05.06.2013 Aufrufe

Sebastian Kurtenbach

Sebastian Kurtenbach

Sebastian Kurtenbach

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Einleitung<br />

Heute wie vor hundert Jahren wachsen Städte durch Zuwanderung: in westlichen Ländern durch<br />

internationale Zuwanderung und in Schwellenländern durch Landflucht. Jedoch ist der Begriff<br />

Stadt als Zuwanderungsziel undifferenziert und zeigt nicht die Herausforderungen und die<br />

Realitäten der Zuwanderer und der Stadtpolitik auf. Denn zugewandert wird vorrangig in einige<br />

wenige Stadtbezirke einer jeden Stadt. Bereits die Sozialforscher der Chicagoer Schule haben<br />

dies durch Begehungen beobachtet und in ihre grundlegenden stadtsoziologischen Arbeiten<br />

aufgenommen.<br />

Auch heute sehen wir Zeugnisse dieser räumlich konzentrierten Zuwanderung, wie sie z.B. der<br />

Journalist Doug Saunders dokumentiert hat. In den städtischen Ankunftsgebieten finden<br />

Zuwanderer erste Arbeitsmöglichkeiten, und die „Platzkarte“ für ein Leben in der neuen<br />

Umgebung wird hier vergeben. Oftmals sind diese Gebiete armutsgeprägt und zugleich<br />

interkulturell. Nur wenige Zuwanderer bleiben längere Zeit in diesen Gebieten. Viele ziehen<br />

weiter oder zurück ins Migrationsquellgebiet. Sie alle eint die Hoffnung auf ein besseres Leben<br />

für sich oder ihre Familie.<br />

Solche Ankunftsorte können also auch als Durchgangsgebiet oder urbane Integrationsschleuse<br />

bezeichnet werden, wenn es gelingt, sozialen Aufstieg zu organisieren und erlebbar zu machen.<br />

Wenn diese Hoffnung enttäuscht wird, kann es beim Betroffenen zur Resignation kommen. Orte,<br />

in denen viele Menschen mit derartigen Erfahrungen leben, sind keine hoffnungsvollen<br />

Ankunftsorte mehr; sie haben einen anderen Charakter. Im Englischen gibt es dafür die recht<br />

anschauliche Bezeichnung „depressed area“ oder im Französischen den Begriff „relegation“. Es<br />

gibt somit zwei Arten von armuts-­‐ und zuwanderungsgeprägten städtischen Gebieten, die sich<br />

zugleich in ihrer Funktion voneinander unterscheiden: zum einen die Integrationsschleusen und<br />

zum anderen die Orte der Relegation.<br />

Für die Stadtpolitik ist es demnach entscheidend zu wissen, welche Orte in ihrer Stadt welches<br />

Profil aufweisen und wie angemessene integrationsunterstützende Maßnahmen aussehen<br />

können. In diesem Sinne wird der inhaltliche Fokus der Arbeit, die sich als Zielgruppe an<br />

Stadtforscher und Kommunalpolitiker richtet, auf die urbanen Integrationsschleusen gelegt. Die<br />

Arbeit orientiert sich im Wesentlichen an vier Leitfragen:<br />

• Inwieweit haben städtische Teilgebiete, wenn sie sozial passiv segregiert sind, eine<br />

soziale Schleusenfunktion inne?<br />

• Wie ist eine solche Schleusenfunktion zu operationalisieren?<br />

• Welche Bevölkerungsgruppen leben wie lange in der urbanen Integrationsschleuse und<br />

wohin wandern sie ggf.?<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!