Sebastian Kurtenbach
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eschriebenen Segregationsarten (vgl. Abschnitt 1.5) überlagern. Arbeiterquartiere waren<br />
zumeist geprägt von gegenseitiger nachbarschaftlicher Solidarität, Hilfe und sozialer Kontrolle<br />
(vgl. u.a. Croon/Utermann 1958; Mackensen et al. 1959; Elias/Scotson 1993). Durch den<br />
Rückzug der Produktionsstätten aus den Städten kam es vermehrt zu Fortzügen, was bis dahin<br />
die Ausnahme war (vgl. Neu 2007, S. 8). Die nachbarschaftlichen Netzwerke erodierten, und da<br />
es sich in diesen Quartieren meist um Wohnungen in schlechtem baulichem Zustand zu geringer<br />
Miete handelte, zogen nach und nach sozial schlechter gestellte Haushalte hinzu. Nicht selten<br />
waren dies Migrantenhaushalte. Wer in diesem Quartier blieb, konnte sich in der Regel einen<br />
Umzug entweder nicht leisten oder wollte aufgrund seines Alters nicht mehr umziehen (vgl.<br />
Strohmeier 2008, S. 492).<br />
Aber nicht nur ehemalige Arbeiterquartiere sind die Armutsquartiere der postindustriellen<br />
Stadt. Großwohnsiedlungen, die nur durch Automobilisierung breiter Bevölkerungsschichten so<br />
ermöglicht werden konnten, weisen oftmals ähnliche kumulierte Problemlagen auf. Zumeist sind<br />
diese Großwohnsiedlungen an den Stadträndern errichtet und geplant worden für Haushalte mit<br />
einem Ernährer, einer Hausfrau und Kindern. Das entsprach dem Rollenbild der damaligen Zeit.<br />
Das Auto war notwendig, um die Arbeitsstätte zu erreichen, und die Häuser lagen in<br />
Grünanlagen fernab des Stadtzentrums (vgl. Brailich et al. 2008, S. 128ff.). Diese<br />
monostrukturelle Wohnweise war allerdings für breite Bevölkerungsschichten nicht lange von<br />
Interesse. Da die Mietpreise aufgrund der geringen Nachfrage fielen, zogen auch dorthin nach<br />
und nach Migranten und Arme. Somit sind die Armutsquartiere der postindustriellen Stadt zum<br />
einen ehemalige Arbeiterquartiere und zum anderen Großwohnsiedlungen der 1960er-‐ und<br />
1970er-‐Jahre.<br />
Armutsquartiere können allerdings im Sinne der sozialräumlichen Differenzierung zwei<br />
unterschiedliche Funktionen erfüllen: entweder die Funktion eines sozialen Relegationsgebietes<br />
oder die einer urbanen Integrationsschleuse. Beide Funktionen werden im Folgenden<br />
konzeptionell und idealtypisch beschrieben.<br />
1.5.7.1 Typisierung: Armutsquartier als „Relegationsgebiet“<br />
Quartiere, die als Relegationsgebiet oder auch Getto, soziale Endstationen oder Banlieues<br />
bezeichnet werden, beheimaten Menschen, die primär von passiver sozialer Segregation<br />
betroffen sind (vgl. Wacquant 2004, S. 148f.). Hinzu kommen ethnische wie auch demografische<br />
Segregation. Die Wanderungsbeziehungen mit anderen städtischen Quartieren oder über die<br />
Stadtgrenze hinaus sind nahezu zum Erliegen gekommen, Umzüge finden, wenn überhaupt, nur<br />
innerhalb des Quartiers statt. Trotz geringer Fluktuation sind nachbarschaftliche Hilfsnetzwerke<br />
kaum zu beobachten. Austauschbeziehungen finden primär innerhalb von familiären<br />
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