Sebastian Kurtenbach
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1.5.6.1 Das Quartier als lebensweltlicher Ort<br />
Unter Berücksichtigung der Lebenswelt der Bewohnerwerden städtische Teilgebiete als<br />
Quartierbezeichnet. Für Quartiere gibt es eine Reihe von Begriffen, wie beispielsweise Bahnhofs-‐<br />
oder Bankenviertel, um eine Funktion zu beschreiben, aber auch – abhängig von der jeweiligen<br />
Stadt – ortseigene Bezeichnungen, wie z.B. Veedel in Köln, Kolonie im Ruhrgebiet oder Kiez in<br />
Berlin (vgl. Schnur 2008, S. 8). All diese und auch weitere Begriffe beschreiben einen städtischen<br />
Teilraum, der nicht unbedingt mit administrativen Grenzen übereinstimmen muss. Vielmehr<br />
orientiert sich eine solche Einteilung an individuellen Sichtweisen oder den Funktionen, die dem<br />
jeweiligen Gebiet zugeschrieben werden. Schnur hat vor diesem Hintergrund Quartier wie folgt<br />
definiert: „Ein Quartier ist ein kontextuell eingebetteter, durch externe und interne Handlungen<br />
sozial konstruierter, jedoch unscharf konturierter Mittelpunkt-‐Ort alltäglicher Lebenswelten<br />
und individueller sozialer Sphären, deren Schnittmengen sich im räumlich-‐identifikatorischen<br />
Zusammenhang eines überschaubaren Wohnumfelds abbilden.“ (Schnur 2008, S. 79)<br />
Unter theoretischen Gesichtspunkten ist dies eine, wie er selber schreibt, Fuzzy-‐Definition (vgl.<br />
Schnur 2008, S. 79). Sie hat keine scharfen Grenzen, beschreibt aber die individuelle Einteilung<br />
der eigenen Umwelt. Dadurch ist ein Quartier ein lebensweltlicher „Mittelpunktort“, der<br />
Ressourcen und Normen für seine Bewohner beinhaltet. Auswirkungen, die auf kumulierte<br />
quartiersbezogene Faktoren bzw. Ressourcen zurückzuführen sind, werden als Kontexteffekte<br />
verstanden. Solche quartiersbezogenen Kontexteffekte sind insbesondere in sozial belasteten<br />
Quartieren zu beobachten, wie Strohmeier zeigt (vgl. Strohmeier 2010, S. 318ff). Somit sind<br />
grundlegende theoretische Konzepte, was ein Quartier ist und wie es auf seine Bewohner wirkt,<br />
als Ausdruck sozialer Differenzierung vorhanden. Allerdings fehlen nach wie vor Theorien, nach<br />
welchen Gesetzmäßigkeiten sich Quartiere entwickeln. Für die vorliegende Arbeit werden im<br />
Folgenden Überlegungen skizziert, wie ein Quartier so abgegrenzt werden kann, dass<br />
quantitative Stadtforschung umsetzbar wird 25.<br />
1.5.6.2 Das Quartier als abgrenzbare Einheit<br />
Ein Quartier ist, so die theoretische Vorüberlegung, eine städtische Teileinheit, die zugleich<br />
Funktionen wie Wohnraum, Erholungsgelegenheiten, Bildungseinrichtungen usw. beheimatet.<br />
Ein Quartier hat demnach eine zusammenhängende Flächenausdehnung, die geringer ist als die<br />
gesamte betrachtete Fläche. Diese wiederum ist zu bilden aus der Summe aller Teilflächen, d.h.<br />
aller Quartiere. Daher ist jeder Ort in einer Stadt Teil eines Quartiers. Anders als in der<br />
25 Eine ausführliche Darstellung unterschiedlicher Quartierskonzepte bietet Schnur 2008.<br />
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