</strong> Nutzung bef<strong>in</strong>dlichen Standorten („Aus so e<strong>in</strong>em<br />

gut gelegenen Standort kann man doch ganz viel machen.“). In den Preisvorstellungen des<br />

Eigentümers f<strong>in</strong>den die mit e<strong>in</strong>er späteren Entwicklung e<strong>in</strong>hergehenden Kosten (z.B. für die<br />

Freimachung von bestehenden Gebäuden o<strong>der</strong> gar Altlasten) o<strong>der</strong> die real auf dieser Fläche<br />

erzielbaren Veräußerungs- o<strong>der</strong> Vermietungserlöse ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung. Diese Elemente<br />

bestimmen jedoch im Wesentlichen die Kalkulation des Projektentwicklers, <strong>der</strong> ihm als potenzieller<br />

Käufer gegenübersitzt.<br />

Die Fläche steht mit e<strong>in</strong>em bestimmten Wertbetrag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bilanz. E<strong>in</strong> Verkauf unterhalb dieses<br />

Wertes kommt für das Unternehmen zunächst nicht <strong>in</strong> Frage, da er buchhalterisch mit<br />

außerordentlichem Aufwand (Wertberichtigung) <strong>und</strong> unternehmens<strong>in</strong>tern nicht selten mit<br />

e<strong>in</strong>em erheblichen Erklärungsaufwand verb<strong>und</strong>en ist.<br />

E<strong>in</strong> zentrales Thema bei <strong>der</strong> Veräußerung von Brachflächen s<strong>in</strong>d Altlasten. Bei weitem nicht<br />

jede Innenbereichsfläche ist mit Altlasten belastet. 38 Jedoch kann e<strong>in</strong>e Belastung <strong>in</strong> den<br />

meisten Fällen nicht vollständig ausgeschlossen werden, so dass sich e<strong>in</strong> potenzieller Investor<br />

immer mit e<strong>in</strong>er Abschätzung potenzieller Altlastenrisiken beschäftigen muss. Zwar kann<br />

dieses Risiko durch entsprechende Voruntersuchungen erheblich reduziert werden. Diese<br />

Voruntersuchungen kosten jedoch Zeit <strong>und</strong> Geld <strong>und</strong> verr<strong>in</strong>gern so die Rentabilität des Geschäftsmodells<br />

auf <strong>der</strong> entsprechenden Fläche.<br />

Da nicht selten die vorliegenden Angebote möglicher Investoren nicht den Preisvorstellungen<br />

des Alteigentümers entsprechen, ist dessen Verhalten von Abwarten geprägt. Hierbei unterscheidet<br />

er sich deutlich vom Eigentümer von „Grüne-Wiese“-Flächen (im hier diskutierten<br />

Beispiel: Fläche B). Vom Abwarten erhofft sich <strong>der</strong> Eigentümer verbesserte Verwertungsoptionen,<br />

z.B. durch eigene Verwendungsmöglichkeit bei verbesserter Wirtschaftslage, Verkauf<br />

unter Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Randbed<strong>in</strong>gungen im Umfeld <strong>der</strong> Fläche (allgeme<strong>in</strong>e Aufwertung)<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> überraschend lukratives Angebot. 39<br />

38<br />

E<strong>in</strong>e Quantifizierung, welcher Anteil <strong>der</strong> Innenbereichsflächen tatsächlich mit Altlasten belastet ist, ist nicht möglich,<br />

da ke<strong>in</strong>e vollständige Erfassung <strong>der</strong> Innenbereichsflächen vorliegt (vgl. auch die Ausführungen <strong>in</strong> Kapitel 2).<br />

39<br />

Wie realistisch <strong>der</strong>artige Hoffnungen s<strong>in</strong>d, ist im E<strong>in</strong>zelfall zu prüfen. In <strong>der</strong> Summe kann – nicht zuletzt angesichts<br />

des demografischen Wandels – vermutlich von e<strong>in</strong>er Überschätzung <strong>der</strong> Veräußerungsmöglichkeiten ausgegangen<br />

werden. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Opportunitätskosten des Abwartens aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> niedrigen Gr<strong>und</strong>steuer auf unbebaute<br />

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