Sebastian Kurtenbach
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ist unbestreitbar, dass es die beschriebenen Funktionsräume gab und gibt, wie besonders an<br />
migrantengeprägten Stadtgebieten zu sehen ist. Auf diesen urbanen Funktionsraum wird in der<br />
vorliegenden Arbeit besonderes Augenmerk gerichtet.<br />
1.4.4 Zone in transition als urbaner Funktionsraum<br />
Burgess beschreibt die zone in transition mit den drastischen Worten: „Within a deteriorating<br />
area are rooming-‐housing, the purgatory of ,lost souls‘“. (Burgess 1984, S. 57) Es sind seiner<br />
Auffassung nach Orte der Desintegration, die jedoch auch Kreative anziehen und Wohnraum für<br />
Migranten und ärmere Bürger bereithalten. Innerhalb der zone in transition bilden Migranten<br />
auch natural areas, die durch monoethnische Gegenden, wie z.B. Little Italy in New York, geprägt<br />
werden. Den Einwohnern wird zugeschrieben, dass sie die zone in transition, in die sie vor noch<br />
nicht allzu langer Zeit zugezogen sind, bald wieder verlassen wollen, denn mit einem Verlassen<br />
des Ortes ist auch ein sozialer Aufstieg verbunden (vgl. Burgess 1984, S. 56). Die zone in<br />
transition ist demnach der Ort, an dem Migranten ankommen, in dem sie Orientierung finden<br />
und von dem sie schnellstmöglich wieder fortziehen möchten. Sie bietet aber auch Gelegenheit<br />
zur Arbeit und ermöglicht soziale Unterstützung (vgl. Häußermann/Läpple/Siebel 2008,<br />
S. 313ff.).<br />
Zwar ist der bauliche Zustand der Wohnungen schlecht und das soziale Milieu tendenziell<br />
ethnisch und/oder sozial homogen, doch ist es auch der Ort der Künstler und des Neuen in der<br />
Stadt. Neben Angehörigen ethnischer Minoritäten leben dort auch „junge, alleinstehende<br />
Erwachsene, die am Beginn ihrer beruflichen und familiären Karriere stehen. Sie sind dort<br />
eingezogen, weil sie für die meist schlecht ausgestatteten Altbauwohnungen geringe Mieten<br />
zahlen müssen.“ (Hamm/Neumann 1996, S. 206) Auch finden sich Leichtindustrie,<br />
Handwerksbetriebe und Vergnügungsstätten in der zone in transition (vgl. Hamm/Neumann<br />
1996, S. 184). Solche Gewerbebetriebe sind oftmals mit Lärm und Emissionen verbunden, die<br />
ruhige Wohnverhältnisse eher schwierig machen. Sie ermöglichen den dort ansässigen<br />
Bewohnern allerdings ein geringes Einkommen durch erste, auch informelle,<br />
Arbeitsmöglichkeiten.<br />
Doug Saunders hat in seinen journalistischen Berichten über solche Ankunftsstädte überall auf<br />
der Welt dieselben Entwicklungen beschrieben (vgl. Saunders 2011). Es gibt in jeder Stadt ein<br />
Gebiet, in dem Migranten ankommen. In einigen Fällen wird dieser Ankunftsort durch diese<br />
selbst transformiert. In anderen Quartieren dient er als soziale Schleuse. Gemeinsam ist diesen<br />
Orten –und das deckt sich mit den Beschreibungen der Chicagoer Schule, dass sie eine<br />
Brückenkopffunktion innehaben. Das bedeutet, wenn in einem Gebiet bereits Migranten aus<br />
Land X oder Dorf Y wohnen, werden auch weitere Migranten mit demselben kulturellen<br />
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