Sebastian Kurtenbach
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5 Zusammenfassung und Fazit<br />
Fokus der Untersuchung lag auf der Beobachtung, dass es in Städten Bereiche mit vermehrtem<br />
Zu-‐ und Fortzug gibt, die zugleich multiethnisch geprägt sind. Viele, wenn nicht jede Großstadt<br />
hat ein solches Gebiet, das unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Allen gemeinsam ist, dass der<br />
Integrationsprozess der Zugewanderten räumlich dort beginnt. Wir leben zwar nicht mehr in<br />
den Zeiten Georg Simmels, als die Zuwanderung vom Land in die Stadt eine Art Schock war, doch<br />
stellt der neue Lebensabschnitt, der mit der Zuwanderung beginnt, jeden Menschen vor neue<br />
Herausforderungen. Das gilt insbesondere, wenn es sich um internationale Zuwanderung<br />
handelt. Zuwanderer ziehen dann oftmals zu Zuwanderern, was bereits die Forscher der<br />
Chicagoer Schule zu Beginn des 20. Jahrhunderts beobachten konnten. Sie nannten diese Orte<br />
zone in transition. Wie der erste Abschnitt der Arbeit gezeigt hat, ist diese, wie alle anderen<br />
städtischen Strukturen, ein Produkt funktionaler Differenzierung, das durch soziale<br />
Differenzierung ausgestaltet wird. Es wandern zwar relativ viele Menschen von außen in dieses<br />
Gebiet zu, doch verlassen sie es, wenn sie können, nach relativ kurzer Zeit wieder. Von daher hat<br />
dieser Ort für die Menschen eine Schleusenfunktion inne. Es ist die urbane Integrationsschleuse<br />
der Stadt. Dort finden Zuwanderer erste Orientierung und die Chance erste<br />
Arbeitsgelegenheiten wahrzunehmen. Die urbane Integrationsschleuse kann allerdings nur ihre<br />
Funktion erfüllen, wenn es Menschen gibt, die den Zuwanderern grundlegende Wohn-‐ und<br />
Arbeitsmöglichkeiten geben, die sogenannte Sockelbevölkerung 53. Diese fungiert als eine Art<br />
Brückenkopf in die alte Heimat, denn bei der Sockelbevölkerung handelt es sich ebenfalls um<br />
Zuwanderer. Doch leben sie bereits seit längerer Zeit in der urbanen Integrationszone. Sie haben<br />
soziale Netzwerke im Stadtteile und kennen die Aufnahmegesellschaft. Dadurch können sie dem<br />
Neuankömmling wichtige Informationen geben und Zugang zu informellen nachbarschaftlichen<br />
Hilfenetzwerken verschaffen.<br />
Nach einiger Zeit, wenn z.B. die Sprache oder auch Qualifikationen erworben worden sind,<br />
können die neu Zugewanderten an einem anderen Ort der Stadt eine besser bezahlte Arbeit<br />
finden und ziehen weg, da der Wohnraum im Gebiet der urbanen Integrationsschleuse zumeist<br />
in schlechtem Zustand ist. Die meisten ziehen entweder, da sie einen sozialen Aufstieg erlebt<br />
haben, in sozial besser gestellte Orte, oder sie suchen sich andere Bleibemöglichkeiten, da sie es<br />
nicht geschafft haben, sich sozial oder ökonomisch in der neuen Stadt zu etablieren. Somit hat<br />
die urbane Integrationsschleuse eine Verteilerfunktion inne. In ihr wird die „Platzkarte“ für die<br />
Zukunft eines Zuwanderers entscheidend mitgeprägt. Solche Ankunftsorte bringen daher für die<br />
53 Dietrich von Oppen hat die Sockelbevölkerung als Gruppe als „Stützpunkt“ für nachziehende Verwandte benannt<br />
(vgl. von Oppen 1958, S. 17).<br />
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