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Von der Außen- zur Innenentwicklung in Städten und Gemeinden

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Kapitel 3: Das Kostenparadoxon <strong>der</strong> Baulandentwicklung – Entwurf e<strong>in</strong>es Erklärungsschemas<br />

Es lassen sich zwar e<strong>in</strong>e Reihe von Beispielen für e<strong>in</strong>e solche verzerrte Kostenwahrnehmung<br />

f<strong>in</strong>den, 9 die Analyse <strong>der</strong> Wirkungszusammenhänge zeigt aber auch, dass die Akteure <strong>in</strong> vielen<br />

Fällen, <strong>in</strong> denen sie Standort- <strong>und</strong> Wohnformentscheidungen treffen, die dem raumplanerischen<br />

Ziel e<strong>in</strong>er flächen- <strong>und</strong> kosteneffizienten Siedlungsentwicklung zuwi<strong>der</strong> laufen, aus<br />

ihrer Sicht sehr rational <strong>und</strong> wirtschaftlich agieren. So können die Akteure (z.B. Geme<strong>in</strong>den,<br />

Projektentwickler, Haushalte o<strong>der</strong> Bauf<strong>in</strong>anzierer) <strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Entscheidungssituation<br />

häufig ihre Kosten reduzieren, weil die entstehenden Zusatzkosten e<strong>in</strong>er aufwändigen Siedlungsentwicklung<br />

von an<strong>der</strong>en Akteuren o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit zu tragen s<strong>in</strong>d. Paradoxerweise<br />

führen somit viele von den E<strong>in</strong>zelakteuren mit dem Ziel e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen Kostenreduktion<br />

getroffenen Entscheidungen <strong>in</strong> ihrer Summe zu e<strong>in</strong>er Siedlungsstruktur, <strong>der</strong>en tägliche<br />

Funktionen (z.B. Verkehr, Ver- <strong>und</strong> Entsorgung, Bildung, Infrastrukturerhaltung) für alle<br />

Bürger sehr aufwändig <strong>und</strong> teuer werden.<br />

Betrachtet man den Umfang des zusätzlichen Aufwandes e<strong>in</strong>er lockeren, dispersen Siedlungsentwicklung<br />

gegenüber e<strong>in</strong>er kompakten Siedlungsform, so überrascht es, dass von<br />

diesen Zusatzkosten nur sehr e<strong>in</strong>geschränkte Lenkungswirkungen h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er effizienteren<br />

<strong>und</strong> langfristig tragfähigeren Siedlungsentwicklung ausgehen. Bei näherer Betrachtung liegen<br />

die Ursachen hierbei vor allem dar<strong>in</strong>, dass h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Wahl e<strong>in</strong>es Standortes nicht die e<strong>in</strong>zelne<br />

Standortentscheidung steht, son<strong>der</strong>n sich diese vielmehr als das Ergebnis e<strong>in</strong>er ganzen<br />

Kette nicht koord<strong>in</strong>ierter E<strong>in</strong>zelentscheidungen unterschiedlicher Akteure ergibt. Davy (2005:<br />

117ff.) beschreibt dieses Phänomen im Rahmen des Diskurses <strong>zur</strong> Funktionsweise des Bodenmarktes<br />

mit dem spieltheoretischen Begriff des Gefangenendilemmas: „E<strong>in</strong>zelentscheidungen,<br />

die <strong>in</strong>dividuell rational s<strong>in</strong>d, (stehen) im Wi<strong>der</strong>spruch zu e<strong>in</strong>em kollektiven Entscheidungsverhalten.<br />

(…) Das Dilemma entsteht aus dem Spannungsverhältnis zwischen besserem<br />

Wissen, <strong>in</strong>dividuellen Präferenzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Fähigkeit <strong>zur</strong> spontanen Koord<strong>in</strong>ation<br />

von sozialem Verhalten“ (Davy 2005: 122). Interessanterweise spielt die Frage <strong>der</strong> Kostenm<strong>in</strong>imierung<br />

bei fast allen diesen E<strong>in</strong>zelentscheidungen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Das kumulative<br />

En<strong>der</strong>gebnis – nämlich die stadtregionale Gesamtstruktur – wird jedoch immer kostenaufwändiger.<br />

Für das im Folgenden dargestellte Phänomen wurde im Rahmen dieses Vorhabens<br />

daher <strong>der</strong> Erklärungsansatz des „Kostenparadoxons <strong>der</strong> Baulandentwicklung“ aufgestellt.<br />

Se<strong>in</strong>e Kernaussage lässt sich <strong>in</strong> den beiden folgenden Sätzen zusammenfassen:<br />

„Die Akteure <strong>der</strong> Baulandentwicklung versuchen ihre jeweiligen Kosten zu m<strong>in</strong>imieren.<br />

In <strong>der</strong> Summe ihrer Entscheidungen führt dies jedoch zu e<strong>in</strong>er sehr kostenaufwändigen regionalen<br />

Siedlungsstruktur.“<br />

Sucht man nach den konstituierenden Bestandteilen dieses Erklärungsschemas, so lassen<br />

sich die folgenden vier Elemente identifizieren:<br />

9 Vgl. hierzu vor allem Abschnitt 9.1.<br />

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