Von der Außen- zur Innenentwicklung in Städten und Gemeinden
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Kapitel 7: Kosten verschleiernde Wirkung von Entscheidungsketten<br />
machen diese beiden Verkehrszwecke jedoch zu etwa gleichen Teilen <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong><br />
Drittel des täglichen Fahraufwandes aus.<br />
Zusammenfassend kann somit festgestellt werden, dass die <strong>in</strong> Abschnitt 7.6 beschriebenen<br />
Zusatzkosten <strong>der</strong> Haushalte bei Inanspruchnahme <strong>der</strong> Fläche B gegenüber <strong>der</strong> Fläche A<br />
durchaus real existieren, die Relevanz ihrer Größenordnung von den Haushalten aber nicht<br />
wahrgenommen wird.<br />
7.7.2 Träger des übergeordneten Straßennetzes<br />
Der kumulative Entfernungseffekt wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Genehmigung von Baugebieten<br />
nicht ausreichend berücksichtigt<br />
Insbeson<strong>der</strong>e Pendelwege <strong>zur</strong> Arbeit, aber auch viele Pkw-Entfernungen für an<strong>der</strong>e Zwecke<br />
(E<strong>in</strong>kauf, Br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Holen, Freizeit) führen über das übergeordnete Straßennetz. Im Gegensatz<br />
zum Erschließungsnetz, bei dem vor allem die – relativ konstante – Anzahl <strong>der</strong> täglichen<br />
Wege entscheidend ist, ist <strong>der</strong> Kapazitätsbedarf dieses übergeordneten Netzes vor allem<br />
von den <strong>zur</strong>ückgelegten Entfernungen abhängig. <strong>Von</strong> den Baulastträgern <strong>der</strong> übergeordneten<br />
Straßennetze 80 , die <strong>in</strong> Kapitel 5 <strong>der</strong> Akteursgruppe <strong>der</strong> „<strong>in</strong>direkt Betroffenen“ zugeordnet<br />
wurden, werden im Rahmen ihrer Beteiligung als Träger öffentlicher Belange jedoch<br />
nur mögliche Überlastungen überprüft. Dies kann <strong>in</strong> aller Regel nur für Streckenabschnitte <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Nähe des entsprechenden Projektes geschehen, da nur hierfür Ursachen-Wirkungsbeziehungen<br />
herstellbar s<strong>in</strong>d. Die mit langen Pendelentfernungen e<strong>in</strong>hergehende zusätzliche Belastung<br />
des Gesamtnetzes bewirkt häufig Überlastungen an den Schwachstellen des Netzes,<br />
die sich z.T. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deutlichen räumlichen Abstand von den Baugebieten bef<strong>in</strong>den. Zudem<br />
s<strong>in</strong>d die Beiträge e<strong>in</strong>es jeden E<strong>in</strong>zelvorhabens <strong>der</strong> Baulandentwicklung sehr kle<strong>in</strong>. Die erheblichen<br />
Kostenwirkungen für die Träger <strong>der</strong> übergeordneten Straßennetze (Geme<strong>in</strong>den, Landkreise,<br />
Land, B<strong>und</strong>) ergeben sich somit aus <strong>der</strong> kumulativen Wirkung vieler ähnlich strukturierter<br />
Projekte. Dies wie<strong>der</strong>um erhöht den Modellierungsaufwand e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />
gleichzeitig die exakte Quantifizierbarkeit <strong>der</strong> Folgekosten erheblich. Die Folgekosten treten<br />
zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Form höherer Betriebs- <strong>und</strong> Instandhaltungskosten für die bestehenden Netzabschnitte<br />
auf. Zum an<strong>der</strong>en werden durch die zusätzlichen Belastungen Netzausbauten<br />
schneller <strong>und</strong> umfangreicher notwendig als im Falle e<strong>in</strong>er am ÖPNV orientierten Siedlungsentwicklung.<br />
Wie massiv diese kumulative Wirkung ausfallen kann, zeigt Abbildung 7-39 anhand e<strong>in</strong>er<br />
Modellrechnung für die Region Hannover 81 . Für diese Region mit etwa 1,1 Millionen E<strong>in</strong>wohnern<br />
wurden zwei Szenarien <strong>der</strong> Siedlungsentwicklung bis 2020 auf ihre Verkehrswirkung h<strong>in</strong><br />
80<br />
Im Gegensatz zu den Erschließungsstraßen e<strong>in</strong>es Baugebietes, <strong>der</strong>en Baulast immer bei <strong>der</strong> entsprechenden Heimatgeme<strong>in</strong>de<br />
liegt (sofern die Straße nicht als Privatstraßen def<strong>in</strong>iert wurde), zählen zu den Baulastträgern des übergeordneten<br />
Straßennetzes neben <strong>der</strong> Heimatgeme<strong>in</strong>de des Baugebietes auch die an<strong>der</strong>en Geme<strong>in</strong>den <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Region sowie die Kreise (Kreisstraßen), Län<strong>der</strong> (Landesstraßen) sowie <strong>der</strong> B<strong>und</strong> (B<strong>und</strong>esstraßen <strong>und</strong> Autobahnen).<br />
81<br />
Die Modellrechnung entstammen dem Projekt „Verkehrliche Wirkungen e<strong>in</strong>er dezentral-konzentrierten Siedlungsentwicklung“<br />
aus dem Forschungsprogramm „Stadtverkehr“ (FKZ 73.318.2003) des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Verkehr, Bau<br />
<strong>und</strong> Stadtentwicklung, das geme<strong>in</strong>sam von <strong>der</strong> TU Hamburg-Harburg <strong>und</strong> <strong>der</strong> Region Hannover bearbeitet wurde. Die<br />
Ergebnisse <strong>und</strong> Annahmen <strong>der</strong> Modellrechnung s<strong>in</strong>d u.a. dokumentiert <strong>in</strong>: Region Hannover (2007) sowie <strong>in</strong>: Bohnet,<br />
M.; Gutsche, J.-M.; Menze, A. (2006c).<br />
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