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Von der Außen- zur Innenentwicklung in Städten und Gemeinden

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Kapitel 7: Kosten verschleiernde Wirkung von Entscheidungsketten<br />

<strong>und</strong> Betriebskosten. Insgesamt führen Baugebiete <strong>in</strong> den nichtzentralen Geme<strong>in</strong>den des Umlandes<br />

daher zu deutlichen Mehrkosten sowohl im Bereich des motorisierten Individualverkehrs<br />

wie des öffentlichen Personennahverkehrs.<br />

Übertragen auf die Modellflächen ist aus regionaler Sicht Fläche A deutlich günstiger e<strong>in</strong>zuschätzen<br />

als die Fläche B. Haushalte des Standortes A erzeugen weniger Verkehr. Sie legen<br />

kürzere Strecken mit dem Pkw <strong>zur</strong>ück, dagegen steigt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Wege, die mit Fuß, Rad<br />

o<strong>der</strong> ÖPNV <strong>zur</strong>ückgelegt werden. Dadurch werden Straßen entlastet. Gleichzeitig steigt die<br />

Auslastung des ÖPNV. Die Ansiedlung auf A führt demnach zu ger<strong>in</strong>geren spezifischen Kosten<br />

sowohl für die Vorhaltung öffentlicher Verkehrs<strong>in</strong>frastrukturen (Straße, ÖPNV) als auch<br />

für die private Fahrzeugvorhaltung (Zweit- <strong>und</strong> Drittwagen) <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Betrieb (Fahrleistung).<br />

Abbildung 7-32 unterstreicht diese Zusammenhänge mit Ergebnissen e<strong>in</strong>er Haushaltsbefragung<br />

im Großraum Hamburg (Gutsche 2003c). Die Befragung richtete sich an Bewohner von<br />

Neubaugebieten im Großraum Hamburg (ca. 1.800 Haushalte bzw. 4.200 Personen). Dabei<br />

wurde über Wegeprotokolle u.a. die täglich mit dem Pkw <strong>zur</strong>ückgelegte Entfernung erfasst.<br />

Gleichzeitig wurde für alle Haushalte e<strong>in</strong> Profil <strong>der</strong> neuen Wohnstandorte aufgenommen, bei<br />

dem die regionalen Lage, das ÖPNV-Angebot sowie das Angebot mit Nahversorgungse<strong>in</strong>richtungen<br />

(Läden für den täglichen Bedarf wie E<strong>in</strong>zelhandel, Bäcker, Apotheke, …) berücksichtigt<br />

wurden. Der Parameter „Regionale Lage“ drückt dabei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zahlenwert aus, wie gut<br />

vom neu gewählten Wohnstandort aus Arbeits- <strong>und</strong> Bevölkerungsschwerpunkte <strong>der</strong> Region<br />

erreichbar s<strong>in</strong>d. Die Bewertung <strong>der</strong> Qualität des ÖPNV-Angebots beruht auf e<strong>in</strong>er Erhebung<br />

<strong>der</strong> Entfernung zwischen Wohnstandort <strong>und</strong> den nächstgelegenen Haltestellen sowie des<br />

Angebots an diesen Haltestellen (Taktfrequenz, Art <strong>der</strong> angebotenen Verkehrsmittel). Die<br />

Reichhaltigkeit des Angebots an Nahversorgungse<strong>in</strong>richtungen wurde durch e<strong>in</strong>e Zählung<br />

<strong>und</strong> Gewichtung vorhandener E<strong>in</strong>richtungen im Umkreis von 600 m um die jeweilige Wohnung<br />

bewertet.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> empirischen Erhebungen weisen deutlich nach, dass die mittlere, mit<br />

dem Pkw <strong>zur</strong>ückgelegte Entfernung, von den zentralen zu den dezentralen Standorten deutlich<br />

zunimmt. Weitere Entfernungszunahmen ergeben sich, wenn die Neubaugebiete schlecht<br />

an den ÖPNV angeb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e nur sehr un<strong>zur</strong>eichende Nahraumversorgung<br />

gegeben ist. Die Entscheidung über die Ausweisung e<strong>in</strong>es Baugebietes auf den Flächen<br />

A (zentrale Lage, mit hoher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit ÖPNV-Anschluss <strong>und</strong> Nahversorgung) o<strong>der</strong> B<br />

(dezentrale Lage, vermutlich ke<strong>in</strong> ÖPNV-Anschluss, ggf. ke<strong>in</strong>e Nahversorgung) zieht somit<br />

erhebliche Verkehrswirkungen nach sich.<br />

Zusätzliche Verkehrsmengen, ausgelöst durch zusätzliche Wege mit dem Pkw, vor allem aber<br />

durch weitere mit dem Pkw <strong>zur</strong>ückgelegte Entfernungen, br<strong>in</strong>gen immer Verkehrsfolgewirkungen<br />

mit sich. Diese negativen Folgewirkungen, wie Energieverbrauch, Lärm, Emissionen<br />

<strong>und</strong> Kosten, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> vielen Fällen die wesentlichen Bestimmungsgründe, <strong>der</strong>etwegen e<strong>in</strong>e<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Verkehrsfolgen siedlungspolitischer Entscheidungen notwendig<br />

wird. Weil dieser Forschungsbericht den Schwerpunkt auf die ökonomische Kostenseite <strong>der</strong><br />

Siedlungsentwicklung legt, soll sie an dieser Stelle im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehen.<br />

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