05.06.2013 Aufrufe

Sebastian Kurtenbach

Sebastian Kurtenbach

Sebastian Kurtenbach

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

5 Zusammenfassung und Fazit<br />

Fokus der Untersuchung lag auf der Beobachtung, dass es in Städten Bereiche mit vermehrtem<br />

Zu-­‐ und Fortzug gibt, die zugleich multiethnisch geprägt sind. Viele, wenn nicht jede Großstadt<br />

hat ein solches Gebiet, das unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Allen gemeinsam ist, dass der<br />

Integrationsprozess der Zugewanderten räumlich dort beginnt. Wir leben zwar nicht mehr in<br />

den Zeiten Georg Simmels, als die Zuwanderung vom Land in die Stadt eine Art Schock war, doch<br />

stellt der neue Lebensabschnitt, der mit der Zuwanderung beginnt, jeden Menschen vor neue<br />

Herausforderungen. Das gilt insbesondere, wenn es sich um internationale Zuwanderung<br />

handelt. Zuwanderer ziehen dann oftmals zu Zuwanderern, was bereits die Forscher der<br />

Chicagoer Schule zu Beginn des 20. Jahrhunderts beobachten konnten. Sie nannten diese Orte<br />

zone in transition. Wie der erste Abschnitt der Arbeit gezeigt hat, ist diese, wie alle anderen<br />

städtischen Strukturen, ein Produkt funktionaler Differenzierung, das durch soziale<br />

Differenzierung ausgestaltet wird. Es wandern zwar relativ viele Menschen von außen in dieses<br />

Gebiet zu, doch verlassen sie es, wenn sie können, nach relativ kurzer Zeit wieder. Von daher hat<br />

dieser Ort für die Menschen eine Schleusenfunktion inne. Es ist die urbane Integrationsschleuse<br />

der Stadt. Dort finden Zuwanderer erste Orientierung und die Chance erste<br />

Arbeitsgelegenheiten wahrzunehmen. Die urbane Integrationsschleuse kann allerdings nur ihre<br />

Funktion erfüllen, wenn es Menschen gibt, die den Zuwanderern grundlegende Wohn-­‐ und<br />

Arbeitsmöglichkeiten geben, die sogenannte Sockelbevölkerung 53. Diese fungiert als eine Art<br />

Brückenkopf in die alte Heimat, denn bei der Sockelbevölkerung handelt es sich ebenfalls um<br />

Zuwanderer. Doch leben sie bereits seit längerer Zeit in der urbanen Integrationszone. Sie haben<br />

soziale Netzwerke im Stadtteile und kennen die Aufnahmegesellschaft. Dadurch können sie dem<br />

Neuankömmling wichtige Informationen geben und Zugang zu informellen nachbarschaftlichen<br />

Hilfenetzwerken verschaffen.<br />

Nach einiger Zeit, wenn z.B. die Sprache oder auch Qualifikationen erworben worden sind,<br />

können die neu Zugewanderten an einem anderen Ort der Stadt eine besser bezahlte Arbeit<br />

finden und ziehen weg, da der Wohnraum im Gebiet der urbanen Integrationsschleuse zumeist<br />

in schlechtem Zustand ist. Die meisten ziehen entweder, da sie einen sozialen Aufstieg erlebt<br />

haben, in sozial besser gestellte Orte, oder sie suchen sich andere Bleibemöglichkeiten, da sie es<br />

nicht geschafft haben, sich sozial oder ökonomisch in der neuen Stadt zu etablieren. Somit hat<br />

die urbane Integrationsschleuse eine Verteilerfunktion inne. In ihr wird die „Platzkarte“ für die<br />

Zukunft eines Zuwanderers entscheidend mitgeprägt. Solche Ankunftsorte bringen daher für die<br />

53 Dietrich von Oppen hat die Sockelbevölkerung als Gruppe als „Stützpunkt“ für nachziehende Verwandte benannt<br />

(vgl. von Oppen 1958, S. 17).<br />

99

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!