Von der Außen- zur Innenentwicklung in Städten und Gemeinden
Von der Außen- zur Innenentwicklung in Städten und Gemeinden
Von der Außen- zur Innenentwicklung in Städten und Gemeinden
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
7 Kosten verschleiernde Wirkung von Entscheidungsketten<br />
Der <strong>zur</strong> Erläuterung des Kostenparadoxons <strong>in</strong> den vorigen Kapiteln bereits mehrfach verwendete<br />
Begriff <strong>der</strong> „Entscheidungsketten“ taucht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kurzformulierung des Kostenparadoxons<br />
(Abbildung 3.1) nicht auf. Dieses wurde <strong>in</strong> Kapitel 3 wie folgt formuliert: „Die Akteure <strong>der</strong><br />
Baulandentwicklung versuchen ihre jeweiligen Kosten zu m<strong>in</strong>imieren. In <strong>der</strong> Summe ihrer<br />
Entscheidungen führt dies jedoch zu e<strong>in</strong>er sehr kostenaufwändigen regionalen Siedlungsstruktur.“<br />
Die Relevanz des Ine<strong>in</strong>an<strong>der</strong>greifens <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelentscheidungen <strong>der</strong> Akteure kommt<br />
dabei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Formulierung „In <strong>der</strong> Summe ihrer Entscheidungen“ zum Ausdruck. So stehen<br />
die <strong>in</strong> Kapitel 6 dargestellten E<strong>in</strong>zelentscheidungen, die die Akteure <strong>der</strong> Baulandentwicklung<br />
nach ihren jeweiligen Motiven <strong>in</strong>nerhalb ihrer Entscheidungskontexte treffen, nicht alle<strong>in</strong>. Sie<br />
bauen vielmehr aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auf <strong>und</strong> stehen <strong>in</strong> wechselseitiger Abhängigkeit 41 .<br />
Dennoch werden die Kostenabwägungen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelakteure von <strong>der</strong>en <strong>in</strong>dividuellen Entscheidungskalkülen<br />
bestimmt. Wie <strong>in</strong> den vorangegangenen Kapiteln dargestellt, lassen sich diese<br />
unter Beachtung ihrer Motivlage sowie des jeweiligen Entscheidungskontextes qualitativ beschreiben.<br />
Dabei zeigt sich, dass siedlungsstrukturelle Kostene<strong>in</strong>flüsse <strong>in</strong> den Entscheidungen<br />
vielfach e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge o<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e Wirkung erzielen. Sie gehen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Entscheidungsketten<br />
„verloren“. Die nachfolgenden Ausführungen gehen <strong>der</strong> Frage nach, welche Mechanismen<br />
dabei zum Tragen kommen. Den Ausgangspunkt hierzu liefern die <strong>in</strong> Kapitel 6 e<strong>in</strong>geführten<br />
Modellstandorte <strong>und</strong> die dort dargelegten qualitativen Beschriebe zum „standorttypischen“<br />
Akteursverhalten. Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> erfolgt die Analyse <strong>der</strong> Mechanismen mit<br />
Kosten verschleiern<strong>der</strong> Wirkung weitestgehend mit Hilfe von Darstellungen quantitativer Zusammenhänge.<br />
Soweit verfügbar, wird auf Ergebnisse vorliegen<strong>der</strong> Studien <strong>zur</strong>ückgegriffen,<br />
die <strong>in</strong> den entsprechenden Kontext e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en werden. Darüber h<strong>in</strong>aus wurden eigene<br />
Modellrechnungen durchgeführt, um beispielhaft wesentliche Kostenstrukturen <strong>und</strong> -zusammenhänge<br />
zu veranschaulichen.<br />
Die Strukturierung dieses Analyseschrittes erfolgt entlang <strong>der</strong> <strong>in</strong> Kapitel 4 beschriebenen<br />
siedlungsstrukturellen Kostenfaktoren „Nutzungsdichte“ <strong>und</strong> „stadtregionale Lage“ <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />
Wirkung auf die betrachteten Infrastrukturbereiche. Hieraus ergeben sich drei Analysepfade<br />
(vgl. Abschnitt 7.1.2). Innerhalb <strong>der</strong> drei gebildeten Analysepfade wird die Kostenstruktur<br />
aus regionaler Sichtweise (Abschnitte 7.2, 7.4, 7.6) jeweils den Bilanzierungsrahmen <strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>zelnen Akteure gegenübergestellt (Abschnitte 7.3, 7.5, 7.7).<br />
41 Die Spieltheorie beschreibt dieses Phänomen als „Gefangenendilemma“. Dieses entsteht <strong>in</strong> Situationen, <strong>in</strong> denen<br />
Akteure zwar selbstständig handeln, das von ihnen erziehlte Ergebnis aber nicht nur vom eigenen Verhalten, son<strong>der</strong>n<br />
auch vom Verhalten an<strong>der</strong>er Akteure abhängt (vgl. Ausführungen zu „Bodenpolitik <strong>und</strong> Interessensausgleich“ von Davy<br />
(2005: 122ff.).<br />
124