Sebastian Kurtenbach
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Hintergrund hinzuziehen, was wiederum mit der Invasions-‐Sukzessions-‐Theorie 17<br />
übereinstimmt. Es gibt in urbanen Strukturen auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts Stadtgebiete,<br />
in die Migranten bevorzugt ziehen, wo sie aber nur eine kurze Zeit verweilen, um<br />
weiterzuziehen, nachdem sie sich wirtschaftlich und kulturell etabliert haben – so der Idealfall.<br />
Ein Quartier, das solche Eigenschaften erfüllt, hat den Charakter einer zone in transition.<br />
Solche Entwicklungen sind allerdings weder räumlich noch sozial als statisch anzusehen.<br />
Vielmehr sind städtische Funktionsräume, und damit auch urbane Integrationsschleusen,<br />
Dynamiken unterworfen. Bereits den Sozialökologen Burgess und Park war bewusst, dass sich<br />
unterscheidbare soziale Phänomene in kleineren Gebietseinheiten als der gesamtstädtischen<br />
Ebene zeigen (vgl. Park 1974, S. 90). Wie solche Dynamiken ablaufen und wie beispielsweise<br />
städtische Funktionsräume wie die zone in transition produziert und verändert werden, wird in<br />
der sozialökologischen Stadtforschung mittels Invasion und Sukzession erklärt.<br />
1.4.5 Invasions-‐Sukzessions-‐Zyklen<br />
Wie beim gesamtstädtischen Modell wird auch innerhalb des Konzepts des Invasions-‐<br />
Sukzessions-‐Zyklus davon ausgegangen, dass es sich um ökologische Prozesse handelt, die in<br />
Analogie zur Natur zu beschreiben sind. Der Grundgedanke dabei ist, dass in einem Gebiet zu<br />
Beginn des Beobachtungszeitraums eine andere Bevölkerungsgruppe lebt als zum Ende des<br />
Beobachtungszeitraums (vgl. Hamm/Neumann 1996, S. 212).Durch Wanderungsbewegungen<br />
hin zu und fort vom Beobachtungsgebiet ändert sich die Gebietsbevölkerung. „Dies geschieht in<br />
der Regel dann, wenn der soziale Status einer der beiden Gruppen[Zuwanderer oder<br />
Fortzeihende] sich verändert.“ (Hamm/Neumann 1996, S. 212) Eine solche Statusänderung<br />
könnte beispielsweise der soziale Aufstieg einer ethnischen Minorität sein, die sich im Raum<br />
manifestiert. In der Fachliteratur wird zum Teil das Beispiel des Zuzugs afroamerikanischer<br />
Bewohner in ein von weißen Bewohnern geprägtes Gebiet angesprochen (vgl. Hamm/Neumann<br />
1996, S. 212). Der Invasions-‐Sukzessions-‐Zyklus verläuft idealtypisch in mehreren Phasen und<br />
beginnt mit dem Zuzug weniger Angehöriger einer Minderheitsgruppe. Nach und nach ziehen<br />
weitere Angehörige dieser Minorität nach. Nach einiger Zeit versuchen die Einheimischen dies<br />
zu verhindern oder empören sich darüber. „Wenn die Zahl der ,Invasoren‘ aber einen gewissen<br />
Umfang (,tipping-‐point‘) erreicht hat, dann sehen die bisher Ansässigen ihren Widerstand als<br />
zwecklos und beginnen fluchtartig das Wohngebiet zu verlassen, in das dann rasch weitere<br />
Invasoren nachziehen.“ (Hamm/Neumann 1996, S. 212) Sobald in einem Gebiet die Minderheit<br />
zur Mehrheit geworden ist, etabliert sie auch ihre eigene Infrastruktur wie z.B. kulturspezifische<br />
17 Vgl. Abschnitt 1.4.5<br />
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