Sebastian Kurtenbach
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Einleitung<br />
Heute wie vor hundert Jahren wachsen Städte durch Zuwanderung: in westlichen Ländern durch<br />
internationale Zuwanderung und in Schwellenländern durch Landflucht. Jedoch ist der Begriff<br />
Stadt als Zuwanderungsziel undifferenziert und zeigt nicht die Herausforderungen und die<br />
Realitäten der Zuwanderer und der Stadtpolitik auf. Denn zugewandert wird vorrangig in einige<br />
wenige Stadtbezirke einer jeden Stadt. Bereits die Sozialforscher der Chicagoer Schule haben<br />
dies durch Begehungen beobachtet und in ihre grundlegenden stadtsoziologischen Arbeiten<br />
aufgenommen.<br />
Auch heute sehen wir Zeugnisse dieser räumlich konzentrierten Zuwanderung, wie sie z.B. der<br />
Journalist Doug Saunders dokumentiert hat. In den städtischen Ankunftsgebieten finden<br />
Zuwanderer erste Arbeitsmöglichkeiten, und die „Platzkarte“ für ein Leben in der neuen<br />
Umgebung wird hier vergeben. Oftmals sind diese Gebiete armutsgeprägt und zugleich<br />
interkulturell. Nur wenige Zuwanderer bleiben längere Zeit in diesen Gebieten. Viele ziehen<br />
weiter oder zurück ins Migrationsquellgebiet. Sie alle eint die Hoffnung auf ein besseres Leben<br />
für sich oder ihre Familie.<br />
Solche Ankunftsorte können also auch als Durchgangsgebiet oder urbane Integrationsschleuse<br />
bezeichnet werden, wenn es gelingt, sozialen Aufstieg zu organisieren und erlebbar zu machen.<br />
Wenn diese Hoffnung enttäuscht wird, kann es beim Betroffenen zur Resignation kommen. Orte,<br />
in denen viele Menschen mit derartigen Erfahrungen leben, sind keine hoffnungsvollen<br />
Ankunftsorte mehr; sie haben einen anderen Charakter. Im Englischen gibt es dafür die recht<br />
anschauliche Bezeichnung „depressed area“ oder im Französischen den Begriff „relegation“. Es<br />
gibt somit zwei Arten von armuts-‐ und zuwanderungsgeprägten städtischen Gebieten, die sich<br />
zugleich in ihrer Funktion voneinander unterscheiden: zum einen die Integrationsschleusen und<br />
zum anderen die Orte der Relegation.<br />
Für die Stadtpolitik ist es demnach entscheidend zu wissen, welche Orte in ihrer Stadt welches<br />
Profil aufweisen und wie angemessene integrationsunterstützende Maßnahmen aussehen<br />
können. In diesem Sinne wird der inhaltliche Fokus der Arbeit, die sich als Zielgruppe an<br />
Stadtforscher und Kommunalpolitiker richtet, auf die urbanen Integrationsschleusen gelegt. Die<br />
Arbeit orientiert sich im Wesentlichen an vier Leitfragen:<br />
• Inwieweit haben städtische Teilgebiete, wenn sie sozial passiv segregiert sind, eine<br />
soziale Schleusenfunktion inne?<br />
• Wie ist eine solche Schleusenfunktion zu operationalisieren?<br />
• Welche Bevölkerungsgruppen leben wie lange in der urbanen Integrationsschleuse und<br />
wohin wandern sie ggf.?<br />
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